Gut und Böse in Religion und Philosophie [ID:12821]
50 von 1013 angezeigt

Meine sehr geehrten Damen und Herren, liebe Frau Prof. Talabadon, liebe Frau Privatdozentin

Dr. Kiesel, lieber Prof. Böttichheimer, lieber Dr. Suleiman, lieber Prof. Thamer, lieber

Dr. George, liebe Freunde. Das Gute ist das, wonach alles strebt, beziehungsweise wonach

alle Menschen streben, so lautet die klassische aristotelische Definition des Guten. Sie haben

sich heute für das Gute entschieden und sind damit dem höchsten Gut, der Eudaimonia, als

Endziel menschlichen Strebens ein gutes Stück näher gekommen, denn sie sind unserer Einladung

in die Stadtbibliothek Erlangen gefolgt zur Auftaktveranstaltung einer sehr vielversprechenden

Veranstaltungsreihe. Unter dem Titel Erlanger interreligiöse Gespräche veranstaltet die

Forschungsstelle Key Concepts in Interreligious Discourses unter der Leitung von Professor

Böttigheimer aus Eichstätt und Professor Thamer aus Erlangen in Kooperation mit der

Stadtbibliothek Erlangen eine Reihe öffentlicher Veranstaltungen mit dem Ziel, ich zitiere,

Schlüsselkonzepte aus den drei monotheistischen Religionen, Judentum, Christentum und Islam

zu erforschen und somit eine Archäologie des religiösen Wissens über Gemeinsamkeiten

und Unterschiede zwischen diesen Religionen zu betreiben. Wissenschaft, so möchte ich

fortfahren, entsteht nicht im luftleeren Raum, sondern sie ist Teil der Gesellschaft und

wie diese von Menschen gemacht. Wissenschaft kann sich auf Dauer nicht ihrer gesellschaftlichen

Verantwortung entziehen und das war auch für mich persönlich einer der Gründe, weshalb

ich aus der Wissenschaft kommend gerne die Leitung einer öffentlichen Bibliothek übernommen

habe. Denn Bibliotheken sind soziale Orte, sie unterstützen die Bevölkerung beim Umgang

mit neuen Medien und fördern die Fähigkeit zu selbstbestimmtem Handeln. Öffentliche

Bibliotheken sind ihrem Wesen nach demokratiebildende Vorbildinstitutionen, die den gesellschaftlichen

Wandel begleiten und mitgestalten. Fehlen solche dritten Orte der Begegnung und Gemeinschaft

schwindet auch der gesellschaftliche Zusammenhalt. Mit Besorgnis betrachten wir die aktuelle

gesellschaftliche Entwicklung, in der es fast schon wieder gesellschaftsfähig geworden

ist, mit Hilfe rechtsextremer Parteien Regierungen zu bilden, während ein örtlicher Getränkemarkt

Reichsbräubier mit einem Hakenkreuz auf dem Etikett für 18,88 Euro verkauft und die Vorräte

waren innerhalb eines Tages ausverkauft. Hassrede erobert die sozialen Medien, die ihrer Struktur

nach einer sozialen Fragmentierung und Radikalisierung Vorschub leisten, so die Extremismusforscherin

Julia Ebner in ihrem Buch Radikalisierungsmaschinen, das sie am Donnerstag, dem 19.3. um 19.30

in der Stadtbibliothek Erlangen vorstellen wird. Angesichts weltweit zunehmender religiös

motivierter Gewalt, und ich zitiere hier nochmals die Projektbeschreibung der Forschungsstelle,

angesichts weltweite zunehmender religiös motivierter Gewalt sowie des Zustroms mehrheitlich

muslimischer Flüchtlinge nach Europa kommt dem interreligiösen Dialog eine nahezu existenzielle

Bedeutung im Hinblick auf das friedliche Zusammenleben in weiten Teilen der Welt zu.

Umso mehr freue ich mich über die Kooperation mit der Forschungsstelle Key Concepts in Interreligious

Discourses. Gemeinsam können wir gegen Narrative entwickeln, verstehen, erzeugen und Verständnis

wecken. Dazu bedarf es einer theoretischen Fundierung ebenso wie einer breiten Öffentlichkeit.

Denn der Mensch ist der Feind dessen, was er nicht versteht, so lautet ein altarabisches

Sprichwort, das ich hier sehr gerne zitiere. Deshalb lassen Sie uns Gutes tun und heute

darüber reden. An gesellschaftlich relevanten Themen fehlt es nicht. Weitere Veranstaltungen

bis 2021 sind in Themen Bibel und Koran am 28.10. mit Karl-Josef Kuschel, Sibylle Livicharow,

Najm Wali und George Thamer gewidmet, sowie den Themen Wille und Prädestination, Erziehung

und Familie und anderen. Ich wünsche der Veranstaltungsreihe ein gutes Gelingen und

Ihnen eine anregende, interessante und unterhaltsame Veranstaltung. Sehr geehrter Herr Salvi, ganz

herzlichen Dank für die Gastfreundschaft und für Ihr freundliches Gutwort. Sehr geehrte

Damen und Herren, sehr herzlich darf ich Sie heute Abend zu diesem Podiumsgespräch begrüßen

und willkommen heißen und ich freue mich über Ihr reges Interesse. Grüßen aber darf ich

Sie nicht nur in meinem eigenen Namen, sondern vor allen Dingen auch im Namen von Herrn Professor

George Thamer. Er ist Inhaber des Lehrstuhls für orientalische Philosophie und Islamwissenschaft

hier an der Universität Erlangen-Nürnberg und mein Name, schon erwähnt, Christoph Böttichheimer.

Zugänglich über

Offener Zugang

Dauer

01:39:28 Min

Aufnahmedatum

2020-02-12

Hochgeladen am

2020-02-14 08:33:39

Sprache

de-DE

Erlanger interreligiöse Gespräche 1:
Podiumsdiskussion:

„Das Gute – dieser Satz steht fest – ist stets das Böse, das man lässt.“
(Wilhelm Busch)
Gut und Böse in Religion und Philosophie
Einbetten
Wordpress FAU Plugin
iFrame
Teilen