Meine sehr geehrten Damen und Herren, liebe Frau Prof. Talabadon, liebe Frau Privatdozentin
Dr. Kiesel, lieber Prof. Böttichheimer, lieber Dr. Suleiman, lieber Prof. Thamer, lieber
Dr. George, liebe Freunde. Das Gute ist das, wonach alles strebt, beziehungsweise wonach
alle Menschen streben, so lautet die klassische aristotelische Definition des Guten. Sie haben
sich heute für das Gute entschieden und sind damit dem höchsten Gut, der Eudaimonia, als
Endziel menschlichen Strebens ein gutes Stück näher gekommen, denn sie sind unserer Einladung
in die Stadtbibliothek Erlangen gefolgt zur Auftaktveranstaltung einer sehr vielversprechenden
Veranstaltungsreihe. Unter dem Titel Erlanger interreligiöse Gespräche veranstaltet die
Forschungsstelle Key Concepts in Interreligious Discourses unter der Leitung von Professor
Böttigheimer aus Eichstätt und Professor Thamer aus Erlangen in Kooperation mit der
Stadtbibliothek Erlangen eine Reihe öffentlicher Veranstaltungen mit dem Ziel, ich zitiere,
Schlüsselkonzepte aus den drei monotheistischen Religionen, Judentum, Christentum und Islam
zu erforschen und somit eine Archäologie des religiösen Wissens über Gemeinsamkeiten
und Unterschiede zwischen diesen Religionen zu betreiben. Wissenschaft, so möchte ich
fortfahren, entsteht nicht im luftleeren Raum, sondern sie ist Teil der Gesellschaft und
wie diese von Menschen gemacht. Wissenschaft kann sich auf Dauer nicht ihrer gesellschaftlichen
Verantwortung entziehen und das war auch für mich persönlich einer der Gründe, weshalb
ich aus der Wissenschaft kommend gerne die Leitung einer öffentlichen Bibliothek übernommen
habe. Denn Bibliotheken sind soziale Orte, sie unterstützen die Bevölkerung beim Umgang
mit neuen Medien und fördern die Fähigkeit zu selbstbestimmtem Handeln. Öffentliche
Bibliotheken sind ihrem Wesen nach demokratiebildende Vorbildinstitutionen, die den gesellschaftlichen
Wandel begleiten und mitgestalten. Fehlen solche dritten Orte der Begegnung und Gemeinschaft
schwindet auch der gesellschaftliche Zusammenhalt. Mit Besorgnis betrachten wir die aktuelle
gesellschaftliche Entwicklung, in der es fast schon wieder gesellschaftsfähig geworden
ist, mit Hilfe rechtsextremer Parteien Regierungen zu bilden, während ein örtlicher Getränkemarkt
Reichsbräubier mit einem Hakenkreuz auf dem Etikett für 18,88 Euro verkauft und die Vorräte
waren innerhalb eines Tages ausverkauft. Hassrede erobert die sozialen Medien, die ihrer Struktur
nach einer sozialen Fragmentierung und Radikalisierung Vorschub leisten, so die Extremismusforscherin
Julia Ebner in ihrem Buch Radikalisierungsmaschinen, das sie am Donnerstag, dem 19.3. um 19.30
in der Stadtbibliothek Erlangen vorstellen wird. Angesichts weltweit zunehmender religiös
motivierter Gewalt, und ich zitiere hier nochmals die Projektbeschreibung der Forschungsstelle,
angesichts weltweite zunehmender religiös motivierter Gewalt sowie des Zustroms mehrheitlich
muslimischer Flüchtlinge nach Europa kommt dem interreligiösen Dialog eine nahezu existenzielle
Bedeutung im Hinblick auf das friedliche Zusammenleben in weiten Teilen der Welt zu.
Umso mehr freue ich mich über die Kooperation mit der Forschungsstelle Key Concepts in Interreligious
Discourses. Gemeinsam können wir gegen Narrative entwickeln, verstehen, erzeugen und Verständnis
wecken. Dazu bedarf es einer theoretischen Fundierung ebenso wie einer breiten Öffentlichkeit.
Denn der Mensch ist der Feind dessen, was er nicht versteht, so lautet ein altarabisches
Sprichwort, das ich hier sehr gerne zitiere. Deshalb lassen Sie uns Gutes tun und heute
darüber reden. An gesellschaftlich relevanten Themen fehlt es nicht. Weitere Veranstaltungen
bis 2021 sind in Themen Bibel und Koran am 28.10. mit Karl-Josef Kuschel, Sibylle Livicharow,
Najm Wali und George Thamer gewidmet, sowie den Themen Wille und Prädestination, Erziehung
und Familie und anderen. Ich wünsche der Veranstaltungsreihe ein gutes Gelingen und
Ihnen eine anregende, interessante und unterhaltsame Veranstaltung. Sehr geehrter Herr Salvi, ganz
herzlichen Dank für die Gastfreundschaft und für Ihr freundliches Gutwort. Sehr geehrte
Damen und Herren, sehr herzlich darf ich Sie heute Abend zu diesem Podiumsgespräch begrüßen
und willkommen heißen und ich freue mich über Ihr reges Interesse. Grüßen aber darf ich
Sie nicht nur in meinem eigenen Namen, sondern vor allen Dingen auch im Namen von Herrn Professor
George Thamer. Er ist Inhaber des Lehrstuhls für orientalische Philosophie und Islamwissenschaft
hier an der Universität Erlangen-Nürnberg und mein Name, schon erwähnt, Christoph Böttichheimer.
Zugänglich über
Offener Zugang
Dauer
01:39:28 Min
Aufnahmedatum
2020-02-12
Hochgeladen am
2020-02-14 08:33:39
Sprache
de-DE
Podiumsdiskussion:
„Das Gute – dieser Satz steht fest – ist stets das Böse, das man lässt.“
(Wilhelm Busch)
Gut und Böse in Religion und Philosophie