9 - Podiumsdiskussion - Ernährungssicherheit unter den aktuellen ökologischen und politischen Rahmenbedingungen [ID:1915]
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Dieser Audiobeitrag wird von der Universität Erlangen-Nürnberg präsentiert.

Die grüne Gentechnik scheint ja so direkt bei der Züchtung nicht richtig angekommen zu sein.

Zumindest spielte sie in ihrem Vortrag keine Rolle.

Vielleicht kann ich dann gleich mal den ersten Starter geben.

Sehen Sie denn eigentlich in der grünen Gentechnik für sich ein Potenzial?

Sie meinen für mich als Unternehmen?

Da muss ich sagen, nein.

Das hat zwei Gründe.

Zum einen die Kosten.

Die Gentechnik, wenn man ein transgenes Produkt auf den Markt bringen will, muss man mit 15 Millionen Euro Kosten rechnen.

Das Lizenzvolumen für Winterweizen in Deutschland sind 27 Millionen Euro.

Das ist dann eine sehr knappe Rechnung, wenn man da wirklich die Kosten wieder reinholen will.

Und das Zweite ist, der Endverbraucher ist unser Kunde und der lehnt das Produkt ab am Ende.

Die Technik an sich, vor der habe ich keine Angst.

Ich habe Angst bei der Gentechnik vor Monsanto und vor den multinationalen Konzernen, weil die werden es Rat am Ende drehen.

Und die mittelständische Züchtung, die bisher eigentlich der Landwirtschaft die Erträge hochgehalten hat, die wird aussterben.

Und das Züchtersterben in Deutschland findet im Moment statt.

Pro Jahr werden im Moment ein bis zwei Züchterhäuser an Konzerne verkauft.

Ich kenne mich ja in der Szene nicht so gut aus. Was ist der Grund, warum eben dieses Züchtersterben einsetzt?

Ist es der große Bedarf jetzt der großen Konzerne, um solche Expertise einzukaufen?

Oder ist es, dass die ökonomische Situation so schlecht ist, dass die Züchter sehr gerne etwas abgeben, sobald angefragt wird von den Großkonzernen?

Das sind mehrere Gründe. Die Landwirte haben das Recht unser Saatgut nachzubauen.

Das heißt, sie kaufen Saatgut von uns, ernten und sähen das wieder aus.

Und in Europa nimmt das Phänomen immer mehr zu.

Die Landwirte sind aber verpflichtet, uns eine Nachbaugebühr zu bezahlen.

Allerdings in Deutschland ist die rechtliche Situation so, dass die Auskunft, wie viel der Landwirt nachbaut, freiwillig ist.

Und die Hälfte der Landwirte gibt uns keine Auskunft mehr. Und dadurch bökelt uns der Markt weg.

Der Saatgutwechsel liegt im Moment im Getreide bei 42 Prozent, was sehr niedrig ist.

Wir kommen von 80 und damit fehlen Schrumpft des Lizenzvolumen für alle Züchter gemeinsam immer mehr zusammen.

Und irgendwann bleibt manchen Züchtern nicht mehr die Wahl. Die müssen verkaufen oder gehen in die Insolvenz.

Okay.

Also da geht es um Getreidezüchter, muss ich dazu sagen. Da hat Deutschland die größte Vielfalt im Moment noch.

Das können wir natürlich in dem ganzen Kontext auch so eine kleine Kontroverse betrachten,

wenn man zum Beispiel Bauernvertreter fragt, Grundlagenforschung in der grünen Biotechnologie,

dann wird gesagt, ja, das brauchen wir, wir sollten nicht den Anschluss verlieren.

Anwendung, bitte nein, unser Kunde ist ja nicht da, der will das nicht kaufen.

Aber wie ist die Verbindung, wenn nachherzustellen, wie Sie das darstellen,

dass es eigentlich, wird es hier keine Verbindung geben, weil selbst wenn gut entwickelt, wenn Herr Jung seine Winterrübe hat,

dann wird kein deutscher Züchter hingehen und sagen, jawohl, die setzt sich auf den Markt,

in dem Fall, wenn es sich tatsächlich um Gentechnik gehandelt hat.

Oder würden Sie denken, dass neue innovative Produkte aus diesen Laboren kommen,

dass Sie dann Ihre Meinung auch ändern würden und sagen, jawohl, es ist etwas gewohnt, sich draufzuspringen,

da kann ich jetzt auch ein Alleinstellungsmerkmal kriegen, um mich eventuell gegen Monsanto durchsetzen.

Oder ist das Regelwerk schon so groß geworden, dass Sie gar keine Chance haben, auch egal, wie gut das Produkt ist?

Ich sehe eine Problematik.

Nicht mal die KWS als größter deutscher Züchter mit über einer Dreiviertelmillarde Umsatz kommt in der Gentechnik und Monsanto herum.

Die haben in den USA bei gentechnisch veränderten Zuckerrüben 95% Marktanteil, die KWS.

Aber die Patente gehören, soweit ich weiß, komplett Monsanto.

Und die Situation mit den Patenten ist äußerst schwierig, weil wir haben eine Patentflut.

Das Patentamt konnte die ganzen Patentanträge in München gar nicht mehr verwalten

Presenters

Martin Breun Martin Breun
Prof. Dr. Christian Jung Prof. Dr. Christian Jung
Prof. Dr. Karl-Heinz Kogel Prof. Dr. Karl-Heinz Kogel
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Zugänglich über

Offener Zugang

Dauer

00:21:27 Min

Aufnahmedatum

2011-11-16

Hochgeladen am

2011-11-23 14:07:12

Sprache

de-DE

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