23 - Palliativmedizin 4.0 - Medizin für das Lebensende zwischen Fürsorgen und Digitalisierung [ID:9870]
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Mein Name ist Christoph Ostgarte. Ich leite hier die Palliativmedizinische Abteilung am Universitätsklinikum in Erlangen, jetzt schon seit acht Jahren.

Und ich werde Sie durch den heutigen Abend führen. Sie werden sich wundern, warum ich ein Mikrofon trage.

Das brauche ich üblicherweise nicht. Es hat auch nichts mit dem Thema Digitalisierung zu tun, obwohl ich so viel Kabel jetzt an mir dran habe.

Ich spüre es direkt am eigenen Körper. Das geschulte Ohr wird es hören, dass ich ein wenig heißer bin.

Und insofern bin ich froh um dieses technische Assistenzsystem, was es mir etwas leichter macht, heute hier den Vortrag zu halten.

Wer hat gestern das Heute-Journal gesehen? Wer guckt so spät noch Fernsehen?

Keiner. Das gibt es doch gar nicht. Du hast alles vergessen. Vielleicht wirst du dich jetzt dran erinnern.

Auch dort ging es in einem Essay-Beitrag um das Thema Digitalisierung, Robotik, künstliche Intelligenz.

Und meine Frau, wir waren gerade kurz davor wegzuschlafen, sagte zu mir, Mensch, das hast du aber wunderbar getimt.

Palliativmedizin 4.0, das Spannungsfeld, Medizin für das Lebensende zwischen Fürsorge und Digitalisierung.

Und heute der Mittagspause habe ich mich sehr gefreut. Also nicht nur das Heute-Journal hat für unsere Veranstaltung geworben,

sondern auch die Erlager Nachrichten. Das ist die von heute. Angela Merkel wirbt in den Erlager Nachrichten für den Vortrag zum Thema Digitalisierung.

Und das heißt, die Entwicklung künstlicher Intelligenz soll für die Bundesrepublik ein Erfolgsmodell werden,

so wie vor 70 Jahren die soziale Marktwirtschaft. Das heißt, wir sind hier alle an vorderster Front mit dabei.

Wunderbar. Was habe ich jetzt vor in den nächsten 50 Minuten, bis wir dann auch in die Diskussion einsteigen?

Ich möchte einmal nochmal den Begriff, ja was heißt es eigentlich Medizin für das Lebensende? Was heißt der Begriff Fürsorge?

Was sind die Herausforderungen für die Zukunft? Ich werde versuchen, den Begriff Medizin 4.0 zu klären.

Der ist sehr umstritten. Ein bisschen was zum Thema natürlich Digitalisierung sagen.

Und Sie mitnehmen in ein paar Visionen, die wir hier vor Ort haben, wo wir versuchen, neue technische Applikationen,

auch Möglichkeiten, die uns Big Data, künstliche Intelligenz liefern, für die Medizin am Lebensende sinnvoll zu nutzen.

Und das mit ein paar kritischen Abschlussworten beenden. Medizin für das Lebensende.

Die, die häufiger in dieser Veranstaltung sind, werden diese Folie schon kennen.

Wesentlich in der Medizin ist es sich, bevor man eine Therapie einleitet, bevor man überlegt,

wie auch die pflegerische Versorgung aussehen kann, was eigentlich das Therapieziel ist.

Wir stellen uns vor, eine zum Tode führende Erkrankung wird diagnostiziert.

So ist für viele Menschen mit Diagnosestellung das Therapieziel Heilung.

Nehmen wir mal die Tumorerkrankung. Das heißt, Patientinnen und Patienten werden mit aller Kraft,

gemeinsam mit ihren behandelnden Ärzten, mit den Teams versuchen, eine Heilung zu erreichen.

Wenn das nicht mehr möglich ist, manchmal schon mit Diagnosestellung, ist das nächste Therapieziel,

was erreicht werden soll, eine bestmögliche Lebenszeitverlängerung.

Das wissen wir bei Tumorerkrankungen. Die können zum Teil über viele, viele Jahre chronisch verlaufen.

Aber dann kommt der Punkt in einer Erkrankung, wo auch das Therapieziel Lebenszeitverlängerung nicht mehr erreicht werden kann.

Und sich der Fokus der Behandlung darauf fokussiert, zu sagen, was können wir erreichen für eine bestmögliche Lebensqualität, die bleibt.

Das hat natürlich unmittelbare Auswirkungen auf die angewendeten Methoden.

Je stärker das Therapieziel Heilung im Vordergrund steht, umso stärker fokussiert sich die Behandlung an der Diagnose entlang.

Das heißt, der Tumor wird behandelt, die rhabaritische Erkrankung wird behandelt,

die Herzschwäche wird behandelt und vieles andere mehr.

Je weiter wir aber in den Bereich der Behandlung mit dem Fokus Lebensqualität kommen, umso wichtiger wird die Behandlung,

Begleitung der belastenden Symptome und Probleme der Patienten.

Lebenszeitverlängerung in der Medizin, da ist unglaublich viel erreicht worden.

Die Medizin hat über viele Jahre oder Jahrzehnte, ja fast 100 Jahre, alles daran gegeben, Krankheiten zurückzudrängen.

Und ist auch sehr, sehr erfolgreich gewesen.

Sie hat viel erreicht, in Krisensituationen diese Krise zu überwinden, in der Hoffnung, dass ein Mensch wieder in seine normale Lebenssituation hineinkommen kann.

Aber hat natürlich auch Situationen geschaffen, wo doch die Technik sehr stark im Vordergrund gestanden hat.

Auf dem Boden dessen, dass sich die Medizin über viele Jahre, Jahrzehnte eher auf die Heilung, eher auf die Lebensverlängerung konzentriert hat,

hat sich letztendlich das entwickelt, was wir heute die moderne Hospizbewegung und Palliativmedizin nennen.

Die Palliativmedizin und Hospizbewegung haben wieder den Patienten in den Mittelpunkt gerückt und gesagt,

diejenigen, die nicht geheilt werden können, brauchen auch eine bestmögliche medizinische, pflegerische Versorgung.

Und tatsächlich den Patienten wieder in den Mittelpunkt geholt.

Es ist keine grundsätzliche Kritik an der technisch orientierten Medizin, an der modernen Medizin.

Teil einer Videoserie :

Zugänglich über

Offener Zugang

Dauer

00:54:06 Min

Aufnahmedatum

2018-12-05

Hochgeladen am

2018-12-11 16:45:41

Sprache

de-DE

Patienten und Öffentlichkeit gestalten (palliativmedizinische) Forschung

Medizin, Palliativ,

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