3 - Zukunft der Erwerbsarbeit im Spiegel der Geschlechterbeziehungen. Das Beispiel Medizin [ID:1335]
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Ich begrüße Sie herzlich zum heutigen Thema unserer Ringvorlesung.

Und Frau Klei hat ja schon den Titel genannt, Zukunft der Erwerbsarbeit im

Spiegel der Geschlechterbeziehungen, das Beispiel Medizin.

Meine These lautet, Berufsverläufe von Frauen sind anders als Berufsverläufe von Männern.

Und daraus folgt, es reicht nicht dafür zu werben, dass Frauen in größerer Zahl in bestimmte Berufe

eintreten, sondern ein steigender Frauenanteil erfordert auch Veränderungen in diesen Berufsfeldern

selbst. Denn sonst wird man nicht die Effekte erreichen, die man gerne erreichen möchte und

die auch gesellschaftlich erwünscht sind. Und diese These, also wir wollen gerne Frauen in

hochqualifizierte Berufe bringen, aber um sie dort auch wirklich effektiv einsetzen zu können, auch

gewinnbringend einsetzen zu können, brauchen wir Veränderungen in diesen Berufsfeldern selbst,

möchte ich am Beispiel der Medizin diskutieren. Das Beispiel Medizin. Medizin ist mittlerweile ein

typisches Frauenfach geworden. Warum? Frauen, wir haben es schon gesehen, machen häufiger Abitur und

sie machen nicht nur häufiger Abitur, sondern sie haben auch die besseren Abiturnoten. Das erleichtert

ihnen natürlich den Zugang und die Hürde des Numerus Clausus und das ist einer der Gründe,

weshalb mehr Mädchen als Jungen in ein Medizinstudium einsteigen. Ein anderer meines Erachtens

wichtiger Grund ist, dass die Attraktivität des Arztberufes aufgrund mannigfacher Rahmenbedingungen

etwas gesunken ist. Sie ist immer noch hoch, aber es ist nicht mehr so hoch, wie sie noch vor 10, 15,

20 Jahren gewesen ist. Rahmenbedingungen sind zum Beispiel Einkommensmöglichkeiten oder auch

Beschränkungen bei der Niederslassung oder auch Arbeitsbedingungen in Kliniken, die die

ärztliche Tätigkeit ein bisschen unattraktiver machen und gerade diese Aspekte sind es, die für

Männer besonders wichtig sind und die sie dann auch ein wenig davor zurückschrecken lassen,

entsprechende Berufe zu ergreifen. Bei Frauen ist es interessanterweise so, dass sie sich durch diese

äußeren Aspekte, Einkommen, Beschränkungen bei Niederlassungen etc. weniger beeinflussen lassen.

Sie werden im Allgemeinen stärker durch ihr Interesse als solches, also zum Beispiel gerne eine

heilende, eine fürsorgliche Tätigkeit ausfüllen zu wollen, geleitet und wählen entsprechend dann

auch diesen Berufsbereich. Das möchte ich Ihnen an ein paar Zahlen deutlich machen. Ich habe Ihnen

hier jetzt mal als nächstes aufgeschrieben den Frauenanteil in der Humanmedizin im Jahr 2005

und 2008. 2018 sind die neuesten Zahlen, neuere gibt es noch nicht. Studienanfänger, die erste

Spalte, die wir gleich sehen wollen, Studierende, Personen, die ein Abschlussexamen in der

Medizin gemacht haben und schließlich auch Personen, die promovieren. Was sehen wir? Bei den

Studienanfängern waren im Jahre 2005 fast zwei Drittel weiblich, bei den Studierenden etwa 60%,

die Examiner wurden zu etwa 50% von Frauen abgelegt und auch die Promotionen zu knapp 50% von Frauen.

Im Jahre 2008 sind diese Anteil noch mal ein bisschen gestiegen. Sie sehen, die Studienanfänger

sind jetzt fast mehr als zwei Drittel Frauen, die Studierende sind über 60% Frauen, die Examiner

werden zu weit über 50% von Frauen abgelegt und auch die Promotionen zu mehr als 50%. Wenn wir das

in die Zukunft weiter projizieren, dann kann es sein, dass dieser Anteil noch steigt. Ich habe

hier die Humanmedizin gewählt. Wenn wir zum Beispiel die Zahnmedizin wählen würden, dann wäre es noch

extremer, dann wäre der Frauenanteil noch höher. Zuerst mal als Ausgangsfeststellung bei den

Leistungen gibt es keinerlei Geschlechtsunterschiede. Es gibt keine Geschlechtsunterschiede bei den

Examensnoten. Also es ist jetzt nicht mehr so, dass die Frauen besser sind wie beim Abitur,

sondern sie sind genauso gut wie die Männer. Es gibt auch keine Geschlechtsunterschiede bei der

Studiendauer. Frauen und Männer studieren gleich lang. Allerdings gibt es einen kleinen

Geschlechtsunterschied bei dem Abschluss der Facharztausbildung. Hier schließen fast alle

Männer ihre Facharztausbildung ab, aber nur 87% der Frauen, also eine Differenz von 10%. Das heißt,

etwas weniger Frauen gehen bis zur letzten Ausbildungsstufe der Medizin zur Facharztausbildung.

Hierbei ist natürlich auch im Kopf zu behalten, dass die Ausbildung im Medizinstudium sehr,

sehr lang dauert und bis der Facharzt erreicht wurde, ist das wirklich eine sehr, sehr lange Zeit.

Nächste Folie. Was ich Ihnen nun zeigen möchte, ist, wie entwickelt sich der erwerbstätigen

Anteil über die Zeit. Und zwar, wichtig, unabhängig vom Umfang. Wir haben jetzt also einfach mal

geschaut, wie viele der befragten Frauen und Männer aus der Medizin, die also Medizin studiert haben,

Teil einer Videoserie :

Presenters

Prof. Dr. Andrea Abele-Brehm Prof. Dr. Andrea Abele-Brehm

Zugänglich über

Offener Zugang

Dauer

00:27:52 Min

Aufnahmedatum

2010-06-30

Hochgeladen am

2020-03-20 09:51:02

Sprache

de-DE

Frauen haben nach jahrhundertelanger erzwungener Abstinenz Männer hinsichtlich des Humankapitals Bildung in Deutschland überholt. Die Erwerbsbeteiligung von Akademikerinnen liegt bei über 70%. Dies hat Auswirkungen auf Paarbeziehungen und Elternschaft und erfordert Adjustierungen in der Gestaltung von Arbeitsplätzen. Am Beispiel der Medizin wird gezeigt, wie sich die hohe und weiterhin steigende Zahl weiblicher Medizinstudierender auf die Gestaltung und Organisation medizinischer Arbeitsplätze auswirkt und wie individuelle Lebensentwürfe durch die Gegebenheiten dieses Erwerbsbereichs beeinflusst werden. Zahlen aus einer Langzeitstudie dienen zur Illustration. Im zweiten Teil des Vortrags werden verschiedene Szenarien von possible futures" in diesem Bereich entworfen und vergleichend diskutiert.

Tags

Humankapital Paarbeziehungen Elternschaft Arbeitsplätze possible futures
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