5 - Politische Ideengeschichte von der Antike bis zur frühen Neuzeit [ID:21347]
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Liebe Studierende, heute machen wir einen Sprung von der Antike ins Mittelalter, ins europäische

Mittelalter.

Das europäische Mittelalter wird gerne definiert von verschiedenen Faktoren her, also ein

Stück weit lebt auch antike Geistigkeit weiter, auch wenn zwischendurch völlig verschüttet.

Das römische Recht wird im Laufe des Mittelalters neu belebt, auch das war zwischenzeitlich

verschüttet.

Dann aber eine prägende Kraft, ohne die man das europäische Mittelalter gar nicht denken

kann, das Christentum.

Also das Mittelalter besteht oder geprägt von diesen verschiedenen Faktoren, die aber

auch immer in Spannung zueinander stehen.

Also so eine ganz harmlose Synthese zwischen antiker Geistigkeit und Christentum gab es

nie.

Also manchmal nahm sich das recht harmonisch aus, aber irgendwie und irgendwann traten

die Risse, die Spaltungen immer wieder hervor.

Und das hat sicher damit zu tun, dass dem Christentum auch eine stark kulturkritische

Komponente inne wohnt.

Gleichzeitig will das Christentum wirken in der Welt, also ist auch zur kulturprägenden

Kraft geworden, kulturkritisch und kulturprägend.

Und ich will aus der Frühzeit des Christentums, also noch aus der späten Antike jetzt zunächst

mal zwei Figuren nennen, die diese Spannung exemplarisch repräsentieren.

Und dann geht es auf die Hauptfigur des Vortrags, nämlich Augustinus.

Also zunächst, Tertullian, Tertullian so im dritten Jahrhundert ist ein vermutlich

eher schwieriger Mensch gewesen, also streitbar, radikal in seinen Vorstellungen, radikal

auch in seinen christlichen Vorstellungen.

Auf keinen Fall wollte er irgendwie Kompromisse machen mit der antiken Geistigkeit.

Und dafür jetzt ein Zitat von Tertullian.

Was also hat Athen mit Jerusalem zu tun?

Fragezeichen.

Athen, das ist die Akademie, Jerusalem, klar, das steht für auch das Christentum, den Ursprungsort

des Christentums.

Was haben die beiden miteinander zu tun?

Was die Akademie mit der Kirche?

Was die Ketzer mit den Christen?

Unsere Lehre stammt aus der Säulenhalle Salomons, der selbst gelehrt hat, der Herr sei in der

Einfalt der Herzen zu suchen.

Umso schlimmer für diejenigen, die lieber ein stoisches oder platonisches oder dialektisches

Christentum wollen.

Wir haben nach Christus die Neugierde nicht mehr nötig und seit dem Evangelium brauchen

wir keine Forschung mehr.

Also hier im Namen der christlichen Theologie eine Absage an das Philosophieren, ein platonisches

Christentum für Tertullian ein Unding.

Also von Tertullian wird auch immer gern ein Wort zitiert.

Credo, quia, absurdum.

Ich glaube, weil es absurd ist.

Also die schroffe Absage an jede Verbindung mit der griechisch-römischen Geistigkeit.

Da steht Tertullian exemplarisch für eine Tendenz, die immer mal wieder aufbricht, dann

Jahrhunderte später etwa den Bettelorden, in manchen Tendenzen Reformation und so weiter.

Kommt immer mal wieder.

Analog zu dieser Kulturkritik auch eine Staatskritik.

Also auch hier eine Ursprungserfahrung des Christentums ist die Distanz zum Staat.

Zugänglich über

Offener Zugang

Dauer

01:00:39 Min

Aufnahmedatum

2020-10-15

Hochgeladen am

2020-10-21 11:44:12

Sprache

de-DE

Mittelalter

Tags

Mittelalter Europa
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