So, hallo allerseits, ich möchte diese Stunde den Stoff der Vorlesung abschließen und das bedeutet,
wir werden uns die zeitabhängigen Phänomene noch mal genauer anschauen und insbesondere diesen
schönen Beweis von Boltzmann, warum überhaupt eine Geschwindigkeitsverteilung wirklich ins
Gleichgewicht relaxiert zur Maxwell-Boltzmann-Verteilung. Starten möchte ich mit etwas sehr elementarem.
Wir hatten uns das letzte Mal angeschaut, ein Teilchen, was oszilliert und dabei von
einem Wärmebad umgeben ist und deswegen werden die Schwingungen manchmal stärker und manchmal
weniger stark. Jetzt soll es noch einfacher sein, wir schauen uns einfach ein großes Teilchen in
einem Wärmebad an, sozusagen ein freies Teilchen, was noch nicht mal oszilliert.
Und das führt uns dann auf die Diffusion, weil das Teilchen wird durch die Stöße dann in
Zufallspfad nehmen. Das heißt, ich stelle mir vor, ich habe hier mein großes Teilchen,
hier sind all die kleinen Teilchen des Wärmebades, vielleicht sind die auch genauso groß und da die
mit dem großen Teilchen zusammenstoßen, wird das immer wieder abgelenkt und mit der Zeit wird
es also eine Zufallsbewegung durchführen. Und wir wollen uns jetzt eine einfache Frage stellen,
nämlich wenn das Teilchen an einer Stelle startet, nach N solchen Schritten dieses
Zufallsprozesses, wo befindet es sich dann? Und das einfachste Modell, was wir uns machen können,
ist, dass nach diesen N Schritten ich die Position darstelle, einfach als Summe über die Teilschritte,
über die Bewegung in den Teilschritten und dass ich vielleicht sogar annehmen darf,
dass die einzelnen Teilschritte völlig unabhängig in die eine oder andere Richtung mit dem einen
oder anderen zufälligen Wert erfolgt sind. Das ist das einfachste Modell, was wir haben können.
Also hier hätte ich eine Summe zwischen 1 und N, wenn das N Schritte sind, Delta xj,
das wäre die Distanz in dem Schrittnummer j. Und natürlich ist xn auch selber eine Zufallsgröße,
das heißt wir können nur statistische Aussagen machen. Zum Beispiel, wenn der Mittelwert von jedem
Delta x gleich 0 ist, weil die Schritte genauso oft nach rechts wie nach links laufen, dann wird auch
der Mittelwert von xn gleich 0 sein. Und das bedeutet, ich will jetzt gleich die Varianz von
xn mir anschauen, um sozusagen herauszufinden, wie weit ist der typische Abstand vom Ursprung.
Nun hier habe ich die Varianz von N unabhängigen Zufallsvariablen in unserem einfachen Modell.
Und das ist nichts anderes als die Summe der Varianzen. Und wenn wir jetzt ferne annehmen,
dass jeder Schritt irgendwie gleich gut ist und dieselbe Varianz hat, dann gibt mir das gerade N
mal die Varianz für einen einzelnen Schritt. Und das bedeutet, wenn ich jetzt lange Zeiten warte,
dann wird die Varianz der Position linear in der Zeit zunehmen. Linear in der Zahl der Schritte,
für eine gegebene Zeit gibt es jeweils einen Schritt, also linear in der Zeit wird es zunehmen.
Das ist also proportional zur Zeit und es wird irgendeine Proportionalitätskonstante geben,
die dann natürlich damit zusammenhängt, erstens, welche Zeit brauche ich für einen einzelnen
Schritt und zweitens, was ist denn diese Varianz für den einzelnen Schritt. Die
Proportionalitätskonstante wird konventionellerweise D genannt für Diffusionskonstante und dann steht
nach Tradition auch noch ein Faktor 2 hier dabei, damit dann eine Gleichung im Folgenden etwas
einfacher aussieht. Okay, wir könnten uns auch ein bisschen genauer fragen, wie sieht nicht nur
die Varianz aus, sondern wie sieht die Wahrscheinlichkeitsdichte aus, das Teilchen
nach so und so vielen Schritten an diesem oder jenem Ort zu finden. Zu Beginn startet das bei
x gleich Null, da wäre die Wahrscheinlichkeitsdichte sozusagen eine Delta-Funktion bei x gleich Null
zentriert, aber im Laufe der Zeit muss die Dichte breiter werden und wir wollen uns anschauen,
wie sieht denn diese Wahrscheinlichkeitsdichte aus. Ganz qualitativ natürlich, bei kleinen Zeiten
wird sie nahe um Null zentriert sein, bei größeren Zeiten wird sie entsprechend breiter sein, wenn die
Normierung erhalten ist, muss sie dann auch flacher werden und wir wissen, wie die Breite anwächst.
Die Breite ist ja gerade die Wurzel aus der Varianz und damit wächst die Breite genau an,
wie die Wurzel aus der Zeit. Also so viel haben wir schon herausgefunden. Und jetzt können wir
die Mathematiker im Publikum sozusagen bestätigen, wenn ich hier viele unabhängige
Zufallsvariablen habe, ist es praktisch völlig egal, wie deren einzelne Wahrscheinlichkeitsdichte
aussieht. Wenn ich nur hinreichend viele Schritte habe, dann wird die Wahrscheinlichkeitsdichte,
die sich dadurch ergibt, für die Summe all dieser Zufallsvariablen eine Gauss-Verteilung sein.
Presenters
Zugänglich über
Offener Zugang
Dauer
01:23:15 Min
Aufnahmedatum
2011-02-03
Hochgeladen am
2011-04-11 13:53:30
Sprache
de-DE