Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Kollegen, liebe Freunde muss ich sagen. Ich habe mich
natürlich sehr über die Einladung gefreut und freue mich auch, dass ich heute zu dem Thema
Cannabis Stellung nehmen darf. Ist auch ein bisschen ein Hobby von mir und habe letztens
halt schon mehrere Vorträge darüber gehalten. Ich will beginnen vielleicht mit einem kleinen
historischen Rückblick, dass wir mal sehen, wie lange das schon verwendet wird. Danach will ich
einige Cannabis-Produkte vorstellen und die pharmakologischen Grundlagen. Pharmakologen
haben wir ja heute auch da, können mich da notfalls noch verbessern. Für diejenigen,
die nicht selber schon Erfahrungen mit Cannabis haben, werde ich da einiges
Ihnen vielleicht mitteilen. Dann die aktuelle gesetzliche Situation, die in diesen Jahr
eingetreten ist. Und danach wollen wir uns die klinischen Studienergebnisse anschauen,
die ja nicht so euphorisch sind, wie es in der Presse immer so berichtet worden ist. Und auf
grund der klinischen Studienergebnisse dann auch eine Einschätzung, inwieweit Cannabis eine sinnvolle
Alternative oder auch eine sinnvolle Medikation für Schmerzpatienten und vor allem auch für
Palliativpatienten ist. Und dann will ich alles nochmal zusammenfassen und auch ein paar persönliche
Bemerkungen dazu geben. Gut, zum historischen Rückblick. Also es gibt ja schon Hinweise,
die weit über 5000 Jahre zurückreichen, dass Cannabis verwendet wurde. Es gibt Zeichnungen
in ägyptischen Gräbern. Es gibt schon 2700 vor Christi die ersten schriftlichen Hinweise,
dass Cannabis eingesetzt worden ist in China, also auch schon zur Schmerztherapie. Dann auch in der
Bibel steht es, Moses 2, können Sie nachlesen, dass die Juden auch schon so ein heiliges Öl
verwendet haben, was Cannabis enthalten hat. Also es geht schon sehr, sehr weit zurück. Und dann
was im Rom, in Griechenland, was überall weit verbreitet. Und dann war es auch so, dass im
19. Jahrhundert, was viele ja nicht wissen, dass Cannabis zum Beispiel in USA das meistverwendete
Medikament gegen Migräne war. Und wie es in USA ist, es lebt ja von Extremen. 1941 wurde es strikt
verboten, obwohl es ja vorher so weit verbreitet war. Es hat aber wenig mit der Medizin zu tun
gehabt, es hat eher mit der Papierindustrie zu tun gehabt und mit dem Herrn DuPont, der Perlon
hergestellt hat, der wollte nicht mehr, dass so viel Fasern erzeugt werden mit dem Hampf. Es
hat immer wirtschaftliche Gründe gehabt. Von daher, die Deklaration hier ist noch auf
Hampfpapier geschrieben. Gut, jetzt ist es wieder frei verkauft in USA. Wissen Sie, können Sie nach
Kalifornien gehen. Seit diesem Monat können Sie 26 Gramm Marihuana oder Medizinalhampf frei
kaufen. Sie können auch bis zu fünf Pflanzen zu Hause anpflanzen. Also nicht nur zum medizinischen
Gebrauch, auch zum recreational use, wie die Amerikaner sagen, ist es derzeit auch zugelassen.
Also in Denver gibt es zurzeit mehr Cannabis-Verteilungsstellen wie Starbucks und Burger King
zusammen. Also es sind offiziell Italiener, die sich von Silvio Brillo aus Israel haben,
der ja sehr, sehr viele Erfahrungen hat. Gut, es hat auch noch, wenn man zurückschaut,
noch einen berühmten Kollegen gegeben, den Russell Reynolds, das war der Hausarzt von der
Queen Victoria, der war lange Zeit in Indien, hat dort eher Cannabis, nicht Sativa, sondern Indica
kennengelernt und war natürlich voll überzeugt von diesem Medikament und hat es auch in einer
Paper, also in einer sehr berühmten Zeitschrift, wie Lancet ist, die es schon sehr lange gibt,
hat er 1890 sozusagen ein Preislied auf Cannabis gegeben, das ist also ein wirklich ganz wichtiges
Medikament. Und er war damals schon sehr schlau, was sich jetzt wiederholt, er hat gesagt, das
könnte auch verwendet werden, da damals war der Morphinismus, hat so ein bisschen um sich gegriffen,
dass man das einsetzen könnte, um den Morphinismus ein bisschen einzudämmen. Und das wurde ja in
einer neuen Studie jetzt eigentlich auch bestätigt, der kanadische Studie, der hat gezeigt,
dass bei chronischen Schmerzpatienten, die sehr hohe Dosen von Opiaten brauchen, wenn man Cannabis
dazu gegeben hat, dass man bis zu 65 Prozent vom Opiat einsparen konnte. Also der war schon
relativ weit. Nun, vielleicht ein bisschen Fortbildung jetzt für diejenigen, die sich
noch nicht so intensiv mit Cannabis beschäftigt haben oder gebraucht haben. In Deutschland, wenn
ich immer so geheime Abfragen stelle, sind sie immer bei jüngeren Kollegen immer 50 Prozent,
die Erfahrung haben mit Cannabis, also persönliche meine ich jetzt. In Marihuana, also ein Teil ist
Marihuana, also das sind die getrockneten Blütenblätter und die haben einen unterschiedlichen Gehalt von THC,
Presenters
Dr. Reinhard Sittl
Zugänglich über
Offener Zugang
Dauer
00:43:26 Min
Aufnahmedatum
2018-01-10
Hochgeladen am
2018-01-12 09:31:11
Sprache
de-DE
Medizin, Anatomie, Palliativ, Tod