Dieser Audiobeitrag wird von der Universität Erlangen-Nürnberg präsentiert.
Sehr geehrtes Publikum, liebe Damen und Herren, das fränkische Schichtstufenland ist eine Landschaft,
die eine lange Forschungsgeschichte hat und ich möchte Ihnen heute ein bisschen darüber berichten.
Ich habe auch, dem ich jetzt nicht mehr an der FAU bin, nur noch geringe institutionelle Anbindungen
in meinem Leben und die wichtigste ist im Moment die Naturhistorische Gesellschaft Nürnberg,
deren Logo ich unten eingeblendet habe, auch aus zwei anderen Gründen. Einmal weil die Zusammenarbeit
der Naturhistorischen Gesellschaft, kurz NHG, mit der Universität traditionsgemisch sehr eng war und ist.
Das ist ein Verein, der schon 1801 gegründet wurde und vor einigen Jahren haben wir auch die
weite Bereiche der Geologiesammlung übernommen, die bei uns jetzt in Nürnberg steht, als eine langfristige
Leihgabe und gut zugänglich auch immer wieder noch genutzt wird durch Anfragende aus Erlangen selbst
oder auch aus dem Ausland mitunter. Und zum anderen möchte ich eben auf die Naturhistorische Gesellschaft
verweisen, weil mir schon angedeutet wurde, auch zahlreiche Exkursionen und andere Veranstaltungen in
den letzten 10, 15 Jahren sich mit dem Thema Schichtstufenland befasst haben. Wir haben zahlreiche,
ich würde jetzt nicht sagen zahllose, aber zahlreiche Geländebegehungen unternommen. Viele, die heute im
Publikum sind, waren bei der einen oder anderen auch dabei und teilen die Erfahrungen, die wir da gemacht
haben, dass es kaum einen Tag gab, das klingt jetzt übertrieben, aber das trifft den Kern, dass es kaum
einen Tag gab, wo man draußen nicht neue Dinge von landschaftsgeschichtlicher Relevanz entdeckt hätten.
Der Status quo der geologischen Karten ist in bestimmter Hinsicht, also was Fragestellungen vor allem der
Landschaftsgeschichte angeht, durchaus nicht vollständig und da ist ein weites Feld noch zu tun.
Und wir werden heute sehen, am Ende dieses Vortrages, dass neue Impulse zum Verständnis der fränkischen
Schichtstufenlandschaft nicht von den Universitäten zu kommen scheinen, sondern aus der Karteergeologie,
von den Geologen, die draußen Wochen und Monate im Gelände verbringen und jeden Stein, den sie da finden,
auch mal umdrehen und gucken, was der vielleicht bedeuten mag.
Mein...
Das Referat hat es gegliedert in drei Punkte, die sich logischerweise ergeben.
Ich werde versuchen, diese Logik einzuhalten.
Beginnen wir mit einer Ansicht, die vielen von Ihnen vertraut.
Die Juraschichtstufe an Ehrenburg und Hetzles ist ein Anblick, der vielen von uns vertraut ist.
Wir sehen den Hetzleser Berg im Hintergrund, hier eine Schichtstufe, eine Stufenfläche oder Hochfläche,
hier der Lindlberg und hier einen kleinen Geländeknick, der zum Ausdruck bringt, dass der Hetzles bereits,
was seine oberste Formation angeht, in Trennung von der dahinter liegenden Frankenalp begriffen ist,
im Vordergrund die Ehrenburg.
Eine nahezu identische oder zumindest sehr analoge Ansicht können wir von der Käuperschichtstufe gewinnen.
Wenn wir hier etwa von Handall Richtung Schwanberg nach Süden blicken, sehen wir anstatt des Hetzleser Berges den Schwanberg,
der auch wieder schon durch eine leichte Geländedepression von der zusammenhängenden Stufenfläche des Sandsteinkäupers getrennt ist
und hier vorne die Schichtstufe, der wir den Weinbau im Käufer verdanken, sonst wäre das gar nicht möglich.
Wir haben hier wiederholende Formen und diese wiederkehrenden Formen haben natürlich schon sehr früh in der Forschungsgeschichte Anlass dazu gegeben,
eine Theorie der Schichtstufenlandschaft zu diskutieren und möglichst auch zu entwickeln.
Hier haben wir noch ein Formelement, das wiederkehrt, das ist jetzt die Ehrenburg ein bisschen aus der Distanz von Reifenberg gesehen.
Sehen wir die Ehrenburg hier, wie sie getrennt ist von der zusammenhängenden Stufenfläche durch ein Tal, das ist das Tal des Ehrenbacht.
Und was wir sehen, ist, dass also dieser Zeugenberg seinen Namen hat, weil er davon zeugt, dass diese Stufenfläche mal geschlossenerweise
mindestens bis zum Walberla-Westrand gereicht haben muss und dass die Schichtstufenlandschaft einer anhaltenden weitergehenden Formung unterliegt,
indem Bäche, Flüsse sie zerteilen, zergliedern und weitere Prozesse ihre Formung voranbringen.
Es gibt einige wichtige strukturelle Voraussetzungen, die ich wiederholen möchte, wo es eigentlich in Schulbüchern der 6. Klasse
schon im Wesentlichen abgehandelt werden, sind so die Grundlagen. Eine Voraussetzung, eine strukturelle Voraussetzung, ist die Abfolge von,
eine möglichst gleichförmige Abfolge von unterschiedlich abtragungsresistenten Gesteinen.
Wir werden sie dann später Stufenbildner und Sockelbildner nennen, was ihre relative Funktion angeht,
wobei es aber wichtig ist, dass diese möglichst gleichförmige Abfolge nicht unverstellt ist, sondern eine leichte Verstellung erfährt.
Hätte sie gar keine Verstellung, dann hätten wir eine Schicht-Dafellandschaft.
Wäre die Verstellung sehr stark, würden wir eine Schicht-Kammlandschaft haben.
Presenters
Dr. Gottfried Hofbauer
Zugänglich über
Offener Zugang
Dauer
00:58:19 Min
Aufnahmedatum
2016-07-14
Hochgeladen am
2016-07-27 13:21:30
Sprache
de-DE
Die Fränkische Schichtstufenlandschaft ist Teil der Süddeutschen Schichtstufenlandschaft und in diesem Zusammenhang als Idealtypus dieser Landschaftsform in vielen Schul- und Lehrbüchern zu finden. Als notwendige Voraussetzung gelten unter anderem der Wechsel unterschiedlich abtragungsresistenter Gesteinsformationen sowie ihre leichte tektonische Verstellung.
Diese scheinbar klaren Voraussetzungen wurden vor allem in der Mitte des 20. Jahrhunderts massiv in Frage gestellt. Unter von der Gegenwart abweichenden vorzeitlichen Klimabedingungen sollten die Faktoren Gestein und Struktur völlig ohne Bedeutung gewesen sein, da die Verwitterung im Prinzip über alle Gesteinsunterschiede hinweg gegriffen habe. Diese Debatte um die Entstehung von Schichtstufenlandschaften war in besonderer Weise auf Franken fokussiert, weil mit Julius Büdel der sicher vehementeste Vertreter dieser als Klimamorphologie bezeichneten Methodik in den Jahren 1951-1983 am Geographischen Institut in Würzburg wirkte.
Aus der gegenwärtigen Perspektive hat sich diese scheinbar empirisch begründete Aussperrung petrografischer wie struktureller Faktoren als dogmatische Einbahnstraße erweisen. An ausgewählten Fallbeispielen aus Franken werden aktuelle Aspekte zur Interpretation der Schichtstufenlandschaft gezeigt und zugleich demonstriert, dass eine allgemein ausgerichtete "Theorie der Schichtstufenlandschaft" stets an die Grenzen stößt, die ihr von der konkreten erdgeschichtlichen Entwicklung einer Region gesetzt werden.