Ja, guten Tag, seien Sie herzlich willkommen zur Vorlesung Buchhandelsgeschichte am Institut
für Buchwissenschaft der FAU Erlangen-Nürnberg. Wir sprechen heute über ein, ich finde, sehr
spannendes Thema, das ich genannt habe, Buchhandel im Umbruch. Wir sind Mitte 18. Jahrhundert und
in der Tat, wenn man sich ansieht, was in dieser Phase an wirklich grundlegenden Dingen sich
verändert hat, dann ist es durchaus berechtigt von einem Umbruch zu sprechen. Die Geschäftsgeflogenheiten
im Buchhandel ändern sich so grundlegend, dass man von einer Modernisierung des Buchhandels in
dem Sinne sprechen kann, dass Strukturen aufgebohrt werden, so wie wir sie im Wesentlichen auch heute
noch im deutschen Buchhandel vorfinden. Ja, ein Blick auf die Agenda. Sie werden sehen, dass ich
natürlich oder das ist natürlich ein Ziel, ist Ihnen die grundlegenden Entwicklungsschritte von
der Mitte des 18. bis dann ja letztlich Mitte des 20. Jahrhunderts zu vermitteln. Bei mir ist es bei
der Vorlesung aber ebenso wichtig, auch auf die methodischen Ansätze zu schauen, also zu überlegen,
mit welchen Quellen kann man arbeiten und auf welche Art und Weise kann man zu Aussagen kommen. Wir
werden uns also auf der einen Seite mit quantitativ statistischen Befunden beschäftigen, auf der
anderen Seite auch einen qualitativ hermeneutischen Zugang wählen. Die Schwerpunkte dieses Abschnitts
haben Sie hier im Blick zum Stand der Forschung. Wir können im Grunde sagen, dass die
Buchhandsgeschichte des 18. Jahrhunderts insgesamt recht gut erforscht ist. Das kommt immer so ein
bisschen darauf an, welche Perspektive eingenommen wird. Es gibt sehr viel aus der eher, mag man sagen,
literaturhistorisch motivierten Forschung. Ich selber werde einen Mittelpunkt stellen in
wirtschaftshistorischen Zugang. Insgesamt, wie gesagt, ist Forschung ganz gut. Nichtsdestotrotz
gibt es noch desiderate, also Forschungslücken, Forschungsfelder, wo man noch zu Erträgen kommen
kann, etwa bei der Erforschung einzelner Regionen und Standorte. Also auch hier in Franken gibt es
schlimmer noch einige Quellen in den Archiven, die man auswerten kann. Wenn wir einsteigen,
das erste oder das nächste Kapitel, nenne ich Tausch versus Nettohandel der große Konflikt.
Und in der Tat ist dies ein großer Konflikt. Aber wir schauen uns das vielleicht mal an. Worum
ging es eigentlich? Zunächst mal schauen wir in eine Buchhandlung hinein. Wir haben Quellentyp
bildliche Darstellungen. Ich sagte, ich möchte in der Vorlesung immer wieder schauen, mit welchen
Quellen kann man arbeiten, wenn man beispielsweise nach dem Funktionieren des Buchhandels im 18.
Jahrhunderts fragt. Und da finden wir bildliche Darstellungen durchaus nicht nur zur Illustration,
sondern wir finden auch Hinweise auf die Entwicklung des Buchhandels. Wenn wir hineinschauen,
zunächst mal ist dies eine hochherrschaftliche Buchhandlung. Also das ist nicht so das Typische,
das so wie man sich Buchhandlungen generell so vorstellt. Häufig sind es kleine Räume, nur dunkel.
Das ist hier schon in Wien offensichtlich eine hochherrschaftliche Buchhandlung. Was könnte sich
abspielen? Ein Buchhändler empfängt einen Kunden und der Kunde entweder erkundigt, dass sich nach
Neuerscheinungen mit dem List da sind oder möchte ein bestelltes Buch abholen. Wenn wir in die Regale
reinschauen, der Großteil der Regale sieht gar nicht aus wie im Bücherregal. Was sehen wir? Zum
einen ist eine Buchhandlung auch eine Papierhandlung, aber vor allem sehen wir schon bedruckte
Papierböden. Bücher wurden und zwar bis tief ins 19. Jahrhundert, ich kann sagen bis in die
zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts rein, roh wie es damals hieß, verkauft, heißt ungebunden. Bedruckt,
ungebunden und die sind dann halb in den Regalen drin entsprechend beschriftet und der Kunde hat
sich die Bücher geholt und hat dann seinerseits einen Buchbinder beauftragt. Das hat natürlich
irgendwie Auffassender. Sie kaufen sich ein Buch und dann überlegen sie wie möchte ich das
Buch einbinden lassen. Je nach Geldbeutel könnte man dann natürlich auch den Einband wählen und
konnte seine eigene Bibliothek auch was äußere Gestaltung betrifft beeinflussen. Natürlich,
und wenn wir uns auf das Bild schauen, das Regal rechts unmittelbar hinter dem Buchhänder, da sind
schon gebundene Bücher drin. Wenn ich sage in der Regel wurden die ungedruckt gehandelt,
ungedruckt natürlich ungebunden gehandelt. Was ist das? Zwei Möglichkeiten, zum einen gab es
natürlich auch damals schon antiquarische Bücher, die dann schon gebunden waren und die andere
Variante ist, dass dieser Buchhändler möglicherweise Kontakt mit einem Buchbinder in Wien hat und dann
also der Kunde nicht selbst jetzt diese ungebundenen Bücher kaufen musste und zu dem
Buchbinder tragen, sondern er konnte über Vermittlung des Buchhändlers sich auch diese
Presenters
Zugänglich über
Offener Zugang
Dauer
01:19:53 Min
Aufnahmedatum
2020-06-09
Hochgeladen am
2020-06-09 19:26:35
Sprache
de-DE
AGENDA
Einleitung: Schwerpunkte, Stand der Forschung
Tausch- vs. Nettohandel: der große Konflikt
Statistik: Buchtitelproduktion, Topografie, Firmen
Exogene Rahmenbedingungen
Exkurs: Währungen, Münzen, Umrechnungen, Preise
Endogene Entwicklung
Nachdruck
Philipp Erasmus Reich und die »Buchhandlungsgesellschaft«
»Nürnberger Schlußnahme«
Konditionsverkehr: der Kompromiss
Bedeutungswandel der Messe
Resümee