2 - VL Einführung in die Erziehungswissenschaft. Video 02: Kapitel II (Pädagogisches vs. erziehungswiss. Wissen) [ID:24047]
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Liebe Studierende, in der letzten Woche haben wir aufgehört mit dieser Frage, was wir jetzt eigentlich gelernt hatten, also was Sie jedenfalls gelernt haben könnten aus dem Vortrag der letzten Woche.

Und ich möchte kurz daran erinnern und daran anschließen. Wir haben genau da geendet, dass noch ein neuer Aspekt hinzukam, nämlich dass die kulturelle Auseinandersetzung mit Lern, Unterricht und Erziehung selber ja auch etwas ist, was in dem Kollektiv der Kultur bearbeitet wird.

Das heißt, es wird ein Wissen über Lernerziehung und Unterricht möglich und dann eben auch aufgebaut. Und dieses Wissen kann sich systematisieren. Es kann sich dann sozusagen das Lernen systematisch auf sich selbst richten.

Und wenn das passiert, dann haben wir eine reflektierte oder eine reflexive Praxis Kunst als Resultat. Und das war die Idee, diese als Pädagogik zu bezeichnen. Und eben da möchte ich jetzt weitermachen und ansetzen.

Denn das ist der Weg für uns zu verstehen, was Pädagogik von Erziehungswissenschaft unterscheidet. Und zwar können wir nun gerade und Arten von Reflexivität heranziehen und befragen.

Wir sehen also erstens eine erziehende Praxis, die sich nicht systematisch auf sich selbst richtet. Das ist also eine Praxis, die die soziale Tatsache des Lernens aufgreift und damit etwas macht, die also aber dabei ihre Grundsätze, ihre Methoden und Ziele nicht systematisch hinterfragt.

Und wir würden natürlich sagen, das ist Alltagserziehung. Und das gibt es schon sehr lange. Zweitens erziehende Praxis, die sich systematisch auf sich selbst richtet im eben genannten Sinne.

Das heißt, die ihre Grundsätze, Methoden, Ziele aus ihrer eigenen Praxisperspektive heraus systematisch befragt.

Und drittens schließlich eine Theorie der Erziehung, die sich systematisch auf Erziehungspraxen richtet, also auf Punkt eins und zwei.

Und diese aber nicht aus der Praxis heraus, wie bei Punkt zwei, sondern von außen in den Blick nimmt.

Und wenn nun eine solche Beobachtung der Erziehungspraxis von außen und wenn das Bild für Sie vielleicht schwierig ist zu verstehen, stellen Sie sich jemanden vor, die oder der niemals erzogen hat.

Die oder der niemals etwas mit Erziehungspraxis zu tun hat, sondern die oder der beliebige Aspekte von Gesellschaft sich so anschaut den ganzen Tag lang.

Dieser Mensch muss selber überhaupt nichts von der Erziehungskunst verstehen oder noch nicht mal von der Alltagserziehungspraxis.

Aber dieser Mensch kann diese Erziehungspraxis wie eine andere gesellschaftliche Praxis, zum Beispiel religiöse Praxen, beobachten und darüber ein Wissen aufbauen.

Um diesen Blick von außen geht es jetzt an dieser Stelle.

Und wenn nun diese Theorie eine solche Theorie ist, die sich ihre eigenen Grundlagen versichert, indem sie Erkenntnistheorie auf sich anwendet,

mit Methoden bewusst umgeht und sich fragt, was eigentlich eher theoretischer Gegenstand genau ist, dann ist sie eine wissenschaftliche Theorie.

Im Anschluss an Heinrich de Vorwald, und das ist ein Text von 1964, der zitiert wird in der Einführung Pädagogik von Reitel, Dollinger und Hörmann.

Ich kenne diesen Text auch nicht im Original, muss ich gestehen.

Da gibt es diese interessante, aber auch sehr ungewöhnliche Unterscheidung, das muss man gleich dazu sagen, nämlich diese Alltagserziehungspraxis, die erziehende Praxis als Pädagogie zu bezeichnen.

Und der Hintergrund ist, dass diese Endung ik, wie bei Pädagogik, häufig eben eine Kunst anzeigt, wie bei Hermeneutik und bei anderen ähnlichen Worten die Kunstform bezeichnen.

Und jetzt ist aber ja die nicht auf sich reflektierende Alltagspraxis ja eben keine Kunstform.

Und deswegen vermute ich mal, hat Heinrich de Vorwald vorgeschlagen, von Pädagogie zu sprechen.

Für uns ist das jetzt so merkwürdig, wie es eben klingt, und es ist durchaus nicht gängig, diese Bezeichnung.

Aber für uns ist das jetzt ganz praktisch, weil wir hier in der erziehungswissenschaftlichen oder in der pädagogischen Literatur jetzt mal einen Begriff finden,

um diese Alltagserziehungspraxis anders zu benennen als eben die Pädagogik, als eben die reflektierte Erziehungskunst.

Also können wir diese Pädagogie zunächst unterscheiden von der Pädagogik und das dann natürlich von der Erziehungswissenschaft, wie vorhin schon eingeführt.

Und jetzt schauen wir uns mal die Pädagogie etwas genauer an.

Also, die erkannte Lernmöglichkeit, die soziale Tatsache des Lernens, die ist Voraussetzung und Anlass von Lerninitierung als sozialer Handlungsform,

also Unterrichten oder Erziehen als sozialer Handlungsform, und das war der Gegenstand des letzten Vortrages.

Zweitens, aus diesem Lernen als sozialer Tatsache und als zu organisierendem Problem folgt insofern die Erziehung als soziale Tatsache.

Logischerweise, aber die Erziehung muss noch nichts über sich wissen. Sie vollzieht sich einfach, indem sie versucht, das Problem des notwendigen Lernens zu lösen.

Und wieso eigentlich? Das ist eine Frage, die hier natürlich auftaucht und die uns später in der Vorlesung auch noch beschäftigen soll.

Also, welches Problem wird eigentlich im Bezug worauf gelöst mit dieser entstehenden Erziehung?

Das ist das Problem der Fortsetzung, der Ordnung und der Fortsetzung des Lebens in der Sicherheit seiner jeweiligen kulturell und sozial gegebenen Ordnung.

Das ist eigentlich das, was Alltagserziehung macht. Man ist irgendwie aufgewachsen und aufwachsen heißt, Regeln lernen.

Auch Ausnahmen von Regeln lernen und viele Regeln lernen, aber es hat ganz wesentlich damit zu tun.

Und das werden wir auch nicht nur unter dem Titel der Erziehung kennenlernen, sondern unter dem Titel der Sozialisation.

Und dieses Regeln lernen strukturiert unser Weltbild während des Aufwachsens.

Und wenn wir dann nicht dieses Weltbild verändern, was in der Moderne ziemlich häufig vorkommen kann, und dann selber im generationalen Verhältnis stehen, also Kinder erziehen,

eigene Kinder oder fremde Kinder, darauf kommt es gar nicht an, dann sind diese Regeln für uns ja quasi natürlich und selbstverständlich.

Und diese Regeln sind auch die, die sich bewährt haben in unserem Leben.

Also, das sind die Regeln, mit denen wir unser Leben ordnen und sortieren.

Da hängt natürlich sehr viel an kulturellen Vorstellungen und Weltsichten dran.

Und das sind dann natürlich die Regeln, die wir den Kindern beibringen, damit sie sozusagen einpassen, sich einpassen in die sozialen Regeln der Erwachsenenwelt, zumindest nach und nach.

Also, das ist so eine Idee sozusagen der Fortsetzung.

Und insofern das gelingt, kann das Leben fortgesetzt werden.

Das heißt zum Beispiel früher, dass Kinder von Handwerksmeistern dann eben auch, wenn dann im Fall von männlichen Kindern jetzt fürs europäische Mittelalter jedenfalls,

dann eben auch Handwerksmeister werden konnten.

Und wir sehen das heute vielleicht noch, wenn Eltern mittelständischen Betrieb besitzen, dann ist es gerne gesehen, dass die Kinder dann diesen Betrieb übernehmen und ihn weiterführen.

Zugänglich über

Offener Zugang

Dauer

00:54:29 Min

Aufnahmedatum

2020-11-17

Hochgeladen am

2020-11-17 11:38:42

Sprache

de-DE

Tags

Pädagogik
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