5 - Grenzen der Selbstbestimmung im Alter [ID:2118]
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Dieser Audiobeitrag wird von der Universität Erlangen-Nürnberg präsentiert.

Ich will heute versuchen, ein bisschen eine andere Perspektive auf das Alter einzunehmen

und ein bisschen aus der psychologischen Sichtweise darüber zu sprechen, was wir denn

eigentlich unter dem Begriff des Alters verstehen. Zunächst mal geht mein Vortrag davon aus,

dass Altern sich vor allem mit der Sorge verbindet, nicht mehr über das eigene Leben

bestimmen zu können. Und das ist auch eine Kernfrage in der Altersforschung, nämlich

was sind eigentlich die Bedingungen und die Umstände, die selbstbestimmtes Leben im

Altern fördern. Und das steht jetzt auch im Vordergrund meiner Darlegungen, dass ich zunächst

mal aus einer individuellen Sichtweise auf das Alter eingehen will. Und in dieser individuellen

Sicht sehen wir das Alter vor allem als eine Lebenszeit der Erfüllung. Und in dieser Erfüllung

müssen wir aber gesundheitliche Einschränkungen lösen und die gesundheitlichen Einschränkungen

begrenzen das Alter. Die hauptsächliche Bedrohung also ist dabei nicht so sehr, dass es gesundheitliche

Verluste gibt, sondern dass diese gesundheitlichen Verluste die Selbstbestimmung im Alter bedrohen.

Und das will ich an einigen Beispielen auch darlegen und ausführen. Und dabei lautet dann

meine These, dass ein erfülltes Altern letztlich aber gerade darin besteht, die Grenzen der

Selbstbestimmung nicht nur zu akzeptieren, sondern auch anzuerkennen und zu nutzen. Und dabei will

ich eingehen auf eine eher humanistische Tradition in der Psychologie, die sich auch mit dem Namen

Charlotte Bühler verbindet und auch hierzu dann einige Illustrationen aus dieser Forschung machen.

Und zunächst einmal fangen wir ja in der Regel an uns über das Alter Gedanken zu machen,

indem wir darüber sprechen, dass doch die Lebenserwartung zunehmend steigt,

dass wir immer länger leben, dass unsere Gesellschaften durch langes Leben geprägt sind.

Und zugleich wissen wir aber auch, auch das ist ein klassischer Einstieg in der Altersforschung,

wenn wir Menschen fragen, wie alt sie sich fühlen, dass sie sich immer in der Regel relativ jung

fühlen. Aus der individuellen Sicht kommt hierbei hinzu, dass wir nicht so sehr alleine nur die Menge

der Jahre, die wir länger leben, betrachten, sondern schon der 16. Präsident der Vereinigten

Staaten, dessen Namen Sie alle kennen, Abraham Lincoln, hat festgestellt, dass es am Ende des

Lebens eben nicht darauf ankommt, wie viel mehr Jahre wir haben, sondern wie viel mehr Leben wir

haben. Und das wurde ja damals zu einem Zeitpunkt schon ausgesprochen, als wir von demografischem

Wandel noch gar keine Ahnung hatten. Und gleichwohl ist dieser Ausspruch Abraham Lincoln's eben

eigentlich der Auftrag, den dann auch die berühmten Geriater, Boards und Pearsall dann sich auch

zu eigen gemacht haben und gesagt haben, das ist doch eigentlich der Auftrag der Alterswissenschaft.

Die Altersforschung muss eigentlich zeigen, wie wir das umsetzen. Dabei stellt sich dann aber doch

auch wiederum die Frage, was heißt hier eigentlich Leben? Was verstehen wir unter Leben in den Jahren?

Das ist im Kern das Thema der psychologischen Sichtweise auf das Altern, nämlich es geht um

Fragen des Empfindens, des Erlebens und auch des Denkens. Und hier kommen wir dann eben zu der Einsicht,

ja mehr Leben in den Jahren, das wäre doch schön, man würde sich eben jung fühlen. Jung sich zu

fühlen könnte bedeuten, mehr Leben in den Jahren zu haben. Tatsächlich wissen wir auch, die meisten

Menschen ab dem Alter 30 etwa beginnend fangen an sich junger zu fühlen als sie sind. Sie finden

selten 20-Jährige, die sich junger fühlen als sie sind, aber ab 28 je nach Geschlecht auch

unterschiedlich fühlen sich Menschen jünger als sie sind. Das ist vielleicht ein Hinweis darauf,

wie viel Leben sie in ihren Jahren haben. Tatsächlich meine These ist, dass das nicht so ist.

Denn die meisten Menschen verwechseln jung fühlen mit gesund sein. Und das sehen wir daran, wenn wir

die Menschen, die sich in irgendeinem Alter fühlen, also ein 70-Jähriger, der sich wie 60 fühlt,

fragen, ja und wie alt wären sie denn jetzt gerne? Dann sagen viele 60-Jährige, ja schön wäre es,

55 oder 50 zu sein, nochmal. Tatsächlich ist es aber so, dass das nur ganz wenige sagen, nämlich

die, die sich nicht gesund fühlen. Diejenigen, nämlich die gesund sind, sagen nicht, dass sie

gerne viel mehr jünger wären. Das sehen Sie hier in den rot dargestellten Balken. Das sind die

Diskrepanzen, also der Unterschied zwischen gewünschten und gefühlten Alter bei denen,

die gesund sind. Da ist also wenig Wunsch. Ein 60-Jähriger, der sich gesund fühlt, ist gerne 60

Jahre alt. So ist die Sichtweise. Und wer sich nicht gesund fühlt, möchte gerne jünger sein. Ein für

Teil einer Videoserie :

Zugänglich über

Offener Zugang

Dauer

00:30:23 Min

Aufnahmedatum

2011-07-27

Hochgeladen am

2012-02-17 11:31:38

Sprache

de-DE

Für viele Menschen verbindet sich mit dem Alter die große Sorge, nicht mehr selbst über das eigene Leben bestimmen zu können. Eine Kernfrage der psychogerontologischen Forschung beschäftigt sich mit den Bedingungen und Umständen, die ein selbstbestimmtes Leben im Alter fördern. Mit dem Begriff der Selbstbestimmung eng verbunden ist die Individualität und Eigenverantwortung des älteren Menschen. Selbstbestimmung bedeutet somit auch Mitgestaltung des eigenen Alterns, was sich in der Gestaltung sozialer Beziehungen, persönlichen Zielen und Vorsorge für das eigene Alter ausdrückt. Die Grenzen der Selbstbestimmung zeigen sich dabei im Umgang mit Verlusten und mit der Endlichkeit des Lebens.

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