So, ja, hallo liebe Studierende, es geht weiter mit Aristoteles. Ich will Ihnen vorweg sagen,
ich bin jetzt seit dreieinhalb Stunden dabei, hier vorzutragen. Das muss alles unter sehr
komprimierten Verhältnissen im Rechenzentrum aufgezeichnet werden. Ich merke, dass meine
Kondition jetzt in der vierten Stunde nachlässt. Ich versuche trotzdem einigermaßen klar zu reden,
verweise noch mal auf die beiden Blätter, die ich für jedes Sitzungsjahr produziert habe,
Gliederungsskizze, da sehen Sie alle Punkte, alle wichtigen Punkte schön übersichtlich und die
wichtigsten Quellen. Okay, Aristoteles. Jetzt sind wir bei der nächsten Generation, also Sokrates,
Platon. Platon war ein Schüler des Sokrates, Aristoteles ist ein Schüler Platons und in
gewisser Weise der intellektuelle Enkel von Sokrates. Wir sind also eine Generation weiter,
ein paar Eckdaten. Also wir sind bei Aristoteles jetzt im vierten Jahrhundert geboren, 386,
gestorben 322. Also das ist die Spätzeit der Polliskultur. Also gegen Ende des Lebens von
Aristoteles gibt es die Polliskultur in vollem Sinne nicht mehr, weil das makedonische Königtum
den Sieg davon getragen hat. Aristoteles stammt übrigens selber aus Makedonien, war dann in Athen,
also im Grunde, wir würden heute vielleicht sagen Gastarbeiter. Er hatte kein volles Bürgerrecht,
er war mit Öke, hat in Athen gearbeitet, aber weil das Verhältnis zu den Makedonen ja auch
kompliziert war, musste er persönlich durchaus auch zum Teil die Stadt immer mal wieder verlassen.
Das war also nicht ganz einfach. Er hat sich ja dann auch als Prinzenerzieher betätigt. Der Schüler
ist nicht weniger berühmt als der Lehrer, nämlich Alexander der Große. Alexander der Große,
mit dem das hellenistische Zeitalter beginnt. Insofern steht auch Aristoteles schon sozusagen
an der Nahtstelle zwischen der klassischen Philosophie, eben repräsentiert durch Sokrates,
Platon, Aristoteles, ihn und dann der hellenistischen Philosophie, die unter anderem damit
zu randekommen muss, dass es jetzt sozusagen einen politischen Betätigungsraum im bis dahin
eröffneten Sinne nicht mehr gibt. Also die makedonische Monarchie räumt mit der
Polyskultur auf. Es entsteht eben das Großreich, Alexander des Großen und so weiter und so fort,
über verschiedene Verfallsprozesse, dann unter seinen Nachfolgern. Polyskultur gibt es immer noch
irgendwie, aber nicht mehr in dem Sinne wie noch im fünften Jahrhundert. Aristoteles ist in Athen
ein Schüler Platons. Er wird Mitglied der Akademie, die ja eine Schule ist, aber auch eine Art
Lerngemeinschaft. Also da lebt man zusammen, diskutiert man. Vielleicht hatte er gehofft, dass er
dann mal die Nachfolge übernehmen könnte, aber das lief anders. Die Nachfolge Platons trat dann
sein Neffe an, der jetzt nicht so bekannt ist. Vielleicht war Aristoteles doch etwas vergrätzt.
Jedenfalls, er hat dann seine eigene Schule aufgebaut, das Lyceum. Wer davon kommt,
übrigens der Begriff Lyceum, Lycea. In vieler Hinsicht profiliert sich Aristoteles gegen Platon.
Also wir haben jetzt ein anderes Schülerverhältnis im Vergleich zu Platon und Sokrates. Also Platon
baut Sokrates auf. Platon entwickelt seine eigene Philosophie eigentlich immer durch den Mund des
Sokrates, der dann immer platonischer wird. Also hier eine große Verehrung Platons für Sokrates,
den er zum Philosophen schlechthin aufbaut. In der nächsten Generation anders, da haben wir eher
einen Generationenkonflikt, dass Aristoteles sich zum Teil ausgesprochen polemisch gegen seinen
Lehrer Platon profiliert. Da kann man übrigens, da könnte man auch daraus sehen, dass es doch eine
echte Debattenkultur gab und wo Platon auch damit zurechtkommen musste, dass seine Entwürfe auch
kritisch debattiert wurden. Bei allen doktrinären Zügen, die man im platonischen Denken feststellen
kann, also offenbar war die Debattenkultur dann doch einigermaßen robust. Aristoteles interessiert
sich buchstäblich für alles. Also es kommen sozusagen alle Themen auch in seinem Wert vor, die man
überhaupt behandeln könnte. Zoologie, Physik, Ethik, Politik, Verfassungslehre, Psychologie,
Anthropologie, Rhetorik, Poetik, Logik, Kategorienlehre, Physik, Metaphysik,
eigentlich nur Physik, Metaphysik, Theologie. Also Aristoteles steht dann wirklich am Anfang
eines Kanons der Wissenschaften. Also viele Wissenschaftsdisziplinen, auch in der
Ausdifferenzierung, können eigentlich in ihren Ursprüngen bis auf Aristoteles zurückverfolgt
werden. Allerdings sind seine Schriften großteils nur in Fragmenten vorhanden. Auch das ist eine
Differenz zu Platon. Besonders charakteristisch, auch im Unterschied zu Platon, Aristoteles
interessiert sich vor allem für die empirische Welt. Ich hatte es beim letzten Mal ja dargestellt,
Presenters
Zugänglich über
Offener Zugang
Dauer
00:46:44 Min
Aufnahmedatum
2020-10-14
Hochgeladen am
2020-10-21 11:43:03
Sprache
de-DE
Aristoteles