1 - Buchandel im Umbruch [ID:17486]
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Ja, guten Tag, seien Sie herzlich willkommen zur Vorlesung Buchhandelsgeschichte am Institut

für Buchwissenschaft der FAU Erlangen-Nürnberg. Wir sprechen heute über ein, ich finde, sehr

spannendes Thema, das ich genannt habe, Buchhandel im Umbruch. Wir sind Mitte 18. Jahrhundert und

in der Tat, wenn man sich ansieht, was in dieser Phase an wirklich grundlegenden Dingen sich

verändert hat, dann ist es durchaus berechtigt von einem Umbruch zu sprechen. Die Geschäftsgeflogenheiten

im Buchhandel ändern sich so grundlegend, dass man von einer Modernisierung des Buchhandels in

dem Sinne sprechen kann, dass Strukturen aufgebohrt werden, so wie wir sie im Wesentlichen auch heute

noch im deutschen Buchhandel vorfinden. Ja, ein Blick auf die Agenda. Sie werden sehen, dass ich

natürlich oder das ist natürlich ein Ziel, ist Ihnen die grundlegenden Entwicklungsschritte von

der Mitte des 18. bis dann ja letztlich Mitte des 20. Jahrhunderts zu vermitteln. Bei mir ist es bei

der Vorlesung aber ebenso wichtig, auch auf die methodischen Ansätze zu schauen, also zu überlegen,

mit welchen Quellen kann man arbeiten und auf welche Art und Weise kann man zu Aussagen kommen. Wir

werden uns also auf der einen Seite mit quantitativ statistischen Befunden beschäftigen, auf der

anderen Seite auch einen qualitativ hermeneutischen Zugang wählen. Die Schwerpunkte dieses Abschnitts

haben Sie hier im Blick zum Stand der Forschung. Wir können im Grunde sagen, dass die

Buchhandsgeschichte des 18. Jahrhunderts insgesamt recht gut erforscht ist. Das kommt immer so ein

bisschen darauf an, welche Perspektive eingenommen wird. Es gibt sehr viel aus der eher, mag man sagen,

literaturhistorisch motivierten Forschung. Ich selber werde einen Mittelpunkt stellen in

wirtschaftshistorischen Zugang. Insgesamt, wie gesagt, ist Forschung ganz gut. Nichtsdestotrotz

gibt es noch desiderate, also Forschungslücken, Forschungsfelder, wo man noch zu Erträgen kommen

kann, etwa bei der Erforschung einzelner Regionen und Standorte. Also auch hier in Franken gibt es

schlimmer noch einige Quellen in den Archiven, die man auswerten kann. Wenn wir einsteigen,

das erste oder das nächste Kapitel, nenne ich Tausch versus Nettohandel der große Konflikt.

Und in der Tat ist dies ein großer Konflikt. Aber wir schauen uns das vielleicht mal an. Worum

ging es eigentlich? Zunächst mal schauen wir in eine Buchhandlung hinein. Wir haben Quellentyp

bildliche Darstellungen. Ich sagte, ich möchte in der Vorlesung immer wieder schauen, mit welchen

Quellen kann man arbeiten, wenn man beispielsweise nach dem Funktionieren des Buchhandels im 18.

Jahrhunderts fragt. Und da finden wir bildliche Darstellungen durchaus nicht nur zur Illustration,

sondern wir finden auch Hinweise auf die Entwicklung des Buchhandels. Wenn wir hineinschauen,

zunächst mal ist dies eine hochherrschaftliche Buchhandlung. Also das ist nicht so das Typische,

das so wie man sich Buchhandlungen generell so vorstellt. Häufig sind es kleine Räume, nur dunkel.

Das ist hier schon in Wien offensichtlich eine hochherrschaftliche Buchhandlung. Was könnte sich

abspielen? Ein Buchhändler empfängt einen Kunden und der Kunde entweder erkundigt, dass sich nach

Neuerscheinungen mit dem List da sind oder möchte ein bestelltes Buch abholen. Wenn wir in die Regale

reinschauen, der Großteil der Regale sieht gar nicht aus wie im Bücherregal. Was sehen wir? Zum

einen ist eine Buchhandlung auch eine Papierhandlung, aber vor allem sehen wir schon bedruckte

Papierböden. Bücher wurden und zwar bis tief ins 19. Jahrhundert, ich kann sagen bis in die

zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts rein, roh wie es damals hieß, verkauft, heißt ungebunden. Bedruckt,

ungebunden und die sind dann halb in den Regalen drin entsprechend beschriftet und der Kunde hat

sich die Bücher geholt und hat dann seinerseits einen Buchbinder beauftragt. Das hat natürlich

irgendwie Auffassender. Sie kaufen sich ein Buch und dann überlegen sie wie möchte ich das

Buch einbinden lassen. Je nach Geldbeutel könnte man dann natürlich auch den Einband wählen und

konnte seine eigene Bibliothek auch was äußere Gestaltung betrifft beeinflussen. Natürlich,

und wenn wir uns auf das Bild schauen, das Regal rechts unmittelbar hinter dem Buchhänder, da sind

schon gebundene Bücher drin. Wenn ich sage in der Regel wurden die ungedruckt gehandelt,

ungedruckt natürlich ungebunden gehandelt. Was ist das? Zwei Möglichkeiten, zum einen gab es

natürlich auch damals schon antiquarische Bücher, die dann schon gebunden waren und die andere

Variante ist, dass dieser Buchhändler möglicherweise Kontakt mit einem Buchbinder in Wien hat und dann

also der Kunde nicht selbst jetzt diese ungebundenen Bücher kaufen musste und zu dem

Buchbinder tragen, sondern er konnte über Vermittlung des Buchhändlers sich auch diese

Teil einer Videoserie :

Zugänglich über

Offener Zugang

Dauer

01:19:53 Min

Aufnahmedatum

2020-06-09

Hochgeladen am

2020-06-09 19:26:35

Sprache

de-DE

AGENDA

Einleitung: Schwerpunkte, Stand der Forschung
Tausch- vs. Nettohandel: der große Konflikt
Statistik: Buchtitelproduktion, Topografie, Firmen
Exogene Rahmenbedingungen
Exkurs: Währungen, Münzen, Umrechnungen, Preise
Endogene Entwicklung
Nachdruck
Philipp Erasmus Reich und die »Buchhandlungsgesellschaft«
»Nürnberger Schlußnahme«
Konditionsverkehr: der Kompromiss
Bedeutungswandel der Messe
Resümee

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