4 - Politische Ideengeschichte von der Antike bis zur frühen Neuzeit [ID:21346]
50 von 369 angezeigt

So, ja, hallo liebe Studierende, es geht weiter mit Aristoteles. Ich will Ihnen vorweg sagen,

ich bin jetzt seit dreieinhalb Stunden dabei, hier vorzutragen. Das muss alles unter sehr

komprimierten Verhältnissen im Rechenzentrum aufgezeichnet werden. Ich merke, dass meine

Kondition jetzt in der vierten Stunde nachlässt. Ich versuche trotzdem einigermaßen klar zu reden,

verweise noch mal auf die beiden Blätter, die ich für jedes Sitzungsjahr produziert habe,

Gliederungsskizze, da sehen Sie alle Punkte, alle wichtigen Punkte schön übersichtlich und die

wichtigsten Quellen. Okay, Aristoteles. Jetzt sind wir bei der nächsten Generation, also Sokrates,

Platon. Platon war ein Schüler des Sokrates, Aristoteles ist ein Schüler Platons und in

gewisser Weise der intellektuelle Enkel von Sokrates. Wir sind also eine Generation weiter,

ein paar Eckdaten. Also wir sind bei Aristoteles jetzt im vierten Jahrhundert geboren, 386,

gestorben 322. Also das ist die Spätzeit der Polliskultur. Also gegen Ende des Lebens von

Aristoteles gibt es die Polliskultur in vollem Sinne nicht mehr, weil das makedonische Königtum

den Sieg davon getragen hat. Aristoteles stammt übrigens selber aus Makedonien, war dann in Athen,

also im Grunde, wir würden heute vielleicht sagen Gastarbeiter. Er hatte kein volles Bürgerrecht,

er war mit Öke, hat in Athen gearbeitet, aber weil das Verhältnis zu den Makedonen ja auch

kompliziert war, musste er persönlich durchaus auch zum Teil die Stadt immer mal wieder verlassen.

Das war also nicht ganz einfach. Er hat sich ja dann auch als Prinzenerzieher betätigt. Der Schüler

ist nicht weniger berühmt als der Lehrer, nämlich Alexander der Große. Alexander der Große,

mit dem das hellenistische Zeitalter beginnt. Insofern steht auch Aristoteles schon sozusagen

an der Nahtstelle zwischen der klassischen Philosophie, eben repräsentiert durch Sokrates,

Platon, Aristoteles, ihn und dann der hellenistischen Philosophie, die unter anderem damit

zu randekommen muss, dass es jetzt sozusagen einen politischen Betätigungsraum im bis dahin

eröffneten Sinne nicht mehr gibt. Also die makedonische Monarchie räumt mit der

Polyskultur auf. Es entsteht eben das Großreich, Alexander des Großen und so weiter und so fort,

über verschiedene Verfallsprozesse, dann unter seinen Nachfolgern. Polyskultur gibt es immer noch

irgendwie, aber nicht mehr in dem Sinne wie noch im fünften Jahrhundert. Aristoteles ist in Athen

ein Schüler Platons. Er wird Mitglied der Akademie, die ja eine Schule ist, aber auch eine Art

Lerngemeinschaft. Also da lebt man zusammen, diskutiert man. Vielleicht hatte er gehofft, dass er

dann mal die Nachfolge übernehmen könnte, aber das lief anders. Die Nachfolge Platons trat dann

sein Neffe an, der jetzt nicht so bekannt ist. Vielleicht war Aristoteles doch etwas vergrätzt.

Jedenfalls, er hat dann seine eigene Schule aufgebaut, das Lyceum. Wer davon kommt,

übrigens der Begriff Lyceum, Lycea. In vieler Hinsicht profiliert sich Aristoteles gegen Platon.

Also wir haben jetzt ein anderes Schülerverhältnis im Vergleich zu Platon und Sokrates. Also Platon

baut Sokrates auf. Platon entwickelt seine eigene Philosophie eigentlich immer durch den Mund des

Sokrates, der dann immer platonischer wird. Also hier eine große Verehrung Platons für Sokrates,

den er zum Philosophen schlechthin aufbaut. In der nächsten Generation anders, da haben wir eher

einen Generationenkonflikt, dass Aristoteles sich zum Teil ausgesprochen polemisch gegen seinen

Lehrer Platon profiliert. Da kann man übrigens, da könnte man auch daraus sehen, dass es doch eine

echte Debattenkultur gab und wo Platon auch damit zurechtkommen musste, dass seine Entwürfe auch

kritisch debattiert wurden. Bei allen doktrinären Zügen, die man im platonischen Denken feststellen

kann, also offenbar war die Debattenkultur dann doch einigermaßen robust. Aristoteles interessiert

sich buchstäblich für alles. Also es kommen sozusagen alle Themen auch in seinem Wert vor, die man

überhaupt behandeln könnte. Zoologie, Physik, Ethik, Politik, Verfassungslehre, Psychologie,

Anthropologie, Rhetorik, Poetik, Logik, Kategorienlehre, Physik, Metaphysik,

eigentlich nur Physik, Metaphysik, Theologie. Also Aristoteles steht dann wirklich am Anfang

eines Kanons der Wissenschaften. Also viele Wissenschaftsdisziplinen, auch in der

Ausdifferenzierung, können eigentlich in ihren Ursprüngen bis auf Aristoteles zurückverfolgt

werden. Allerdings sind seine Schriften großteils nur in Fragmenten vorhanden. Auch das ist eine

Differenz zu Platon. Besonders charakteristisch, auch im Unterschied zu Platon, Aristoteles

interessiert sich vor allem für die empirische Welt. Ich hatte es beim letzten Mal ja dargestellt,

Zugänglich über

Offener Zugang

Dauer

00:46:44 Min

Aufnahmedatum

2020-10-14

Hochgeladen am

2020-10-21 11:43:03

Sprache

de-DE

Aristoteles

Tags

Aristoteles
Einbetten
Wordpress FAU Plugin
iFrame
Teilen