Ich freue mich ganz besonders, dass ich jetzt Frau Professorin Dr.
Katrin Castiglione nach vorne bitten darf.
Sie leitet an unserer FAU den Lehrstuhl für Bioverfahrenstechnik.
Wir haben sie von der TU München vor einigen Jahren berufen und sie ist im letzten Jahr
in eine sehr prominente Rolle gestiegen, denn sie hat unser Jubiläumsbierrezept entwickelt
und das Jubiläumsbier verantwortlich mit gebraut.
Das helle Köpfchen Bioverfahrenstechnik, ein hoch faszinierendes Forschungsgebiet
und ich freue mich auf ihren Vortrag, den sie überschrieben haben mit moderne Bioverfahrenstechnik,
mit molekularen Werkzeugen für innovative Prozesse.
Frau Castiglione.
Ganz herzlichen Dank für die freundliche Einführung.
Sehr geehrter Herr Ministerpräsident Söder, sehr geehrte Festgemeinde, ich möchte Ihnen
zeigen, wie moderne Bioverfahrenstechnik zur Biologisierung unserer Wirtschaft beitragen
kann.
Der Übergang von einer erdölbasierten Industrie hin zu einer ressourcenschonenden, nachhaltigen
Wirtschaftsweise ist eine der zentralen Herausforderungen unserer Zeit.
Die industrielle Biotechnologie nimmt hierbei eine Schlüsselposition ein.
Darunter verstehen wir die Nutzung von Enzymen, Zellen oder auch Mikroorganismen für die
Produktion von Stoffen, beispielsweise von Chemikalien, Pharmazeutika oder auch Energieträgern.
Wir sprechen in diesem Zusammenhang auch von der sogenannten Bioökonomie.
Und die Bioökonomie wurde erst vor kurzem vom Bundesministerium für Bildung und Forschung
herausgehoben, da das kommende Wissenschaftsjahr diesem Thema gewidmet wird.
Wissenschaftsjahre dienen der Wissenschaftskommunikation.
Ein wichtiges Thema soll den Bürgerinnen und Bürgern näher gebracht werden und es
sollen auch Vorurteile abgebaut werden.
Und ein Vorurteil gegenüber biobasierten Prozessen ist, dass sie doch immer teurer
sind als ihre herkömmlichen Pendants.
Ein wirklicher nachhaltiger Prozess ist jedoch nicht nur ökologisch sinnvoll, er macht auch
ökonomisch Sinn.
Nur wenn unsere Industrieunternehmen Geld mit einem Prozess verdienen, werden diese
Prozesse auch angewendet werden.
Wir dürfen aber auch die dritte Dimension der Nachhaltigkeit hier nicht außer Acht
lassen und das ist die soziale Dimension.
Beispielsweise unter welchen Arbeitsbedingungen die Beschäftigten in einem Prozess arbeiten.
Ich möchte Ihnen nun zunächst an einem etablierten Bioprozess zeigen, wie wir es schaffen können,
in all diesen drei Dimensionen der Nachhaltigkeit vorteilhaft zu sein.
Und dafür schauen wir uns die Herstellung semisynthetischer Penicilline an.
Das Molekül hier links oben ist das Penicillin G, das auf die Arbeiten von Alexander Fleming
zurückgeht.
Um jetzt aus diesem Molekül andere Antibiotika aufbauen zu können, wie beispielsweise Ampicillin
und Amoxicillin, müssen wir dieses Molekül in eine Rumpfstruktur spalten.
Um zu verstehen, warum dieser Prozess ökologisch bedenklich ist, muss man wirklich kein Chemiker
sein.
Es reicht ein Blick auf die Gefahrsymbole der involvierten Stoffe.
Die reichen von ätzend über giftig, gesundheitsschädlich bis hin zu umweltgefährdend.
Daher ist auch die soziale Dimension dieses Prozesses bedenklich, denn die Beschäftigten
müssen mit diesen gefährlichen Stoffen umgehen.
Aber auch ökonomisch gesehen ist dieser Prozess alles andere als ideal.
Wir haben hier vier Schritte, die wir benötigen zu unserem Zielprodukt und müssen immer die
Zwischenprodukte teuer und aufwendig isolieren.
Presenters
Prof. Dr. Kathrin Castiglione
Zugänglich über
Offener Zugang
Dauer
00:14:12 Min
Aufnahmedatum
2019-11-04
Hochgeladen am
2019-11-11 14:53:04
Sprache
de-DE