Ja, also vielen Dank für die Eindrängung, wie Sie hören kommen. Ich komme aus Wien. Ich hoffe,
Sie werden mich trotzdem verstehen. Ich werde mich bemühen. Sie sehen anhand des T-Shirts,
das ich mitgebracht habe, ein bisschen unsere Initiative, die wir gestartet haben an der
Medizinischen Universität Wien. Hier steht drauf, nicht die Albertina, aber trotzdem gut. Und die
Albertina ist ein sehr bekanntes Kunstmuseum in Wien und die haben uns das wirklich machen lassen,
was schon auch zeigt, dass sie irgendwie offen sind für die Thematik. An einer Universitätsklinik ist
ja die Pflicht, dass man den sogenannten Triple Track vollzieht. Das bedeutet, Klinik, Forschung
und Lehre zu betreiben. Das klingt jetzt einmal auf den ersten Blick ein bisschen viel und manchmal
wird einem ja selber im Laufe der Zeit ein bisschen langweilig, wenn man immer dasselbe
macht und dasselbe macht. Und die Studierenden hören es das erste Mal, aber man selber kann
sich schon nicht mehr hören. Und so haben wir uns überlegt, wie können wir vielleicht die Lehre
anders gestalten? Und ich werde auf alle drei Aspekte eingehen, also auf Klinik, Forschung und
Lehre und welches Potenzial Medical Comics und Kreativität haben können. Medizinstudium,
ich habe schon mitbekommen, dass viele von Ihnen aus anderen Bereichen kommen, jetzt nicht alle
ärztlich tätig sind, aber wenn man so ein Medizinstudium hinter sich bringt, fühlt sich
ein bisschen so an. Man muss sehr viel pauken und sehr viel Theorie lernen. Da freut man sich
immer, wenn irgendwo ein Bild dazwischen ist. Das ist der Grund, wieso ich zum Beispiel nicht
Jura hätte studieren können, weil da sind gar keine Bilder, glaube ich, oder sehr, sehr
wenige. Das ist im Medizinstudium dann doch ein bisschen anders. Und dann kommt noch Folgendes
dazu, das habe ich bei meiner Antrittsvorlesung gezeigt und dann habe ich gesehen, dass der
ärztliche Direktor auch drinnen sitzt und dann, wenn ich das vorher gewusst hätte, hätte ich
mich, glaube ich, nicht getraut, das herzuzeigen. Was passiert, nachdem wir sterben? Also wir machen
das Bett sauber und es kommt ein neuer Mensch hinein. Das ist natürlich sehr, sehr kalt irgendwie und
demystifizierend und deswegen haben wir uns überlegt, Haltung kannst du nicht vermitteln,
indem du irgendwie eine Predigt hältst, sondern du musst die Leute irgendwie so treffen, dass sie
sich angesprochen fühlen und wo die Studierenden ja immer ganz scharf drauf sind, ist, wenn da
jemand kommt von der Notfallmedizin oder Anästhesie und sagt, wie man wenn intubiert und wie man wenn
wiederbelebt und das kommt irrsinnig gut an. Treat first, what kills first müssen wir im Palliativbereich
aber auch machen. Also wir müssen genauso Symptome lindern und dann gibt es noch dieses andere,
finde ich, sehr, sehr schöne ABCD Schema, wo es um die Haltung geht, um das eigene Verhalten,
um, ich darf nicht mich zu sehr bewegen, ich bleib hier stehen, Mitgefühl und Dialog. Das ist von
Havi Chodzhinow, einem kanadischen Psychiater, der wirklich wahnsinnig wertvolle Publikationen
verfasst hat. Also alles, was der irgendwie von sich gibt, man findet ihn auch auf Social Media,
ist sehr, sehr wertvoll. Und um das Ganze an die Studierenden zu bringen, haben wir uns überlegt,
wir müssen gleich einmal die Abwehr ausschließen. Ich studiere doch nicht Kunst, ich studiere
Medizin, ich will das nicht, wieso nötigen Sie mich, dass ich da jetzt kreativ tätig bin,
bin bewusst in diesen Bereich gegangen, damit man mich so was mit so was in Ruhe lässt und da kann
man sagen, darum geht es nicht, sondern es geht um sogenannte Rounded Doctors. Es geht ja nicht
um Doktors, sondern generell medizinisches Personal, das wirklich Interesse hat an den
Menschen und nicht nur an den Erkrankungen selbst. Und da gibt es an der Columbia University eine
ganz, ganz tolle Professorin, die auch Literaturwissenschaftlerin ist, das ist Rita
Jaron. Und diese 15 Minuten ihres Lebens sollten sie dieser Frau schenken und sich diesen Ted Talk
anschauen, wo sie sozusagen sagt, man sollte die Geschichten, die mit einer Krankheit einhergeht,
schätzen lernen. Und sie geht zum Beispiel so auf die Menschen zu, dass sie sagt, ich bin ihre
Ärztin, erzählen Sie mir etwas über sich, damit ich Sie so gut wie möglich behandeln kann. Und
wissen Sie, was dann am meisten, am häufigsten kommt? Ich habe eine Penicillinallergie, weil die
Leute es nicht gewohnt sind, dass man was über sie wissen möchte. Deswegen gilt ein bisschen der
Grundsatz nicht immer How are you, wie geht es Ihnen, da lügen eh die meisten, sondern Who are you,
wer sind Sie und wer steckt da dahinter? Jetzt hatte eine Kollegin, die Geschichte studiert hat,
Historikerin ist und mittlerweile im Teaching Center arbeitet und ich hatte die Aufgabe, wir haben uns
Presenters
Prof. Dr. Eva Masel
Zugänglich über
Offener Zugang
Dauer
00:40:37 Min
Aufnahmedatum
2024-10-30
Hochgeladen am
2024-10-31 11:56:05
Sprache
de-DE