Willkommen zum Erlanger Hochschulforum, unser Thema heute der doppelte Abiturjahrgang und
die Bayerischen Hochschulen. Ich darf Ihnen die Diskussionsteilnehmer vorstellen. Zu meiner
Linken der Hausherr, Prof. Dr. Karl-Dieter Grüsske, Präsident der Friedrich-Alexander-Universität
in Erlangen-Nürnberg, außerdem Sprecher der Bayerischen Universitäten. Zu meiner
Rechten aus dem Wissenschaftsministerium in München, Dr. Michael Mihatsch, Leitender
Ministerialrat dort. Neben ihm Prof. Dr. Reinhard Höpfel, der Präsident der Hochschule
in Deckendorf. Dann gehen wir zu einem, der konkret davon betroffen ist, Johannes Wendel,
Vorsitzender der Stadtschülervertretung in Nürnberg, Schüler der 13. Klasse, also
einer von rund 70.000, die sich der doppelte Abiturjahrgang nennen dürfen. Und neben ihm
Thomas Lilik, Vorsitzender der Landeselternvereinigung der Gymnasien in Bayern. Der doppelte Abiturjahrgang,
das sind rund 70.000 Abiturientinnen und Abiturienten, die das Schuljahr 2010, 2011 mit dem Abitur
abschließen werden. Die meisten schaffen es ja zum Glück. Es sind die Schüler, die
die letzten, die G9 sind, also nach 13 Jahren das Gymnasium verlassen und die ersten, die
nach 8 Jahren G8-Abiturienten sind und das Gymnasium verlassen. Einer von Ihnen, ich
habe es schon erwähnt, einer von Ihnen ist Johannes Wendel. Es ist im Grunde genommen
ein einmaliges Erlebnis. Sind Sie froh dabei zu sein?
Und ja, also für uns gibt es auch Nachteile, also auch für den G9-Jahrgang, weil es ist
doppelt einmalig. Einmal müssen wir doppelt mit den G8-Schülern Abitur ablegen, müssen
wir gleich anfangen zu studieren und außerdem ist unsere Abitur verkürzt und die Kollegstufe
auch. Das heißt, wir machen zwei Monate früher Abitur und haben deswegen einen erhöhten
Druck in der Kollegstufe. Wir haben mehr Prüfungen in kurzer Zeit und die Facharbeit
zum Beispiel müssen wir früher abgeben und das sind lauter Nachteile, die auch dieser
einige G9-Jahrgang jetzt hat. Wir wissen ja nicht, wie es wirklich aussehen
wird, wenn die alle Abitur haben, die 70.000. Aber jetzt mal vorneweg die Frage, wie ist
denn Ihre Einschätzung, Herr Prof. Grüsske, was kommt da auf Sie zu, wer kommt da auf
Sie zu? Wenn wir jetzt mal so ins Blaue hinein, wir gehen dann schon auf die einzelnen Aspekte,
Vorbereitungen an den Universitäten, was passiert an den Gymnasien ein. Aber jetzt
so mal in die Zukunft geblickt, was erwarten, befürchten, erhoffen Sie Sie?
Also da könnte man schon den ganzen Abend damit gestalten. Aber um es kurz zu machen,
ist es ganz klar, ein doppelter Abiturjahrgang bedeutet doppelt so viele Anfänger im Vergleich
zu sonst und darauf müssen wir uns einstellen und das tun wir. Und wir erwarten, dass die
Entzerrung durch ein Sommer- und Wintersemesteranfang etwas bringt und wir glauben auch, dass die
unterschiedlichen Studiengänge auch unterschiedlich betroffen sein werden. Das heißt, wir bereiten
uns auf alle Eventualitäten vor. Das entscheidende Problem ist, dass wir nicht genau wissen,
was wirklich auf uns zukommt, denn wir leben ja nicht in einer Planwirtschaft. Wir können
jetzt Studienplätze in verschiedenen Bereichen aufbauen, ob dann die Studenten genau in
diesen Bereichen kommen, wissen wir aber nicht. Und wir müssen deswegen uns darauf einstellen,
dass wir sehr flexibel nachsteuern und uns den Gegebenheiten anpassen, so flexibel, wie
das überhaupt nur möglich ist. Dafür haben wir alle Vorrichtungen getroffen und darauf
werden wir heute Abend noch sehr intensiv eingehen.
Herr Mihard, was sind die konkreten Dinge, die passiert sind, um diese größere Zahl,
viel größere Zahl von Studentinnen und Studenten aufzunehmen?
Also zunächst mal tue ich etwas, was ich ganz ungern tue, nämlich dem verehrten Präsidenten
Prof. Gryzki zu widersprechen. Der doppelte Abiturjahrgang führt nicht dazu, das haben
Sie eingangs gesagt, dass wir doppelt so viele Studienanfänger haben werden. Das wäre
in der Tat ein Umstand, wenn wir an den staatlichen Hochschulen im Schnitt 55.000 Studienanfänger,
etwa im letzten Studienjahr, wenn es 110.000 plötzlich würden, würden die 38.000 Studienplätze
dafür in der Tat nicht ausreichen. So ist es aber nicht, der doppelte Abiturjahrgang
verteilt sich, wie alle anderen Abiturjahrgänge auch, auf junge Leute, die von ihrer Hochschulzugangsberechtigung
entweder nicht oder nicht sofort Gebrauch machen. Wir rechnen aus der doppelten Tranche,
Presenters
Prof. Dr. Karl-Dieter Grüske
Zugänglich über
Offener Zugang
Dauer
00:28:47 Min
Aufnahmedatum
2010-09-23
Hochgeladen am
2011-04-11 13:53:30
Sprache
de-DE