17 - Palliativmedizin – internationale Perspektiven [ID:11788]
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Ich freue mich sehr, dass Sie trotz des wunderbaren Wetters sich statt Biergarten mit dem Thema

Paiertiefmedizin befassen wollen.

Ich begrüße ganz besonders das Weiltlichtseminar aus der Anatomie Sterben und Tod.

Also die, die häufiger hier sind, werden sich wundern, dass heute so viel Jugend anwesend ist,

der Karl Heinz und die Steffi als Lehrstuhlinhaber für Geschichte und Ethik der Medizin

beziehungsweise für Anatomie.

Also herzlich willkommen.

Das ist jetzt schon fast eine Tradition.

Das ist das dritte Mal, glaube ich, dass der Kurs hier die Ringvorlesung besucht.

Üblicherweise bin ich oder Fachleute aus der Paiertiefversorgung in den Kurs gekommen

und wir hatten vor einiger Zeit die Idee, das doch sinnvoll miteinander zu verbinden.

Paiertiefmedizin, internationale Perspektiven.

Warum habe ich dieses Thema gewählt?

Weil ich mich selber noch mal intensiver mit auch internationalen Fragen habe und werde

auseinandersetzen müssen.

Ich bin jetzt im Mai auf dem letzten Weltkongress der Europäischen Paiertiefgesellschaft zum

Präsidenten gewählt worden.

Und das bedeutet für mich auf einmal die tagtägliche Auseinandersetzung nicht nur

mit Themen hier in Erlangen regional, bundesweit, sondern auch mit internationalen Fragestellungen.

Ich möchte als erstes einen Patienten zu Wort kommen lassen.

Sie sehen hier Dr.

Raju Kapal.

Wer auf dem letzten Kongress war, hat ihn erlebt.

Er gilt als der Vater der Paiertiefversorgung in Indien.

Und er hat in einem sehr wichtigen Artikel zur Versorgung schwerstkranker und sterbender

mit Paiertiefmedizin diesen mit einer Patientengeschichte eingeleitet.

Die habe ich übersetzt und werde sie ihm kurz vorlesen.

Mit qualvollen lähmenden Schmerzen, im Original heißt es im Englischen agonizing and crippling

pain bei einem metastasierten Lungenkrebs kam vor einigen Jahren Herr S. aus einem angrenzenden

Stadtteil ein paar Stunden mit dem Bus entfernt zur Paiertiefabteilung in Kerala, Indien.

Seine Körpersprache offenbarte das unermessliche Leiden.

Wir haben Herrn S. unter anderem mit Morphin behandelt.

Ein paar Stunden später überblickte er sich selbst mit Unglauben.

Er hatte weder gehofft noch gedacht, dass diese Art von Erleichterung möglich ist.

Herr S. kam im nächsten Monat zurück.

Doch die geteilte Tragödie von Patient und Behandlern war, dass er aktuell keine Schmerztabletten

mehr hatte, es aber mittlerweile einen Versorgungsengpass für Morphin in Kerala gab.

Das heißt, wir konnten ihm an diesem Tag nichts mehr verschreiben.

Herr S. sagte uns mit äußerer Ruhe, ich werde nächsten Mittwoch wiederkommen, ich werde

ein Stück Seil mitbringen.

Wenn die Tabletten immer noch nicht da sind, werde ich mich an diesen Baum aufhängen.

Er zeigte aus dem Fenster.

Ich war sicher, er meinte ernst, was er gesagt hatte.

Heutzutage gibt es in Kerala für die regionale Palliativversorgung keinen, zum Glück keinen

Versorgungsengpass für Morphin mehr.

Aber in den meisten Teilen des restlichen Indiens und in der Tat der Welt finden wir

einen fast völligen Mangel an Zugang zu Morphin, um Schmerzen und Leiden zu lindern.

Wir, die wir in Deutschland leben, können kaum ermessen, was für ein Bedarf an Unterstützung,

an Versorgung und welches Leid in unterschiedlichen Ländern herrscht.

Ich möchte Sie langsam dahin führen und möchte zunächst gerade auch für unsere jungen Studierenden

Teil einer Videoserie :

Zugänglich über

Offener Zugang

Dauer

00:54:23 Min

Aufnahmedatum

2019-07-03

Hochgeladen am

2019-07-10 10:10:04

Sprache

de-DE

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