Die Sitzung FFU for Sustainability Suffizienz. Schön, dass Sie sich trotz der Gewitterwarnung
heute hierher verirrt haben und getraut haben, hierher zu kommen. Wir hoffen, bisher war es
ja noch nicht so schlimm, wie es angekündigt war. Schauen wir mal, wie es weitergeht. Wir
wollen uns heute ein bisschen den menschlichen Dimensionen von Suffizienz zuwenden und ganz
am Schluss haben wir auch noch einen Gast, das ist Dr. Carola Wagensall, sie sitzt hier
vorne als Mitglied des Referenten Expertennetzwerks Digitale Bildung in Mittelfranken. Sie wird
uns noch ein praktisches Beispiel zeigen, wo wir die ganzen Dinge vielleicht ein bisschen
rekapitulieren können, die ich jetzt sprechen möchte. Was machen wir heute? Ich werde nochmal
wiederholen, was ich schon über Wohlstand und Lebensstandard gesagt habe als Einstieg. Dann
wollen wir uns ein bisschen mal überlegen, was ist denn eine Wohlstandsgesellschaft,
was braucht denn eine Wohlstandsgesellschaft? Dann wollen wir uns ein bisschen dem Wesen
des Menschen annähern, dann werde ich was über die Ökologie und die Biologie von Konkurrenz
und Kooperation sagen, darunter auch einen kleinen Abschnitt über die Commons, den ich
allerdings ganz kurz machen werde, einfach aus Zeitgründen heute, damit wir noch Zeit
für unseren Gast haben heute. Ja, Wohlstand und Lebensstandard, das hatte ich ja schon
mal gezeigt. Nico Pech hatte auch diesen Graf hier gezeigt. Der zeigt eigentlich hier auf dieser
Achse das GPD, also den monetären Wohlstand pro Kopf und hier auf dieser Achse, das ist ein
Index, ein Well-being Index, ein subjektiver Well-being Index, also das subjektive Wohlbefinden.
Und man sieht ja hier gleich, dass das nicht unbedingt miteinander so viel zu tun hat. Wir
haben die USA hier mit einem sehr hohen Pro-Kopf-Einkommen und wir haben hier zum Beispiel
Mexiko ungefähr auf der gleichen Wohlbefindenskala, aber mit ganz unterschiedlichem
Pro-Kopf-Einkommen. Also es ist nicht so, dass das Wohlbefinden steigt, je höher das Pro-Kopf-Einkommen
ist. Der Wohlstand steigt auch mit Bildung und Gesundheit, es gibt auch andere Indikatoren,
auch das hatte ich schon gesagt, also es geht eben das Bruttoinlandsprodukt, Pro-Kopf, das BIP,
das reinen materiellen Wohlstand misst oder es gibt aber auch den Human Development Index,
der schon versucht, andere Indikatoren mit reinzunehmen oder andere Faktoren mit hineinzunehmen,
der aber selten verwendet wird, einfach weil es irgendwie ein bisschen schwieriger zu
händeln ist. Also meist, wenn wir von Wohlstand sprechen, sprechen wir von materiellen Wohlstand.
Und eben diese Zusammenhänge sind eben nicht so, wie man sie vielleicht erwarten würde. Es gibt
auch noch eine andere Studie hier, Ditmar et al., auch die Literaturangaben sind alle auf den Folien
auch, die zeigen, dass das Wohlbefinden abnimmt, je mehr die Menschen an materiellen Gütern
interessiert sind, je mehr sie sich auch einen Lebensstil aneignen, der auf Materialität setzt.
Ja, demgegenüber hatte ich die Idee des Lebensstandards schon abgegrenzt, da geht
es um den Niveau und den Besitz und Konsum in einer Gesellschaft und da geht es eben um den
materiellen Wohlstand, der aber hier bezüglich einer Gruppe gedacht wird und zwar in Bezug auf
das Wohlbefinden, das er in der Gruppe erlaubt. Und das hatte ich Ihnen ja auch schon gezeigt,
das Leben ohne Scham soll möglich sein. Adam Smith, der Ökonom, hat da die Geschichte erzählt,
von dem Tagelöhner, der dann plötzlich mit einem Leinenhemd kommt, dann den Job bekommt gegenüber
den anderen und die anderen Scham empfinden und deswegen auch das Leinenhemd brauchen und so
weiter, wo dann eben dieses Ding der Shifting Baseline entsteht. Also hier haben alle noch
einen nackten Oberkörper, hier haben sie dann alle Leinenhemden, dann haben sie einen Anzug und so
weiter und so fort und jedes Mal stellt sich eine Art von Normalität ein, immer auf einem höheren
Konsumniveau und das ist die Idee des Lebensstandards, weil innerhalb der Gruppe ist es dann einfach nicht
mehr gut, wenn man eine bestimmte Ausstattung nicht hat. Und an der Stelle wird es natürlich
dann insofern auch schwierig, wenn wir sagen, wir haben ein Menschenrecht auf einen Lebensstandard,
der einem und seiner Familie Gesundheit und Wohlgewähr leisten soll, weil das würde ja
im Endeffekt bedeuten, dass wir im globalen Maßstab alle Menschen immer auf einen Lebensstandard
bringen müssen, einen gleichen Lebensstandard bringen müssen und dass der auch immer noch wächst
und das ist sicherlich problematisch und deswegen müssen wir darüber nachdenken,
deswegen müssen wir über solche Fragen nachdenken, über Wohlstand und Lebensstandard.
Presenters
Dr. Carola Wagenseil
Zugänglich über
Offener Zugang
Dauer
01:32:10 Min
Aufnahmedatum
2025-06-04
Hochgeladen am
2025-06-05 21:09:06
Sprache
de-DE