Ja, auch nochmal von mir ein herzliches Willkommen und vielleicht ist ja diese Umfrage jetzt
auch schon sehr bezeichnend.
Zwei Teilnehmerinnen aus der Philosophischen Fakultät und da stellt sich natürlich die
Frage, ist Nachhaltigkeit ein technisches Problem?
Und das ist vielleicht ein bisschen der Geist der Zeit.
Nachhaltigkeit wird sehr stark als technisches Problem wahrgenommen und auch verhandelt
derzeit und tatsächlich sind viele Naturwissenschaftler, die sich mit Nachhaltigkeit beschäftigen.
Die Gesellschaftswissenschaftler bleiben irgendwie ein bisschen außen vor und vielleicht auch
deswegen haben wir das Thema Suffizienz auf die Tagesordnung gesetzt.
Zurzeit, man muss ja doch noch immer ein bisschen was zur Nachhaltigkeit nochmal sagen.
Sehr viele wissen schon sehr vieles, aber es lohnt sich trotzdem nochmal ein paar Eckpunkte
klar zu machen, ohne schlechtes Gefühl zu verbreiten.
Warum ist das 1,5 Grad Ziel so wichtig?
Wenn das 1,5 Grad Ziel überschritten wird und da sind wir gerade direkt dabei, also
das Pariser Abkommen, die Erderwärmung auf 1,5 Grad über dem Durchschnitt nach Beginn
der Industrialisierung zu begrenzen, dann steigt die Gefahr extremer Hitzewellen sowie Flut
und Dürrekatastrophen massiv an.
Und an dem Punkt sind wir gerade.
Ab 3 Grad, also diese Grafik wird sehr häufig verwendet, die finden Sie immer wieder, wird
zitiert, weil sie einfach sehr schön darstellt, welche Effekte bestimmte Erwärmungen haben.
Ab 3 Grad steigt die Gefahr massiv, dass wir in einen unaufhaltsamen Teufelskreis geraten,
in der sich Prozesse ständig verstärken und Hitze sich immer weiter verstärkt, der dann
zu Hungersnöten führt und damit verbunden zu Chaos und Krieg.
Ab 5 Grad wird die Hitze an manchen Orten auf der Welt und zu manchen Zeiten so extrem,
dass kein menschliches Leben mehr möglich ist an diesen Orten.
Das heißt, der Lebensraum der Menschen auf der Erde schränkt sich ein, wenn nicht die
gesamte Erde unbewohnbar wird.
Also ohne ein schlechtes Gefühl produzieren zu wollen, das sind einfach Fakten, das ist
auch belegt, dass es so ist.
Das sollte man am Anfang nochmal sagen, weil vor diesem Hintergrund ist es einfach sehr
oder vielleicht bezeichnend oder auch überraschend, dass dieses Thema heute einfach so wenig
Aufmerksamkeit findet.
Wir hatten die Hochzeit vor ein paar Jahren als Fridays for Future auf die Straße gegangen
sind, hat sich plötzlich jeder für Nachhaltigkeit interessiert.
Nachhaltigkeit und Klimaschutz waren entscheidende Wahlthemen, heute sind wir auf einem ganz
anderen Stand und die Frage ist, warum?
Und ich finde, meiner Meinung nach sollten sich die Gesellschaftswissenschaften auch
darüber auseinandersetzen, warum und warum jetzt andere Themen im Vordergrund stehen.
Aber das ist ein anderes Thema.
Ein bisschen sollten wir auch nochmal darüber sprechen, was eigentlich Nachhaltigkeit ist.
Wo kommt denn der Begriff überhaupt her?
Tatsächlich stammt der Begriff von Hans Jonas, der 1979 ein Buch geschrieben hat, das Prinzip
Verantwortung.
Und was er darin formuliert hat, ist, dass wir eine neue Ethik brauchen.
Davor hat Ethik eigentlich immer nur das Handeln von Individuen betrachtet.
Die Ethik hat die Natur als etwas Unveränderliches angesehen.
Deswegen war es immer nur wichtig, wie der Mensch sich gegenüber anderen Menschen verhält.
Aber nie in Bezug auf die Natur.
Plötzlich hat man gemerkt, dass der Mensch, mit dem wir handeln, den Planeten gefährdet.
Dass die Handlungsweisen des Menschen eine Auswirkung auf die Natur haben und daraus
Presenters
PD Dr. Klaus Geiselhart
Zugänglich über
Offener Zugang
Dauer
01:01:31 Min
Aufnahmedatum
2025-04-30
Hochgeladen am
2025-05-01 00:19:03
Sprache
de-DE