4 - Die wundersame Verwandlung – stammzellbasierte Modelle für menschliche Nervenzellen [ID:12693]
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Guten Abend und vielen Dank für die freundliche Einführung. Ich bin Neurologin und Neurobiologin.

Eine ganz wichtige Frage in der Neurobiologie ist, wie kann man genau verstehen, was im

menschlichen Gehirn passiert, wenn es erkrankt ist. Denn in der Medizin können wir ja von vielen

Dingen relativ einfach Probeentnahmen machen, von der Haut, vom Darm, von der Leber. Aber ein

erkrankter Patient mit einer neurologischen Erkrankung wird nicht ganz schnell einer

Biopsie zustimmen, um die Erkrankung zu verstehen. Tiermodelle sind eine Möglichkeit, die uns vieles

geholfen haben zu verstehen, aber dann doch nicht alles lösen. Und vor Augen gab es dann eine

revolutionäre Studie im Jahr 2007, die sozusagen der Motor meiner aktuellen Forschung wurde. Ich

war an diesem Tag, als dieses Manuskript veröffentlicht wurde von einer japanischen

Arbeitsgruppe, war ich in Kalifornien am Sork-Institut und merkte, wie alle meine Kollegen

sehr unruhig wurden. Und man brauchte sozusagen so Konstrukte, die man bei einer Firma bestellen

konnte. Und neben mir wurden Kreditkarten gezückt, um persönlich diese Sachen zu bestellen, weil man

einfach große Angst hatte, dass die Zentralverwaltung in der Bestellung zu langsam sein würde und man

irgendwie abgehängt würde. Inzwischen sind 13 Jahre vergangen. Diese Forschungsrichtung ist

enorm expandiert in ganz verschiedene Richtungen. Und ich möchte Ihnen heute berichten, was wir hier

in Erlangen damit machen. Und eine menschliche Hautzelle, darum wird es heute Abend gehen, kann

zu einer Nervenzelle werden. Sie kennen Abdrücke dieser Art wahrscheinlich eher aus der Kriminalistik,

aber wir wenden sie auch in kriminologischen Fragestellungen in gewisser Weise an, um

molekulare Fingerabdrücke zu verstehen und sozusagen mit Hilfe dieser Hautzelle Nervenzellen

zu generieren und damit dann Erkrankungen des Nervensystems besser zu verstehen. Die Gliederung

meines Vortrags heute Abend hat drei Teile. Im ersten Teil möchte ich eben diese wunderbar

verwandlung, also dieses Prinzip der Reprogrammierung erklären. Dann möchte ich Ihnen zwei Beispiele aus

unserer Arbeit präsentieren und möchte dann im letzten Teil meines Vortrags über Perspektiven

und Visionen mit Ihnen sprechen. Und zum Start habe ich ein Bild gewählt, das älter ist, als die

Beschreibung der Reprogrammierung und einer der Herren aus dem Publikum kam hier rein und sagte,

ich möchte heute Abend verstehen, wie aus einem alten Körper ein Jünger werden kann und das ist

ein ganz altes, ein ganz alter Traum in der Menschheitsgeschichte, wie man aus einem alten

Körper einen Jungen generieren kann. Und dieses Bild, das Lukas Kranach 74-jährig geschaffen hat,

ist eines, wo einerseits hier die kargen Felsen sind, wo alte, kranke Frauen in Wägen und Tragen

anstransportiert werden. Sie werden dann entkleidet, steigen in den Jungbrunnen hinein, im Zentrum des

Beckens hier ein Wasserspender und mithilfe dieses Zauberbeckens, dieses Zauberwassers entsteigen

diesem Wasser dann junge, schöne, hübsche Damen, die dann dem Wasser entsteigen, von Jünglingen

eingekleidet werden und erneuert sind. Und so ähnlich müssen Sie sich die Forschung vorstellen,

die wir machen. Wir starten mit einer Hautzelle. Die Hautzelle ist quasi eine Zelle, die festgelegt

ist in ihrer Funktion, die erwachsen ist, die eigentlich ihren Platz gefunden hat. Und wir

machen dann einen Vorgang, der nennt sich Reprogrammierung. Also wir geben normalerweise

virale Vektoren auf diese Hautzelle und diese viralen Vektoren, die exprimieren dann Transkriptionsfaktoren

und diese Transkriptionsfaktoren schmeißen dann sozusagen Pluripotenzgene wieder an. Und dadurch,

dass dann eben diese Stammzelleigenschaften aus diesen Hautzellen geschaffen werden,

also dass die sozusagen eine Zeitreise zurück zu einer embryonalähnlichen Zelle machen, werden

dann eben Stammzellen, also pluripotente Stammzellen, Stammzellen, die in der Lage sind,

sich wieder in ganz verschiedene Arten von Zellen, in Muskelzellen, in Darmzellen, in

Nervenzellen, aber auch in Hautzellen wieder zu differenzieren. Und mit denen machen wir dann

die Forschung. Aber bevor ich zu dem Punkt komme, nochmal eine kleine Erläuterung aus diesem

Bild von Lukas K. nach dem älteren. Also diese Fibroplasten werden dann sozusagen diese alten

Damen, die in diesen Jungbrunnen steigen. Und in diesem Jungbrunnen gibt es dann sozusagen

diese Transkriptionsfaktoren, die ihnen dann sozusagen wieder jugendliche Eigenschaften

verleihen. Und mit diesen jugendlichen Eigenschaften versehen, steigen sie dann aus dem Becken,

sind verjüngt, ein galanter junger Mann reicht ihnen einen Mantel und sie können sich dann den

sinnlichen Freuden hingeben. Vielleicht haben sich die Männer unter ihnen jetzt gefragt,

Teil einer Videoserie :

Presenters

Prof. Dr. Beate Winner Prof. Dr. Beate Winner

Zugänglich über

Offener Zugang

Dauer

00:33:14 Min

Aufnahmedatum

2020-01-16

Hochgeladen am

2020-01-21 11:19:55

Sprache

de-DE

Stammzellen regen die Fantasie von Wissenschaftlern und Laien gleichermaßen an. Aber was sind sie, wo kommen sie her und wie kann man sie verwenden, um neurodegenerative Erkrankungen besser zu verstehen.

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