5 - #WissenHören. Begeisterung für die Energieverfahrenstechnik - Prof. Dr. Katharina Herkendell/ClipID:43849 vorhergehender Clip nächster Clip

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Prof. Dr. Katharina Herkendell ist Juniorprofessorin für Dezentrale Energieverfahrenstechnik im Bereich der Bioelektrokatalyse an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Was genau Bioelektrokatalyse ist, wo sie uns begegnet und wie sie gegen den Klimawandel helfen kann, erfahrt ihr in dieser Folge.

Webseite des Lehrstuhls: https://www.evt.tf.fau.de/

Webseite von funklust, den Campusmedien: https://www.funklust.de

Webseite des ZiWiS: https://www.ziwis.fau.de

FAU Podcast #Wissenhören

Hannah Haberberger, Nina Bundels

Schlüsselworte: podcast herkendell
Aufnahme Datum 2022-09-15

Wissen hören. Wissenschaft direkt aufs Ohr. Unser Gast heute: Professorin Dr. Katharina Herkendell vom Department für Chemie- und Bioingenieurwesen.

,Wir brauchen die Speicher, wir brauchen den Transport für Wasserstoff, um erneuerbar erzeugten Strom innerhalb von irgendwelchen Energieträgern an die Stellen zu bringen, die es braucht. Und da muss der Staat eine ganz klare Rolle spielen.´

Herzlich willkommen zu unserem Podcast rund um Wissenschaft an der Uni. Einfach, locker und sogar spielerisch erklärt. Wir, das sind Nina, Anna, Janno und ich, Hannah, haben zusammen mit dem ZIWIS und Funklust, den Campusmedien der FAU, spannende und renommierte ForscherInnen unserer Uni vor's Mikro geholt.

In dieser Folge besuchen wir Professorin Dr. Katharina Herkendell. Sie ist Juniorprofessorin für dezentrale Energieverfahrenstechnik im Bereich der Bio-Elektrokatalyse. Was genau das überhaupt ist, wo es uns begegnet und wie es gegen den Klimawandel helfen kann, erfahrt ihr in dieser Folge. Wir sind heute in Nürnberg auf AEG bei Katharina Herkendell am Lehrstuhl für Energieverfahrenstechnik.

Hallo Katharina.

Hallo. Schön, dass ihr hier seid.

Genau. Und heute werden wir uns wie immer auf eine kleine Reise durch Erlangen begeben, um etwas über deinen Forschungsschwerpunkt herauszufinden. Und zwar ist das die dezentrale Energieverfahrenstechnik. Und ich würde sagen, wir schnacken gar nicht lang drum rum, sondern du darfst das erste Mal würfeln.

Sehr gerne. Ich bin schon gespannt, weil ich ja noch gar nicht so oft in Erlangen war, durch Lockdown und Co. Kann ich vielleicht Erlangen jetzt auch etwas besser kennenlernen. Oh, gleich mit sechs.

Dann geht es gleich mit großen Schritten voran. Du darfst ziehen.

1, 2, 3, 4. Oh, Bahnhof.

Wow. Das hatte, glaube ich, bei uns noch niemand. Nee. Wir sind jetzt gleich auf einem Bahnhoffeld. Das bedeutet, du hast die Möglichkeit gleich ein ganzes Stück nach vorne zu rutschen, indem du unsere Frage richtig beantwortest, die wir jetzt für dich haben. Würde ich einmal direkt stellen. Und zwar ist die Frage an dich: „Wie heißt das Forschungsmagazin der FAU?“

 Das Forschungsmagazin ist der Friedrich.

Yeah, richtig. Auf die Wahl. Gut, dann darfst du noch mal würfeln.

Jetzt habe ich die Philfak und die Medfak glatt übersprungen. Bin ich gar nicht so böse drum, da kenne ich nämlich niemanden.

Noch nicht. Jetzt sind wir auf der in der Naturwissenschaftlichen Fakultät gelandet. Und in der Naturwissenschaftlichen Fakultät arbeitet man ja viel mit Versuchen. Und deswegen würden wir dich bitten, die nächste Frage so wie eine Art Versuchsaufbau einmal zu beschreiben. Das heißt mit, was ist unsere Forschungsfrage? Wie geht man vor? Und was ist das Ziel? Und die Frage ist, du forscht im Bereich der Bio-Elektrokatalyse. Das hatten wir gerade schon erwähnt. Und da wir jetzt aus den Geisteswissenschaften kommen, kennen wir uns damit nicht wirklich aus. Wir sind dann noch nicht wirklich in Kontakt mit gekommen. Was genau untersuchst du denn da?

Genau, also die Forschungsfrage ist quasi, was können wir zum Energiemix beitragen? Wir wissen alle, Klimawandel findet statt. Wir brauchen unsere Energie nicht mehr aus Fossilen. Und wir wollen zum Beispiel eher CO2, die das eh schon in der Atmosphäre ist, rausziehen. Oder wir wollen halt CO2, was wir ausstoßen, möglichst spät ausstoßen, in sogenannten Kaskadennutzung. Nennt sich das dann, dass man zum Beispiel Biomasse möglichst oft erst stofflich verwertet, bevor man es dann verbrennt oder irgendwie energetisch verwertet. Also geht es quasi darum, wie können wir möglichst effizient arbeiten mit möglichst umweltfreundlichen Methoden, um zum Beispiel CO2 zu valorisieren oder Strom zu generieren. Was dann bei mir der Versuchsaufbau ist, quasi, das sind die Biokatalysatoren. Ich arbeite nicht wie normal quasi mit chemischen Katalysatoren, sondern mit zum Beispiel Enzymen oder Mikroorganismen, die dann sehr spezifisch umwandeln können. Es gibt da bestimmte Vor- und Nachteile, dass die zum Beispiel nicht sehr stabil sind oder teilweise die Verfahren noch recht teuer sind und das Ganze halt eigentlich nur dezentral möglich ist, weil es nicht so skalierbar ist. Aber wir forschen halt daran, dass es skalierbar wird und dass es auch langfristig kosteneffizienter wird, gerade um die Stabilität zu erhöhen. Oder ja, wir machen halt ganz viele Parameterstudien, wie wir dann zum Beispiel Enzyme auf Elektronen vernetzen. Das ist so unsere Vorgehensweise. Und das Ergebnis soll dann möglichst sein, dass man irgendwann mal so ein Bioreaktor an zum Beispiel eine Biogasanlage anschließen kann, um dann aus dem CO2, was da mit dem Methan hinten rauskommt, auch noch mehr Methan zu machen, zum Beispiel was man dann ins Erdgasnetz einspeisen könnte, oder dass man zum Beispiel aus Abfällen noch Strom gewinnt. Das sind dann die Endergebnisse, die wir anstreben.

Du hast jetzt mehrmals den Begriff dezentral genannt, was genau heißt das, wenn das nur dezentral möglich ist?

Also wir haben ja eigentlich die ganz großen Kraftwerke bisher, die uns mit Strom und Wärme versorgen. Und das geht immer mehr zurück, weil wir ja die Erneuerbaren haben. Das heißt, wir haben Wind und Sonne vor allem, die fallen aber zu unterschiedlichen Tageszeiten und zu unterschiedlichen Jahreszeiten, nicht immer gleich viel an. Und das ist natürlich auch dezentral. Wind gibt es vor allem im Norden, Sonne vor allem im Süden. Und dadurch wird alles sehr viel kleinskaliger. Wir haben sogar die Verbraucher quasi, die Leute zu Hause, die ihre eigene Solaranlage auf dem Dach haben. Das werden alle selber kleine Stromproduzenten quasi, und das heißt quasi dezentral. Wir haben ganz andere Strukturen und sehr viel kleinere Stromerzeugungen zum Beispiel, aber dafür viel mehr. Und dann haben wir auf einmal ganz neue Herausforderungen, wie die Speicherung oder den Transport einfach von A nach B, Nord nach Süd, oder vom Erzeuger auf dem Dach zur Steckdose, genau. Und das heißt einfach dezentral, dass man nicht mehr so viele Riesenkraftwerke hat, sondern ganz viele kleine.

Wir merken, du bist irgendwie vom Fach, dass mit dem Versuchsprotokoll hat super gut funktioniert. Bevor wir die nächste Frage stellen, darfst du auch gerne nochmal würfeln.

Wenn ich jetzt eine eins mache? Nein, das ist eine fünf.

Eine fünf! Mensch, du gehst mit Riesenschritten voran.

Techfak!

Genau, dann sind wir jetzt an der Techfak gelandet. An der Techfak ist es natürlich ganz trivial, dass man auf jeden Fall einmal das Wort ,trivial´ benutzt. Deswegen würden wir dich bitten, das in der nächsten Frage oder der Beantwortung der Frage einmal zu tun. Wir haben jetzt gerade schon viel über Bio-Elektro-Katalyse gesprochen. Und wenn man das so hört und auch wie du es jetzt erklärt hast, ist es trotzdem irgendwie noch sehr, sehr theoretisch. Wo begegnet uns das denn eigentlich? Oder wo kann es uns begegnen? Wo sehen wir vielleicht irgendwie die Ergebnisse dessen?

Also an sich haben wir enzymatische Katalyse, also Bio-Katalysen überall, überall in jeder einzelnen unserer Körperzellen. Aber wenn wir jetzt mal zum Beispiel Mikroorganismen nehmen, um Stoffe umzuwandeln, dann ist wahrscheinlich die Anwendung, die alle kennen, wäre in der Kläranlage. Da haben wir ganz verschiedene Schritte zur Aufarbeitung und Reinigung, also physikalische Reinigungsschritte, chemische Reinigungsschritte und halt auch biologische Reinigungsschritte. Das ist dann das sogenannte Belebungsbecken. Und das ist nicht so ganz trivial. Das ist nämlich relativ komplex, was für Mikroorganismenkulturen dann wirklich da wirken. Und die sind eigentlich alle strikt aerob, das heißt, die brauchen Sauerstoff. Und das muss quasi die ganze Zeit begast werden. Und dadurch sind Kläranlagen, nicht nur dadurch, aber sind Kläranlagen eigentlich sehr energieintensiv von kleinen Kommunen sind das teilweise fast die größten Stromverbraucher. Und mein Forschungsbereich könnte da, also es gibt auch schon Pilotstudien, dass man da quasi zum Beispiel noch Elektro-Katalysen, also Bio-Elektro-Katalysen in diesen Belebungsbecken mitmacht und damit noch Wertstoff-Synthese macht, durch diese organischen Stoffe, die halt eh noch in unserem Abfall und Abwässern quasi vorhanden sind, oder dass man da halt quasi auch einen Strom wieder erzeugt, dadurch, dass man zum Beispiel auf der Anode dann diese organischen Reststoffe oxidiert und auf der Kathode dann zum Beispiel Sauerstoff reduziert und den Strom könnte man dann quasi wieder benutzen, um die Kläranlage ein bisschen energieautarker zu machen.

Also könnte man quasi jetzt plump gesagt die Prozesse, die in der Kläranlage ablaufen, so verarbeiten, dass man daraus Strom gewinnen kann, wodurch dann die Kläranlage wieder betrieben werden kann?

Genau. Das ist allerdings nicht so ganz effizient, dass es sich bisher durchgesetzt hätte. Man könnte aber zum Beispiel eine Wertstoff-Synthese machen, dass man zum Beispiel Wasserstoffperoxid oder so was rausbekommt, oder halt zum Beispiel auch Methan macht. Man hat dann eh ja noch diese Faultürme, wo man quasi auch Biogas produziert, aber man könnte auch diese ganzen Belebungsbecken umstrukturieren, dass man zum Beispiel gar nicht mehr mit Sauerstoff arbeitet, sondern strikt anaerob. Diese ganzen Metanogenen, diese Mikroorganismen, die Methan produzieren, die sind strikt anaerob, also arbeiten ohne Sauerstoff, und dann bräuchte man auch diese ganze Begasung nicht mehr. Aber dann reinigt man das Wasser auch nicht unbedingt aus, und dann macht dann einfach noch weiter Wertstoff.

Das wäre dann ein anderes Ziel dahinter.

Genau.

Okay, dann würde ich sagen, du darfst noch mal würfeln. Eine eins! Okay, dann darfst du einen nach vorne ziehen, und wir befinden uns immer noch in der Tech-Fak, allerdings dieses Mal auf einem rechteckigen Feld. Das heißt, es kommt jetzt ein bisschen eine lockere Frage, und zwar, was würdest du denn sagen, was sind die gängigsten Klischees oder Vorurteile über dein Fach? Gibt es da was?

Puh, also es ist noch ein recht junges Gebiet, generell bei den Ingenieuren sagen sie ja immer Karohemd und Samenstau. Ich studiere Maschinenbau, aber ja, okay, da bin ich jetzt schon relativ weit von weg. Also ja, ich habe Bioingenieurwesen,studiert und mit den Maschinenbauern zusammen, da kam das so ein bisschen her. Ja, sonst bei den Biotechnologen, ich glaube generell das Vorurteil ist so ein bisschen, es ist immer teuer, das stimmt auch irgendwo, zumindest bei den Enzymen, die man extra aufreinigen muss. Und ansonsten denken immer nur alle ja, die machen irgendwas mit Tieren. Also es ist relativ begrenzt das Verständnis, was denn Biokatalysatoren überhaupt sind.

Du hast jetzt gerade ein Beispiel genannt mit den Enzymen, und das ist teuer, wie teuer ist das denn?

Es kommt ganz aufs Enzym an, also man hat so gewisse Mikroorganismen, in denen man das gut produzieren kann, und dann kommt es immer darauf an, kommt es in der Zelle vor oder außerhalb der Zelle, das muss man dann halt in extrem aufwendigen Prozessen auch aufreinigen und rauskriegen, das Enzymen, das nennt sich dann Downstream Processing. Und das wird gerechnet in Units, also wie viel Substrat, die bei Optimalbedingungen quasi pro Minute umwandeln, jedes Enzym. Und das schwankt wirklich von ein paar Cent pro Unit bis ja, tausende Euro.

Oha.

Aber die benutze ich nicht.

Okay gut.

Die sortiere ich gleich aus.

Da wäre ja noch irgendwie nicht so effektiv wahrscheinlich, oder? Also effizient.

Genau, also gibt es auch wieder jedes Enzym aus verschiedenen Organismen in ganz verschiedenen Effizienzen, muss man immer ein bisschen aufpassen und wie empfindlich die dann auch wieder sind, wenn man dann zum Beispiel unter Sauerstoffausschluss arbeiten muss, wird es komplizierter von vorne bis hinten.

Das ist bestimmt gar nicht so einfach, weil es ist ja eigentlich also dieser Studiengang bzw. dein Forschungsschwerpunkt, der vereint ja auch irgendwo Biologie und Technik. Und Biologie ist ja weniger berechenbar als Technik, oder? Das kommt gerade rüber, als wäre das schon ein Punkt, der da auch eine Herausforderung darstellt.

Ja, dass eine Herausforderung auch gerade, dass anderen Ingenieuren oder Maschinenbauern zu erklären, dass man da halt sehr viel mehr Parameter hat, die man nicht kennt, dass es teilweise eine Black Box ist und dass da viel schief gehen kann und dass man nicht auf Knopfdruck Ergebnisse produziert, sondern manchmal einfach halbes Jahr Fehler suchen muss. Das hatte ich in meiner Diss, das war nicht so angenehm. Aber ja, also das ist vielleicht auch so ein bisschen Vorurteil, dass man nicht so schnell Ergebnisse produzieren kann wie in vielen anderen Gebieten, bzw. dass andere annehmen, dass es schneller ginge.

Wie sieht denn so dein Forschungsalltag aus? Also stehst du viel im Labor oder bist du mittlerweile mehr vorm PC?

Also ich bin ja erst seit einem Jahr hier und bin leider viel vorm PC. Also es ist extrem komplex und extrem abwechslungsreich, was man als Juniorprofessorin alles machen muss. Aber ich habe auch viele Studenten im Labor und noch keine zwischengeschalteten Doktoranden, größtenteils. Das heißt, ich betreue die auch noch selbst und bin dann auch noch oft im Labor, aber mache jetzt keine Experimente mehr selbst, zumindest im Moment. Es kann schon sein, dass das noch mal kommt. Also finde ich auch ganz nett, wenn da zwischendurch Zeit für wäre, aber das ist tatsächlich was, wo man meistens keine Zeit mehr für hat.

Fehlt dir schon so ein bisschen?

Ja, also es ist in Ordnung. Also ich habe wirklich super Studenten im Moment und dann macht das auch Spaß, wenn man das mit denen irgendwie dann bespricht und sagt: ,probier doch das nochmal oder hier oder da´. Das ist auch in Ordnung.

Dann darfst du noch mal würfeln. Mal gucken. Eine zwei. Genau, in der Bibliothek muss man noch ein bisschen leiser sprechen. Also würde ich sagen, wir flüstern jetzt ein bisschen. Damit für die anderen auch nicht stören. Jetzt kommst du vielleicht ein Stück ans Mikro noch.

Okay.

Dann stören wir nicht und wir ziehen die nächste Frage. Ein Teil, der auch zu deinem Forschungsgebiet gehört, ist der Themenbereich ,waste to engery´ Also die Energiegewinnung aus Abfall. Mir kam jetzt direkt der Begriff auch der Müllverbrennung in den Kopf. Der steht ja auch immer wieder in der Kritik und gibt es da auch nachhaltigere ,waste to energy´-Methoden? Du hast da gerade schon mal ein bisschen was angesprochen, aber welche sind denn da besonders effizient?

Ja, genau. Also ,waste-to-energy´ ist eigentlich so ein Oberbegriff. Ich benutze das gerne für meine Forschung als Gegenteil zum ,power-to-x´, wo man quasi Überschussstrom aus der Neuerbahn in Wertstoffe verwandelt innerhalb von irgendwelchen e-fuels speichert. Und ,waste-to-energy´ halt andersrum, dass man Abfallstoffe noch nachhaltig versucht, wieder in Strom zu verwandeln. Und das wird normalerweise verbrannt, genau. Und viel ist ja gerade auch in die andere Richtung die Umstellung auf elektrochemische Verfahren. Das heißt quasi eine Kaltverbrennung, bei der auch kein CO2 oder andere Schadstoffe wirklich frei wird. Also das wäre dann quasi die Elektrolyse-Zellen beim ,power-to-x´ oder die Brennstoffzellen beim ,waste-to-energy´, dass man quasi mit diesen biofunktionalisierten Elektroden versucht, möglichst bei Umgebungstemperatur oder auch nicht bei hohen Drücken und keinen toxischen Lösungsmitteln etc. versucht noch Strom zu generieren. Das ist ein super Ansatz, aber kann auch noch nicht effizienzmäßig mithalten, muss ich auch dazu sagen.

Wenn du sagst, das kann noch nicht mithalten, gibt es da so einen Ausblick, wann könnte das funktionieren?

Also es gibt auf jeden Fall sehr viele Nischenapplikationen, zum Beispiel bei der Abfallbehandlung oder zum Beispiel für medizintechnische Anwendungen, wo sich das teilweise schon rechnet oder wo es absehbar ist, dass es sich rechnen wird. Zum Beispiel bei so Glucose-Sensoren für Diabetiker oder so selbst angetriebene Insulinpumpen könnte man quasi mittels Biokatalysatoren den Blutzucker verwenden und den Sauerstoff, der im Blut gelöst ist, um eine kleine Pumpe anzutreiben, zum Beispiel, oder einen Herzschrittmacher. Das gibt es tatsächlich schon in so Vorstudien. Oder auch bei diesen Abfallaufbereitungsprozessen ist man da schon auf einem guten Weg, dass es halt viel energieunintensiver betrieben werden kann. Aber das wird viel von der Stabilisierung von den Enzymen oder Mikroorganismen abhängen, wie lange die wirklich einsetzbar sind und wie sich die Preise entwickeln, gerade von diesen Enzymaufreinigungsschritten im Vergleich auch zu den Edelmetallpreisen, zum Beispiel von den Katalysatoren, die man normalerweise benutzt. Je mehr jetzt elektrochemische Verfahren benutzt werden, auch Richtung Wasserstoffelektrolyse und so weiter, werden das immer knappere Güter und da wird nach Verfahren gesucht, dass man einfach den Einsatz von Edelmetallen weiter reduziert. Und dann kann sich das immer mehr rechnen.

Super spannend, dass immer so Dinge mit denen, da komme ich einfach nicht so ran. Damit habe ich kaum Kontakt, aber es ist total spannend, das zu hören, dass es da wirklich Forschung gibt in die Richtung, dass man seinen Herzschrittmacher selber betreiben kann.

Ja, vor allem bräuchte man keine Operationen mehr alle paar Jahre, um die Batterie auszutauschen oder alle paar Monate.

Ich würde sagen, wir verlassen mal die Bibliothek wieder, damit wir mal wieder richtig sprechen können. Aber ja, es ist sehr, sehr spannend. Ich weiß nicht, wie es dir gerade geht, Hannah, aber mir macht das so Hoffnung irgendwie, was alles möglich ist, was man gar nicht weiß auch und woran eigentlich geforscht wird und wie die Welt vielleicht schon in 100 Jahren aussehen könnte- wenn sie dann noch da ist.

Ja das ist auch gerade das Schöne an der Uni, dass man ausprobieren kann. Also es ist gerade bei der Enzymforschung noch relativ schwierig für so Energieanwendungen auch Gelder einzuwerben, weil hier muss man ja für alles vorher genau sagen, was man damit erreichen kann. Und es kann halt noch nicht unbedingt mithalten mit den chemischen Kats. Oder gerade die Brandstoffzeilenforschung und die Elektrolyseforschung ist ja schon sehr weit fortgeschritten. Aber es ist einfach cool, dass man das im Rahmen einer Universität alles austesten kann. Und man kann ja auch mal was in so R&D-Departments in größeren Firmen wahrscheinlich einfach zu teuer wäre oder nicht vielversprechend genug vielleicht. Aber kann ja alles noch kommen.

Dann darfst du deinen Würfel noch mal rollen. Eine Sechs.

Eine Sechs.

Überspringen wir die Wiso. Und wir landen auf dem Prüfungsamt. Du hast es nämlich fast geschafft. Ich bin ein bisschen froh, dass du noch nicht im Ziel bist, weil wir dir noch ein paar Fragen stellen wollen. Das Prüfungsamt, wie das manchmal so ist, dauert manchmal ein bisschen länger. Und deswegen rutscht du ein paar Felder zurück. Schau mal. Und zwar geht der Pfeil auf die Zoom-Konferenz. Ja, Zoom haben wir wahrscheinlich alle langsam genug von. Aber es findet ja trotzdem immer noch einiges über Zoom statt. Und wie das manchmal so ist in so Zoom-Konferenzen, hat man schlechtes Internet. Und dann ist es auch manchmal ein bisschen verzögert und man versteht sich nicht so gut. Und wir machen jetzt so eine kleine Schnellfragerunde. Du antwortest immer mit einem Wort auf unsere Frage oder einem Begriff. Und zwar immer eine Frage verzögert.

Oh Gott!

Wir fragen. Das heißt, du kannst auf die erste Frage zum Beispiel antworten, sorry mein Internet ist gerade ganz schlecht, können Sie die Frage nochmal wiederholen? Und dann antwortest du quasi auf die Frage. Frage Nummer eins, was war das Land, in dem du bisher am liebsten studiert oder geforscht hast?

Ich kann dich gerade ganz schlecht verstehen, kannst du das nochmal wiederholen?

Wo gehst du für ein Feierabendgetränk hin?

Israel.

Was war der Titel deiner Doktorarbeit?

Auf die Couch.

Was ist das Top Smalltalk-Thema bei einer Party?

Bio-Brennstoffzellen.

Wofür bekämst du am wahrscheinlichsten einen Stern auf dem walk of fame?

Bundestagswahl.

Okay, also ich finde es spannend, dass du eine Doktorarbeit über deine Couch geschrieben hast. Dann darfst du nochmal würfeln und dann bewegen wir uns noch ein bisschen weiter.

Eine Eins.

Okay, dann darfst du eins weiterziehen. Sind wir auf der Wiso. Genau, wir sind auf der Wiso, also der Fakultät für Wirtschaft und Rechtswissenschaften, da antwortet man natürlich im Subsumsionsstil bzw. im Konjunktiv. Gerade war ja die Bundestagswahl und ein großer Streitpunkt in Bezug auf Klimawandel und Energiewende wäre ja immer die Frage nach Innovation oder Verboten im Bereich der Energie und Energiewende, das CO2-Verbrauchs und so weiter. Wie wäre denn da deine Position als wissenschaftliche Forscherin?

Wenn man mich fragen würde, würde ich sagen, dass die letzten Jahre auf Innovation gesetzt wurde. Es gibt ausreichend Konzepte, um die Energiewende zu vollziehen. Allerdings müsste ich dazu sagen, dass die Unternehmen Planungssicherheit brauchen, um diese Investition zu tätigen. Und deshalb würde ich stark dafür plädieren, die Regeln insoweit verlässlich auf planbare Sicht zu ändern, dass sich die komplette Umstellung der Industrie lohnen würde.

Sehr gut. Das heißt, eigentlich sind die Ansätze da und jetzt fehlt es aber für die Unternehmen einfach an Sicherheiten zu sagen, ,yo ihr könnt es machen, ihr fällt damit nicht auf die Schnauze.´?

Genau, es ist da, wir brauchen die Speicher, wir brauchen den Transport, wir brauchen Pipelines für Wasserstoff oder andere Transportmechanismen, um erneuerbar erzeugten Strom innerhalb von irgendwelchen Energieträgern an die Stellen zu bringen, die es braucht. Und da muss der Staat eine ganz klare Rolle spielen, meiner Meinung nach, und das ermöglichen, dass sich- wenn schon Unternehmen bereit sind, und die allermeisten, die sind startklar, diese Investition zu tätigen, aber das ist extrem teuer. Und das verstehe ich auch, dass die dann zögern, bis sie wissen, okay, das wird sich in -vielleicht auch 40 Jahren- wird sich das lohnen. Und dann hat sich das ausbezahlt, dass wir zum Beispiel unsere ganzen Herstellungsprozesse auf erneuerbaren Wasserstoff umgestellt haben. Das geht nicht nur mit Innovation.

Also, die wirtschaftliche Seite, die Firmen, wären ready, und sie brauchen aber eben die Zusage, dass sie sich damit nicht selbst ins Bein schießen?

Genau, und dass es sich irgendwann auch wieder rechnen wird. Oder das andere halt sich so viel weniger rechnet, weil zum Beispiel CO2 stärker besteuert wird, dass es sich für die auch finanziell lohnt, alles umzustellen.

Wie arbeitete ihr denn hier am Lehrschul mit Unternehmen zusammen? Arbeitete ihr mit Unternehmen zusammen?

Ja, wir haben extrem viele Kooperationen. Ich bin ja noch relativ neu, aber der Professor Karl ist tatsächlich auch ein extremer Verfechter der Energiewende. Und wir haben mit sehr, sehr vielen Unternehmen Industriekollaborationen von regionalen Energieversorgern, über ganz große Biogasanlagen, alle möglichen Verbrennungsvergasungsfirmen, Reaktorbauern, die halt alle zum Beispiel von fossilen Prozessen auf zum Beispiel Biomasseverbrennung oder Vergasung umstellen, oder die halt sagen, wie können wir unsere Biogasanlage effizienter machen, oder können wir nicht das CO2, was noch überbleibt, noch besser verwenden, ja. Also da kommen ganz viele auf uns zu oder wir gehen auch auf andere zu und entwickeln dann Forschungsideen, die die gerne teilweise mit finanzieren auch ja.

So ganz konkret, wie kann man sich das vorstellen? Ihr habt ein Forschungsprojekt, wie läuft das vom Anfang bis zum Ende ab, gerade wenn ihr auch mit Unternehmen kooperiert. Ich kann mir das immer so gar nicht vorstellen, vielleicht kannst du es mal erklären.

An sich tauscht man sich erst mal aus, was eine Fragestellung sein könnte, die sich für die extrem lohnen würde und für uns aber auch, weil uns die Forschungs-, also die Fragestellung interessiert und das halt einen Fortschritt bringen würde. Und dann wird quasi ausgetauscht, was die vor Ort machen können. Zum Beispiel riesige Firmen wie die BASF, die haben eine riesen Forschungsabteilung, die können fast alles selber machen, aber viele mittelständische Unternehmen oder ja auch etwas größere Unternehmen könnten halt zum Beispiel reine Experiment-, reine Parameterstudien auch gut bei uns im Labor machen lassen können. Ist natürlich günstiger von den Personalkosten und auch weil man Studenten mit einspannen kann. Man hat sehr viel mehr Forschungsfreiheit und dann liefert man denen zurück quasi die Ergebnisse und danach richten die dann aus oder die bringen halt auch was mit ein, zum Beispiel von den Anlagen, die sie rumstehen haben oder von den, ja, Prozessen, die sie da optimiert haben wollen. Das läuft ganz unterschiedlich ab.

Klingt auf jeden Fall total sinnvoll, dass man da quasi so als Forschungsinstitut nicht abgekapselt und theoretisch irgendwo ja ab vom Schuss arbeitet, sondern da wirklich auch im Kontakt mit denen steht, dies ja im Endeffekt auch betrifft.

Ja und das ist tatsächlich ein großer Vorteil auch von den Ingenieurwissenschaften. Ich meine, wir sind per se angewandter und haben dadurch auch viel mehr Schnittstellen Richtung höherer TRLs, also technology readiness level, dass man quasi schon nicht mehr nur im Becherglas, wie ich das oft noch mache, Sachen ausprobiert, sondern dann auch höher skaliert und dann halt wirklich auch so technoökonomische Studien macht, wie es sich hinter rechnet. Da haben die Unternehmen halt auch Interesse dran und ganz viele vom Bund geförderte Projekte, gerade nur mit Industriepartnern und die Industriepartner müssen sich dann auch finanziell einbringen, aber kriegen dann halt auch einen Anteil vom Bund und dann lohnt sich das auch für die.

Dann darfst du nochmal würfeln. Eine Eins. Wunderbar. Du meinst ja, du bist erst seit Kurzem hier, ne. Kommst du trotzdem aus der Gegend oder von wo anders?

Nein, ich komm aus dem Ruhrgebiet.

Aus dem Ruhrgebiet, okay ja gut. Aber du kennst bestimmt die Bergkirchweih?

Ja

Also warst du schon mal da?

Ich war tatsächlich schon einmal da.

Genau, okay und zwar eine ganz wichtige Sache, die man als Studierender oder generell als Erlanger Bergkichweihgänger, -gängerin können muss, ist eine Bierflasche zu jeder Tages- und Nachtzeit mit allen möglichen...Hilfsmitteln aufzumachen. Okay, also wir haben eine Speziflasche, weil es ja noch relativ früh am Morgen ist und ein Feuerzeug. Also so motiviert war noch nie jemand in unserem Podcast. Oha, oha, jetzt bin ich gespannt.

Ja das sag ich meinen Mann nämlich immer, der ja nicht aus Deutschland ist, dass jeder Deutsche mindestens fünf Wege kennen muss, ohne einen Flaschenöffner eine Bierflasche zu öffnen.

Und?

*Öffnet Flasche sekundenschnell*

Oha, oh wow, okay so smooth hatten wir das noch nicht, glaube ich.

Ja mein Bruder kann das dann noch wieder auffangen und naja, das…

Oh wow. Jetzt bin ich aber gespannt. Was sind die anderen Wege, genau? Hast du noch vier andere Wege, eine Bierflasche zu öffnen?

Manche können es mit den Zähnen, das kann ich nicht. Aber ich krieg es eigentlich an jeder…

Ja

…also Löffel oder Besteck ist…go to… oder halt Tischkante.

Mülltonne oder sowas? Alles, was eine Kante hat.

 Alles, was eine Kante hat, genau.

Kannst du es auch mit dem Metermaß so, mit dem Schnalzen, das war bei uns auch immer sehr beliebt.

Das habe ich noch nicht ausprobiert, aber mit einer anderen Bierflasche kann ich es auch.

Ah ja, stimmt, ich kann es auch mit dem Kicken. Wenn du zwei Bierflaschen in die Hand nimmst und einmal mit dem Fuß dagegen knallst, dann...

Das kenne ich, aber kann ich nicht.

Okay, jetzt, wo du so erfolgreich deine Speziflasche aufgemacht hast, bekommst du auch noch eine Frage von uns. Genau, eine letzte lockere Frage. Und zwar, würden wir dich einmal bitten, das Geräusch nachzumachen, dass du auf deiner Arbeit am meisten hörst.

Das wäre wahrscheinlich so...*macht Geräusch* Das wäre dann der Magnetrührer in unserem Minifermenter, der nie genauso rund läuft wie er soll. Aber sonst ist das sehr leise Forschung.

Okay, zumindest etwas, ein konstantes Geräusch. Ich war noch nie in so einem Labor, jetzt kann ich es mir viel besser vorstellen. Du darfst ins Würfeln und ins Ziel kommen, alles über eine Eins... Es ist eine Sechs. Eine Sechs, wir enden so wie wir angefangen haben mit großen Schritten. Damit bist du im Ziel und du hast es erfolgreich durch deine Erlangenreise durchgeschafft.

Ich danke euch.

Ja, wir danken für deine Zeit und dass du uns Rede und Antwort gestanden hast.

Cool.

Vielen Dank für deine Zeit.

Ich danke euch, das ist ein schönes, neues Format. Ich bin gespannt auf die neuen Folgen.

Danke.

Wissen Hören. Wissenschaft direkt aufs Ohr.

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Podcast-Verknüpfung

#WissenHören

Zugang

Frei

Sprache

Deutsch

Einrichtung

Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg

Produzent

Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg

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