6 - Heiligkeitskonzeptionen im spätkaiserzeitlichen China - Die Drachenkönige (longwang) im Spiegel der traditionellen Literatur [ID:2219]
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Heiligkeitskonzeptionen im spätkaiserzeitlichen China, die Drachenkönige Longwang im Spiegel der

traditionellen Literatur. Doch bevor ich anfange, möchte ich Ihnen ganz kurz vorstellen, worüber

ich heute rede. Wir beginnen natürlich mit einer Einleitung. Man sollte ja nie mit der Tür ins Haus

fallen und ich werde, ich denke das wird ganz hilfreich sein, auch kurz erklären wer oder was

die Drachenkönige eigentlich sind und anschließend eine Fragestellung für den heutigen Vortrag

formulieren. Die Ringvorlesung steht zwar unter der Fragestellung was ist Sakral, allerdings ist die

Frage in drei Worten recht kurz formuliert und fast aber ein so großes Thema, dass ich das glaube

ich nicht in einem Vortrag alles abdecken kann und deswegen werde ich das für heute ein bisschen

konkretisieren für meinen Fall und im vierten Schritt werde ich Ihnen die Texte vorstellen,

auf die ich mich heute beziehen werde. Das ist zum einen die Aufzeichnungen über die Reise nach dem

Westen und zum anderen eine kürzere Geschichte die heißt die Rakscha und der Meeresmarkt.

Im fünften Schritt werde ich versuchen eine Analyse dessen vorzunehmen in Hinblick auf

unser Sakralitätsthema und hoffe, dass ich dann im sechsten Punkt zu einer für Sie überzeugenden

Schlussfolgerung kommen werde. Fangen wir aber an. Bucht man in einem beliebigen deutschen Reisebüro

eine Rundreise durch China, so wird man in der Riga zuerst nach Beijing fliegen und dort ein paar

Tage bleiben und mit Reiseführer und Fotoapparat gut ausgerüstet die Highlights etwa die verbotene

Stadt, den Tiananmenplatz und die große Mauer besichtigen. In der Riga beinhaltet das Sightseeing

auch einen Besuch des als Sommerpalast bekannten Irchirien in der Nähe der Berge nördlich der

Stadt. Diese Worte wären der letzten Kaiserdynastie angelegt, um der kaiserlichen Familie in der Hitze

des Sommers, heute zum Beispiel, eine kühle Residenz direkt an einem künstlich angelegten See zu

bieten. In der Mitte des Sees befindet sich eine kleine Insel und auf der Insel ein Tempel. Sie

sehen ihn hier schon als Bild. Eine Tafel am Eingang informiert über dessen Namen Guangzun

Lingyutze oder Tempel of Timely Rains and Extensive Moisture, wie die englische Übersetzung darunter

aussagt. Im Allgemeinen nennt man den Tempel aber nur Longwang Miao, Tempel des Drachenkönigs. Er

wurde unter dem Tianlongkaiser im 18. Jahrhundert gebaut, um dem lokalen Drachenkönig, auch hier

ein Bild davon, für ein erhörtes Regengebet während einer Dürreperiode zu danken. Die

Bezeichnung Drachenkönig bzw. Drachenköniger ist eine direkte Übersetzung des chinesischen Begriffs

Longwang. Dieser kann sowohl im Singular als auch im Plural verwendet werden und meint je nach Kontext

eine oder mehrere Gottheiten, kann aber auch als Oberbegriff für eine ganze Kategorie von

Gottheiten stehen, deren wichtigste Gemeinsamkeit ihr Bezug zu Wasser ist. Häufig wird ihre Funktion

in dem formelhaften Ausdruck Xingyun Bu Yu, Wolken versammeln und Regen verteilen, zusammengefasst.

Tatsächlich geht ihre Funktion aber darüber hinaus und die Drachenkönige werden nicht nur als

Regengottheiten, sondern auch als Gottheiten von Gewässern wie etwa Flüssen, Seen, Brunnen und

Meeren verehrt. Während der Späten Kaiserzeit, welche die beiden Dynastien Daming 1368 bis 1644

und Qing 1644 bis 1911 umfasst, war die Verehrung der Drachenkönige allgemein im chinesischen

Kulturraum verbreitet. Historisch gesehen handelt es sich bei ihnen aber um keine originäre chinesische

Gottheit, da sich in ihnen nicht nur schon seit dem chinesischen Altertum nachweisbare Drachenvorstellungen

widerspiegeln, sondern auch indisch-buddhistische Einflüsse von Nagas bzw. Nagarajas genannten

Schlangengottheiten, wie sie spätestens nach Ende der Han-Dynastie 206 v. Chr. bis 220 n. Chr.

erkennbar sind. Im buddhistischen Kontext waren die Drachenkönige allgemein in unter Wasserpalästen

lebende Schutzgottheiten der Heiligen Schriften sowie wichtiger buddhistischer Persönlichkeiten.

Schon frühzeitig fanden die Drachenkönige Eingang in die chinesische Literatur, wo sie sich bis zum

Ende der Kaiserzeit als häufig wiederkehrende Akteure vieler Werke etablieren konnten. Die

Drachenkönige, wie sie in der spätkaiserzeitlichen narrativen Literatur vorkommen, stehen im

Mittelpunkt des heutigen Vortrags. Ausgehend von zwei ausgewählten Werken wird exemplarisch der

Frage nachgegangen, wo und wie sich in diesen Vorstellungen von dem, was man als agrarisch

bzw. heilig bezeichnen kann, widerspiegeln und welche Schlussfolgerungen man daraus ziehen kann.

Der folgende Vortrag, und das muss betont werden, ist ein Versuch anhand zweier populärer Werke der

spätkaiserzeitlichen narrativen Literatur Rückschlüsse auf mögliche Sakralitätskonzepte zu

ziehen. Es kann aus verschiedenen Gründen nur bei einem Versuch bleiben. Erstens, da es nicht die

Presenters

MA Andreas Berndt MA Andreas Berndt

Zugänglich über

Offener Zugang

Dauer

00:40:19 Min

Aufnahmedatum

2012-05-23

Hochgeladen am

2012-05-30 16:29:55

Sprache

de-DE

Im Mittelpunkt des Vortrags stehen die Drachenkönige, welche nicht nur chinesische Wasser- bzw. Regengottheiten waren, sondern als solche auch häufig wiederkehrende Akteure der narrativen Literatur des spät-kaiserzeitlichen Chinas. Anhand ihrer Darstellung in Pu Songlings Niederschriften von Außergewöhnlichem aus dem Liao-Studio (Liaozhai zhiyi) sowie dem 9. und 10. Kapitel von Wu Cheng’ens Aufzeichnungen über die Reise nach dem Westen (Xiyouji) wird der Frage nachgegangen, wo und wie sich in diesen Vorstellungen von dem, was man als sakral bzw. heilig bezeichnen kann, wiederspiegeln. Der Vortrag bedient sich dem westlichen Konzept der Dichotomie von sakral und profan und versucht sie mit den chinesischen Kategorien von yang und yin zu verbinden. Sakralität wird als eine dynamische Größe verstanden, welche in einer bürokratisch geordneter Hierarchie als relative Größe beständig wiederholt und je nach Kontext in unterschiedlich hohem Maß vorliegt.

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