Herzlich willkommen hier an der Universität Erlangen-Nürnberg. Ich freue mich, dass ich die
Gelegenheit habe, heute hier Promotion für mein eigenes Fach zu betreiben und diese Gelegenheit
nehme ich gerne wahr. Die Frage wäre jetzt zu sagen, warum sollten Sie als hochbegabte,
zukünftige Studierende genau Politikwissenschaft und Nahoststudien an der Universität Erlangen
studieren wollen. Und ich würde sagen, es gibt zwei Gründe. Der erste Grund ist, dass die
Politikwissenschaftlichen Nahostforschung oder die Nahostforschung generell an der Universität
Erlangen fast so eine Art Alleinstellungsmerkmal in Deutschland hat. Das liegt daran, weil wir eine
sehr alte Orientalistik haben, die dann später auch noch durch eine Islamwissenschaft ergänzt
wurde. Das geht zurück aufs 19. Jahrhundert, aber zusätzlich haben wir hier eine ganze Reihe von
sozialwissenschaftlichen und kulturwissenschaftlichen Fächern mit Professuren, die sich nur mit dem
Nahen Osten beschäftigen, also einen hohen Grad an Spezialisierung haben. Da falle ich selber
drunter. Politikwissenschaft des Nahen Ostens, Kulturgeografie des Nahen Ostens, Wirtschaftswissenschaft
des Nahen Ostens. Wir haben einen Kollegen in einer rechtswissenschaftlichen Fakultät,
der sich schwerpunktmäßig mit dem modernen islamischen Recht beschäftigt. Und wir haben
jetzt seit diesem Semester ein neues Department für Islamisch-Religiöse Studien. Das ist sozusagen
eine Ansammlung von Islam und Nahostkompetenz, wie Sie sie in Deutschland an kaum einer anderen
Universität so finden. Und dementsprechend spezialisiert sind auch die Studiengänge,
die wir anbieten, insbesondere der Masterstudiengang Nahoststudien mit einem spezifisch
gegenwärtsbezogenen Profil und einem sozial- und kulturwissenschaftlichen Profil. Der andere Grund,
weswegen ich Ihnen nahelegen würde, sich genau in dieses Studium zu stürzen, ist natürlich die
Herausforderung, der nicht alle Studierenden gewachsen sind. Das kann man so sagen, denn man
muss mindestens eine orientalische Sprache lernen. Also im Normalfall kombiniert man im Bachelorstudium
Islamwissenschaft oder Orientalistik und eine Sozialwissenschaft, in meinem Fall eben die
Politikwissenschaft, lernt dann Arabisch oder Türkisch. Es gibt auch Studierende, die beides
lernen. Das ist erst mal vier Semester ziemlich anstrengend und erfordert auch eine Menge Maß an
Disziplin, ist aber machbar, weil nicht alle unsere Studierenden, würde ich sagen, sind hochbegabt,
aber alle Studierenden, die bei mir im engeren Sinne studieren und ihren Abschluss machen, sind
sehr diszipliniert und extrem motiviert. Das ist das Angenehme für mich, dass ich fast eigentlich
nur mit besonders motivierten Studierenden zu tun habe, denn wenn man sozusagen durch diese
schwierige Phase der ersten vier Semester durch ist, dann kommen die eigentlichen Seminare und
das ist genau das, was wir eigentlich heute machen sollten, Seminar halten, was aber schon allein in
diesem Raum gar nicht geht, weil es ja ein Vortragssaal ist und deswegen wollte ich Ihnen
kurz sagen, was eigentlich ein Seminar jetzt bei mir ist. Die richtigen Seminare, die Königsdisziplin
der Veranstaltungen, die ich am allerliebsten halte, sind die mit fortgeschrittenen Studierenden im
Bachelor und im Master, die dann auch Sprachkompetenz mitbringen und mit denen ich mich dann in einer
kleinen Gruppe, es ist meist 10, 12 Studierenden, in einem kleinen Raum zusammensetzen kann. Jeder
hat seine arabische Lexikon oder sein türkische Lexikon dabei und dann lesen wir die Originaltexte
aus der arabischen Welt. Vorletztes Semester hatte ich einen Kurs über islamistischen Jihadismus,
also sozusagen die extrem militante Form des Islamismus und im letzten Sommersemester über
aktuelle Tendenzen des liberalen Denkens in der Türkei und in der arabischen Welt. Das ist dann
fast eine Situation, wo ich mich auch gar nicht mehr so als Lehrer sehe, sondern was eigentlich
so eine Art Forschergruppe ist, wo alle Beteiligten ihre Kompetenz mit einbringen. Ich versuche auch
dann immer Doktoranden von mir mit in diese Seminare zu setzen, die muttersprachliche Kenntnisse
haben, um dann wirklich gemeinsam an bestimmten Fragen zu arbeiten und genauso funktioniert auch
mein Doktorandenseminar. Es ist auch eine übersichtliche Gruppe von vielleicht 10 bis 12 Leuten,
die Doktoranden gestalten das inhaltlich selber. Sie können selber Vorschläge machen, welche Aspekte
ihrer Arbeit sie einbringen wollen, an welchen schwierigen Fragen sie gerade knobeln oder welche
theoretischen Perspektiven sie für interessant halten und dann kommt mir als Professor im Grunde
genommen eigentlich nur noch die Rolle des Moderators zu und die Doktoranden unterrichten
sich und lernen quasi sich gegenseitig und miteinander. Und so sollte Uni im Idealfall sein.
Presenters
Zugänglich über
Offener Zugang
Dauer
01:33:36 Min
Aufnahmedatum
2012-11-09
Hochgeladen am
2014-04-27 00:58:09
Sprache
de-DE