Dieser Audiobeitrag wird von der Universität Erlangen-Nürnberg präsentiert.
Neben dem Szenenwechsel, den Herr Sonnewald angekündigt hat,
einem Themenwechsel dazu sagen, ich weiß es nicht, die feine englische Art,
dass ich mein Thema nicht so hier vortrage, wie das in dem Zettel angekündigt wurde,
sondern mein Thema, mein Titel ganz einfach heißt Gentechnik als ökologische Herausforderung.
Wobei ich, ich muss ja den Philosophen ein bisschen raushängen, das heraus in Klammer
und mit einem Bindestrich zur Forderung setze, damit die Geschichte ein bisschen am Pfiff kriegt.
Warum das, zu meiner Entschuldigung, diese Änderung im Titel, das liegt daran
und da komme ich auf das, was Sie mir als Vorlage geliefert haben, Herr Soneval,
ich musste dazu die Rede des Papsters in Berlin abwarten und da waren die Programme schon gedruckt.
Ja, dass ich also diese Rede abwarten musste, hat jetzt zwar nichts damit zu tun,
dass ich auch in der Gentechnik schon Anweisungen aus Rom gebunden wäre,
so ein bisschen frei nach dem Motto von Josef Filsers Briefwechsel.
Hochwürdiger Herr Pfarrer, schreibst du mir bitte meine Meinung, meinen Standpunkt zu dieser Sache.
Davon kann nicht die Rede sein.
Aber an dieser Rede hat mich etwas zum Resonieren gebracht zu unserem Thema.
Und das ist Benedikt's Vorstellung von der Sprache der Natur
und unserem hörenden Herzen als korrespondierendes Medium dazu.
Natürlich ging es dem Papstern nicht um klassischen Naturschutz oder Gentechnik oder um dergleichen,
sondern um eine Wiederbelebung der klassischen Naturrechtsidee,
also der Ansicht, dass die Natur des Menschen als Richtschnur für unser Recht das Handeln zu nehmen sei.
Dass so ein Ansatz überhaupt möglich ist und dass man hier keinen naturalistischen Fehlschluss begeht,
also einen Sollen aus dem Faktischen ableitet, setzt voraus, dass dieses Faktische bereits eine normierende Zusatzkomponente hat.
Die besteht für den Papst natürlich im Willen des Schöpfergottes, den ich an der Natur des Menschen ablesen kann.
Das ist problematisch genug, aber muss Gott sei Dank nicht unser Thema sein.
Wenn Sie die Rede gehört haben, erinnern Sie sich, dass der Papst ja sich nicht nur auf die Natur des Menschen da einschränkt,
auf dessen Wesen und was seine Wahrheit ist, das wären Begriffe, wo jeder seine philosophische Tretmine ist,
auf die ich auch nicht treten will jetzt, sondern dass er die Natur des Menschen verortet
in einem über-geordneten allgemeinen Naturbegriff, die Natur im Ganzen, der ökologische Zusammenhang.
Und da konnten ihm dann viele Häufter zunicken, wenn er sagt, dass man diese Natur wieder in ihrer wahren Tiefe,
in ihrem Anspruch und mit ihrer Weisung sehen müsse. Welches Ökologenherz sollte da nicht höher schlagen?
Grüner als der Papst hier redet geht es eigentlich nicht mehr.
Wer immer für gesunde Ernährung, für naturgemäße Lebensweise, für Erhaltung von Lebensräumen,
biologischen Anbau oder gar Würde der Kreatur ist, war dem Papst seinen Protagonisten.
Nur Sie hier, die Gentechniker und Biotechnologen, die Macher und Manipulierer,
die stehen da als Vertreter eines eingeengten positivistischen Naturbegriffs im Abseits.
Allerdings, die Geschichte der Naturrechtslehre hat gezeigt, dass es gar nicht so einfach ist festzulegen,
worin die Natur des Menschen inhaltlich genau besteht.
Mehr noch, dass es wunderbar einfach ist, all das in den Begriff der Natur hinein zu projizieren,
was man dann, oh Wunder, als verpflichtende Norm daraus hervorholen möchte.
Insbesondere die bioethischen Normen, die Benedikt XVI. seiner Zeit noch unter dem Pseudonym Kardinal Ratzinger
in seiner Instruktion Donum Vitae, das man 1987 festgeschrieben hat, sind sprechende Beispiele.
Was wird hier nicht alles als nicht mit der Würde des menschlichen Fortpflanzungsaktes vereinbar erklärt,
statt sich Rechnenschaft darüber zu geben, dass der Erkenntnis oder Begründungsweg genau umgekehrt ist.
Man ist, aus welchen Gründen auch immer, davon überzeugt, dass eine bestimmte Handlung als ethisch negativ zu bewerten sei.
Und schon packt man diese Überzeugung in die Natur des Menschen oder des Fortpflanzungsaktes
ohne die wirklichen Gründe, die für das Verbot leitend waren und nicht einmal falsch sein müssen,
überhaupt genannt, geschweige denn diskutiert zu haben.
Stopp, ich mache an dieser Stelle nicht weiter, sonst würde ich mich wirklich in Verminters Gelände begeben.
Ziehe mich wieder zurück auf den Naturbegriff in der Ökologie.
Presenters
Prof. Dr. Christian Kummer
Zugänglich über
Offener Zugang
Dauer
00:19:37 Min
Aufnahmedatum
2011-11-16
Hochgeladen am
2011-11-23 14:06:07
Sprache
de-DE