Meine sehr geehrten Damen, meine Herren, begrüße Sie nochmals unsere heutigen Unterrichtsveranstaltung
MPM Pro Bedeutikum.
Sehr herzlich, trotz des schlechten Wetters.
Wir sind beim letzten Mal so ungefähr bis zur Jahrtausendwende gekommen, was die Entwicklung
des deutschen Gesundheitssystems betrifft.
Und an dieser Jahrtausendwende hatten wir gewissermaßen auch einen Paradigmenwechsel
in der Krankenhausfinanzierung.
Das Paradigma der Krankenhausfinanzierung bis zu dieser Zeit war ja das Krankenhausfinanzierungsgesetz
mit dem Selbstkostendeckungsprinzip, mit der dualen Krankenhausfinanzierung und mit den
tagesgleichen Pflegesetzen im Wesentlichen.
Die duale Krankenhausfinanzierung ist uns erhalten geblieben.
Aber das Selbstkostendeckungsprinzip wurde in den 90er Jahren aufgegeben und dann Anfang
dieses Jahrtausends durch ein pauschalierendes Entgeltsystem im Krankenhaus ersetzt.
Dieses pauschalierende Finanzierung, pauschalierte Finanzierung der sozusagen nicht Investitionskosten,
sondern der Betriebskosten nennt man, wie Sie schon wissen, Diagnosis Related Groups
oder Fallpauschalen System.
Wir werden jetzt also nochmal beleuchten, wie es dazu kam und was die AGs genau sind.
Nun 1995, die Zeit des Ende der Ära der tagesgleichen Pflegesetze, dann die Umstellung
hat ja den Namen Seehofer schon erwähnt, auf Fallpauschalen, Sonderentgelte und Abteilungspflegesetze.
Das war damals schon neu, allerdings mit einigen Pferdefüßen versehen, im Wesentlichen zwei.
Der erste, diese Fallpauschalen waren nicht kalkuliert, das heißt die waren nicht berechnet,
sondern die waren sozusagen Pi mal Daumen aus Istkosten übernommen und abgeleitet,
wurden dann nicht neu kalkuliert, wurden nicht nachgerechnet, wurden nicht gepflegt.
Und diese Fallpauschalen und Sonderentgelte haben einen Volumen gehabt, der Krankenhauskosten
und Betriebskosten von etwa 25 Prozent. Alles andere war weiterhin in den Pflegesetzen drin,
dann zwar Abteilungspflegesetze, aber trotzdem, wenn ein Patient, sage ich mal, länger geblieben ist,
zum Beispiel aber ist zufälligerweise am Freitag gesund geworden, dann wurde er am Montag entlassen,
aus zwei Gründen. Erstens mal, weil am Wochenende natürlich die Versorgung mit Apotheken und Ärzten
nicht so ist wie an den Wochentagen und zweitens, weil man dann am vierten Samstag und den Sonntag
eben noch den Abteilungspflegesatz kassiert hat, obwohl der Patient schon, ich sage jetzt mal,
gesund in Anführungszeichen war und keine großen Kosten mehr verursacht hat. Also eine gewisse,
sozusagen ein Zuschlag, ein Bonus. Und wenn man jetzt ganz bösartig ist, dann kann man natürlich
unterstellen, dass man auch andere Patienten noch ein paar Tage, nachdem sie eigentlich schon
entlassungsfähig waren, noch im Krankenhaus gehalten hat, um hier tagesgleiche Pflegesetze zu kassieren.
Also von daher schon ein Ansatz einer neuen Krankenhausfinanzierung, der aber letzten Endes
halbherzig war, weil er betriebswirtschaftlich nicht gut begründet war, dieses System nicht
kalkuliert wurde, nicht gepflegt wurde, nicht überarbeitet wurde und weil es natürlich unterlaufen
werden konnte und sicherlich auch unterlaufen worden ist. Und so kam es dann, dass wir den sozusagen
den 100% Ansatz bekommen haben, nämlich alle Krankenhausleistungen komplett in Fallpauschalen
abzubilden, mit Ausnahme der sogenannten Psychfächer. Die Psychfächer, das sind immer drei, das sind also
die allgemeine Psychiatrie und die Psychosomatik und die Kinder- und Jugendpsychiatrie. Diese drei
Fächer, die sogenannten Psychfächer, die waren noch von diesem vollpauschalierenden Entgeltsystem
ausgenommen, aber für alle anderen, die sogenannten somatischen Fächer, sind die Diagnose gekommen.
Gehen wir mal weiter. Wie sah die Situation zur Jahrtausendwende aus? Wer da über den Tellerrand
geschaut hat, wusste schon, dass Deutschland im Grunde neben Albanien das einzige Land war, was
noch gar keine Erfahrung mit solchen Fallpauschalen hatte. Alle anderen Länder waren schon beglückt
mit Fallpauschalen, häufig den amerikanischen Fallpauschalen von der Healthcare Financing
Administration, das sind also die All-Patient-DHGs aus Amerika, die hier vor allen Dingen in den
neu entstandenen und sich entwickelnden Gesundheitssystemen in Osteuropa zum Einsatz
kamen. Wir haben in Skandinavien die sogenannten Nord- oder Nordic-DHG schon seit Jahren im Einsatz
Presenters
Zugänglich über
Offener Zugang
Dauer
01:40:06 Min
Aufnahmedatum
2012-11-21
Hochgeladen am
2012-12-06 10:52:53
Sprache
de-DE
Es werden folgende Themen behandelt:
- Medizinische Terminologie
- Grundzüge des deutschen Gesundheitswesens
- Biosoziales Krankheitsmodell