Vor vier Milliarden Jahren war die Erde heiß und unwirklich. Die starke UV-Strahlung bedrohte
alles Lebendige. Dennoch begann zu dieser Zeit das Leben. Im Meer waren die ersten
Organismen sicher. In heißen Quellen am Meeresgrund hat der Lebensbaum seine
Wurzeln. Hier haben sich Bakterien milliarden Jahre lang wohl gefühlt.
Hier findet man sie auch heute noch.
Vom Meer aus eroberten Bakterien die gesamte Erde.
Meine Damen und Herren, herzlich willkommen zu meinem Vortrag heute. Ich will
also einen Einblick in die Infektionsbiologie geben und Ihnen einige
von den Begegnungen zwischen Bakteriellen-
Erregern von Krankheiten und Dementien oder den Zellen des Menschen geben.
Sie sehen, ich habe meinen Vortrag mit einem Fragezeichen versehen, warum
machen uns Bakterien krank und ich hoffe Ihnen einige Antworten geben zu können.
Ich kann Ihnen sicher nicht alle Antworten geben, weil, wie Sie gleich sehen
werden, sind die Mechanismen, die pathogene Bakterien benutzen, genauso
vielfältig wie die Krankheiten, die sich hervorrufen.
Es gibt Antworten, aber es gibt noch nicht auf alle Fragen zufriedenstellende
Antworten und es gibt noch viel Forschungsarbeit zu leisten.
Ich werde Ihnen einige Methoden vorstellen, die wir zurzeit benutzen, um
diese Vorgänge auf molekulärer Ebene zu klären und auch offene Fragen aufzeigen,
die wir versuchen zu beantworten. Dass Bakterien uns krank machen, das ist ja
noch gar nicht so lange bekannt. Das geht auf Pionierarbeiten von Pasteur und
Robert Koch zurück, die diesen kausalen Zusammenhang zwischen der Anwesenheit von
Bakterien und einer bestimmten Erkrankung, einer typischen Erkrankung
belegen konnten, diesen kausalen Zusammenhang darstellen konnten.
Es gab dann eine Phase, wo man diese Tatsache zwar zu Bewusstsein
genommen hat, aber eigentlich verdrängt hat. Das war die Zeit, als die
Antibiotika aufkam und man glaubte, man könnte alle bakteriell bedingten
Infektionskrankheiten durch Antibiotika heilen. Und mittlerweile sind wir
eigentlich wieder in einer Situation, wo wir über diese Allmacht der
Antibiotika hinausgekommen sind, wo wir wissen, dass es viele Erkrankungen gibt,
gegen die uns Antibiotika nicht mehr helfen. Und wir müssen in der Tat, wenn
wir neue Ansätze entwickeln wollen, die Pathogenmechanismen der Bakterien
verstehen. Diese Eigenschaft, Krankheiten hervorzurufen und ein bestimmtes
Krankheitsmuster hervorzurufen, die bezeichnen wir als Virulenz und diese
Faktoren, die für die Virulenz entscheidend sind, bezeichnen wir als
Virulenzfaktoren. Es sind also Eigenschaften, die Mikroorganismen befähigen,
den Menschen zu kolonisieren und eine Schädigung des Wirtsorganismus
hervorzurufen. Wir wissen mittlerweile, dass Virulenzfaktoren genetisch bedingt
sind, das heißt, wir haben einen Virulenzfaktor und für diesen Virulenzfaktor
eine oder mehrere Virulenzgene. Wir können uns das zu Nutzen machen, wie Sie
hier sehen, wir können einen Virulenzfaktor ausschalten und wir sollten
dann finden, dass die Virulenz des Bakteriums abgeschwächt ist. Es wäre also
ein experimenteller Ansatz, mit dem wir in der Tat diesen Zusammenhang belegen
können, Virulenzgene, Virulenzfaktor und die Fähigkeit, eine Erkrankung
hervorzurufen. Die Problematik, die sich uns häufig stellt, ist zunächst diese
Virulenzfaktoren zu erkennen und ihre Funktionsweise zu verstehen.
Zum Erkennen der Virulenzfaktoren hat uns die Gentechnik und die zurzeit laufende
Sequenzierung von bakteriellen Genomen sehr weitergeholfen und Sie sehen hier ein
typisches Beispiel. Wir haben also Sequenzinformation, genetische
Informationen eines harmlosen Bakteriums, eines Darmbakteriums, das in Ihrem und
Presenters
Prof. Dr. Michael Hensel
Zugänglich über
Offener Zugang
Dauer
00:29:32 Min
Aufnahmedatum
2001-11-29
Hochgeladen am
2018-06-21 11:28:37
Sprache
de-DE
Bakterien leben in unserer Umwelt, in unseren Nahrungsmitteln, auf unserer Körperoberfläche und in unserem Darm. Obwohl wir ständig in Kontakt mit Bakterien sind, bleiben die meisten dieser Zusammentreffen ohne Folgen. Gelegentlich kommt es jedoch auch zu Begegnungen zwischen Menschen und Bakterien, die zu einer Erkrankung führen. Krankmachende Eigenschaften von Bakterien werden als Virulenzfaktoren bezeichnet. Für einige Infektionen gibt mittlerweile eine gute Vorstellung davon, wie Bakterien mittels Virulenzfaktoren Organe unseres Körper kolonisieren oder Zellen schädigen können. Seit längerem bekannt ist die Produktion von Giften (Toxine) durch Erreger. Diese Toxine werden von Bakterien ausgeschieden, und stören normale Vorgänge im Stoffwechsel unserer Zellen. In letzter Zeit wurden besondere Virulenzmechanismen aufgeklärt, die nicht auf die Wirkung von Toxinen zurückzuführen sind, sondern den Kontakt zwischen Bakterien und Zellen des Wirts erfordern.