Wie das begonnen hat, hat natürlich viel damit zu tun, dass wir hier an der Friedrich-Alexander-Universität alle Angebote haben.
Ich saß zusammen mit einem Kollegen aus der Technischen Elektronik, Herrn Prof. Weigel,
und wir berichteten beim Kaffee, was der jeweilige so macht in seinen Abteilungen.
Er erzählte mir von einem Radar, den er eigentlich für die Industrie entwickelt hat,
und wo sie dann während der Entwicklung gemerkt haben, dass die Herzschläge damit auch sichtbar sind,
wenn einer sich vor den Radar stellt. Und da sagte ich, Mensch, Herr Weigel, das wäre toll,
wenn wir so etwas für die Palliativabteilung hätten. Wir haben ein klinisches Problem,
und damit hat eigentlich die ganze Geschichte für mich angefangen, dass wir Patientinnen und Patienten haben,
die bei uns auf der Station versterben. Die Angehörigen können nicht 24 Stunden vor Ort sein.
Auch die Pflege und die Ärzte können nicht 24 Stunden im Patientenzimmer sein.
Viele Angehörige sagen aber, sie würden gerne in der Sterbephase beim Patienten sein.
Wenn wir jetzt ein Instrument hätten, was berührungslos und ohne den Patienten zu belasten
und Veränderungen im Gesundheitszustand registrieren, dass wir das dann nutzen könnten, Angehörige frühzeitiger zu informieren.
Und das war eigentlich der Ausgangspunkt für die Entwicklung dieses Projektes.
Für unsere Patientinnen und Patienten, aber auch für die Angehörigen, ist entscheidend,
dass die Technologie nicht zu viel Raum einnimmt.
Mit dem Radar haben wir die Möglichkeit, berührungslos, belastungsfrei, kontinuierlich Vitalparameter zu erfassen.
Der Radar kann in die Decke, der Radar kann unters Bett und wird somit weder vom Patienten,
noch von den Angehörigen und auch nicht vom Team wahrgenommen und erfüllt trotzdem seine Funktion.
Und dadurch haben wir noch einen zweiten, und das ist natürlich für die Paiertieversorgung ganz besonders wichtig,
einen zweiten Effekt, nämlich, dass unser Personal weniger Zeit darauf verwenden muss,
bestimmte Vitalparameter zu erfassen, zu monitorieren.
Diese Zeit kann viel besser eingesetzt werden, sich dann wirklich mit dem Patienten, mit den Angehörigen zu befassen.
Das große Plus, was wir hier in der Kooperation zwischen Technikern und Medizinern, der BTU Cottbus und der FAU Erlangen haben,
ist, dass wir es wirklich geschafft haben, eine gemeinsame Spache zu finden.
Insofern finden wir ganz viele Berührungspunkte und Anknüpfungspunkte, wo wir Synergien haben,
was dann auch wirklich in der Applikation der Medizin ganz neue Lösungen ermöglicht.
Wir vom Bereich der Technik kommen aus dem Bereich der Elektronik, also der elektronischen Schaltungen,
wo wir Komplettsysteme abbilden, zum Beispiel im Bereich der Sensorik,
erfassen von Temperatur, Luftdruck, Beschleunigung, Weg, Distanz, all solche Geschichten,
aber auch im Bereich der Radartechnik, berührungslose Distanzmessung,
wo wir eben ein spezielles Verfahren gefunden haben, die sogenannte Sextorinterferometrie,
die extrem hochauflösend Distanzen und Distanzänderungen erfassen kann.
Und das ist auch die Basis für unser Konzept, was wir hier nutzen, um Vitalparameter,
wie eben Herzschlag und Atmung berührungslos zu erfassen.
Medizintechnik ist aus der medizinischen Versorgung mittlerweile ja kaum mehr wegzudenken.
Und gleichzeitig wissen wir, nachweisbar, dass sie Technik Einfluss hat auf die Beziehung,
sowohl zwischen den Patienten und den Behandelnden, als auch zwischen den Patienten
und den Zugehörigen und Angehörigen.
In der palliativmedizinischen Versorgung versuchen wir meist die Medizintechnik,
die technischen Geräte zu reduzieren, um eben genau die Beziehungen in den Vordergrund zu stellen
und die Bedürfnisse der Patienten und Angehörigen in den Mittelpunkt zu nehmen.
Technik in der palliativmedizinischen Versorgung bringt uns auch Vorteile.
Mit einer berührungslosen Erfassung der Vitalparameter können wir Wirkungen von Medikamenten monitoren.
Und so können wir diese Wirkung auch für Patienten überprüfen,
die sich selbst nicht äußern können zu ihrem Befinden.
Das GARDIENT-Projekt ist wie alle anderen unseren Forschungsprojekte entlang der Verwertungskette aufgebaut.
Das bedeutet, wir haben Universitäten, Hochschulen als Forschungspartner,
die Proof-of-Concept-Untersuchungen machen, Hypothesen bilden.
Wir haben Industriepartner, die wichtige Aspekte in die Forschung und prototypische Entwicklung einbringen,
Presenters
Zugänglich über
Offener Zugang
Dauer
00:18:16 Min
Aufnahmedatum
2020-02-05
Hochgeladen am
2020-02-06 15:25:34
Sprache
de-DE
Kooperationsprojekt zum kontinuierlichen berührungslosen und belastungsfreien Monitoring um gesundheits-kritischer Zustände feststellen.