3 - Wer kontrolliert wen im deutschen Fernsehen? Das Projekt der freiwilligen Selbstkontrolle in der Debatte [ID:511]
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Über drei Millionen Zuschauer hat der Kinofilm Kein Ohrhase von und mit Till Schreiger in wenigen

Wochen ins Kino gelockt. Eine romantische Komödie, wie der Regisseur und Autor sagt,

bei der es ziemlich zur Sache geht. Der Zeitkolumnist Harald Martenstein beschreibt in

einer Klosse als Aufmacher des letzten Zeitmagazins, wie er mit einem beinahe

sechsjährigen Buben im Kino war. Er wollte einen Kinderfilm sehen, ab sechs

Jahren zugelassen und fand sich in einer eher derbenen Komödie wieder. Und wo

Till Schweiger gestern bei Körner sagte, es solle darum gehen, dass Männer und

Frauen mehr über ihre sexuellen Welten und Erfahrungen lernen sollten.

Martenstein schreibt, ich habe jetzt eine schlechte Meinung vom Kinderfilm. Ich war

aber auch froh, dass ich wenigstens nicht in ein Weihnachtsmärchen gegangen bin,

weil ich mir jetzt lebhaft vorstellen kann, was der Weihnachtsmann dort mit

seinen Rentieren tut. Maria und Josef der Esel und dann auch noch die heiligen

Drei Könige mit ihren heiligen Zungen. Das Kind sagte, es hätte in dem Film nicht

alles verstanden. Die Kinder von Till Schweiger haben in dem Film aber alle

mitgespielt. Zitat Ende. Nun ist die freiwillige Selbstkontrolle Kino in der

Diskussion, die diesen Film ab sechs freigegeben hat.

Übrigens mit der Begründung, die Kinder würden sowieso nicht alles verstehen.

Till Schweiger selbst hatte damit gerechnet, dass der Film ab 16 freigegeben

wird. Er hat nämlich einen Film für Erwachsene gemacht. Interessant ist dabei

aber für uns die breite öffentliche Debatte, an der sich nun Elternverbände,

Feuilletonisten, Talkshows, kurz die gesellschaftliche Öffentlichkeit mit

Vielgewinn beteiligt. Was tun wir, wenn eine gefühlte oder gesetzliche Schamgrenze

überschritten wird? Wie funktioniert das Regelwerk gesellschaftlicher Kontrolle?

Sportjournalisten kungeln mit einer gedobten Branche, Moderatoren nutzen ihr

Bildschirm bekanntes Gesicht für Eigenwerbung ihrer Bücher, Menschen

verzichten auf ihr grundgesetzlich gesicherte Persönlichkeitsrechte für

ein bisschen mediale Aufmerksamkeit. Produzenten finanzieren ihre Vorabendserien,

in dem sie ganze Erzählstränge als Schleichwerbung verkaufen. Kameraleute

setzen sich zu Geiselnehmern ins Auto mit dem Ziel näher am Geschehen dran zu

sein. Szenen von unsäglicher Gewalt im Abendprogramm, ein Armorklauf und die

Mediengewohnheiten des Täters. Ja, wer kontrolliert sie denn die Medien? Wie

konnte das geschehen? fragt dann der Bürger angefasst. Ist der Einzelne denn

da machtlos? Was kann man denn da tun? Die Fragen nach der Medienkontrolle treten

immer in die öffentliche Debatte, wenn es zu Grenzüberschreitungen, zu

journalistischem Fehlverhalten oder zu Geschmacksverirrungen im Programm, in der

Zeitung oder im Netz gekommen ist. Kasuistiken werden öffentlich dann

diskutiert und gewogen. Der Ruf nach härteren Gesetzen gehört dann zur

Liturgie der politischen Reden. Es muss als eine Problemanzeige festgehalten

werden, dass die öffentliche Wahrnehmung dessen, was in Deutschland unter

Medienkontrolle verstanden wird und was Medienkontrolle macht, wie sie wirkt, wer

sie bewirkt, wer wie zuständig ist, als ein sozusagen offenes Geheimnis gelten

kann. Medienkontrolle, wie sie sich heute in Deutschland darstellt, ist ein

gewachsenes Netz, unterschiedlicher den jeweiligen Medien und ihren politischen

Regelungszusammenhängen angepasster Institutionen und Instanzen, deren

öffentliches Wirken allerdings, wie es scheint, wenig Bekanntheit und damit wenig

öffentliche Relevanz erkennen lässt. Die Bürger sind wenig bis gar nicht

informiert über Beschwerdeinstanzen, Beschwerdewege, über die

rechtsstaatlichen Unterscheidungen und Entscheidungen und über die

Diskussionslage zwischen Ethik, Moral und Recht im öffentlichen Feld der Medien.

Dieser gesellschaftliche Missstand ist zum einen darin begründet, dass der Ruf

Teil einer Videoserie :

Presenters

Prof. Dr. Johanna Haberer Prof. Dr. Johanna Haberer

Zugänglich über

Offener Zugang

Dauer

00:29:34 Min

Aufnahmedatum

2008-01-16

Hochgeladen am

2017-07-06 17:20:51

Sprache

de-DE

Tags

Debatte Kontrolle Fernsehen Projekt freiwillig Selbstkontrolle
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