Dieser Audiobeitrag wird von der Universität Erlangen-Nürnberg präsentiert.
Meine Damen und Herren, vielleicht lässt sich so beginnen, die nächste kn translucent Stunde.
Wenn wir über Sakralität und Sakralisierung sprechen, dann sprechen wir stets auch über Religiöses.
beim religiösen Indes geht es stets um die spezifischen Gegebenheiten dessen,
wie wir Menschen in der Welt sind, nämlich doch so,
dass unser Selbst und unser Weltverhältnis von einer unhintergehbaren Indirektheit und Vermitteltheit
geprägt ist. Wir sind –
wie man mit dem großen philosophischen Anthropologen Helmut Plessner sagen kann –
wir sind jenes Lebewesen,
hat und es sein diese Reichweite auch durch technische Mittel ungeheuer vergrößert.
Es lässt sich nicht davon abstehen, dass auch jenseits des Horizons jener Situation des
Xicätn'ongetnos, in der wir uns jeweils befinden, das auch jenseits des Horizons jener Situation
keineswegs nichts ist, sondern viel mehr etwas. Etwas, das unserem Sinneseapparat
gegenwärtigen Situation unverfügbar ist, oder überhaupt
unverfügbar bleibt und zuweilen unserer Organisation auch.
Unser Weltverhältnis ist in einem strikt formalen – darauf
kommt es mir an – in einem strikt formingen Sinn dadurch geprägt, dass
es eine strukturelle Unterscheidung von Immansenz und Transzendenz gibt, und
zwar ohne das dabei schon von Metaphysik die Rede sein müsste,
dass es eine strukturelle Unterscheidung von Immansenz und
Transzendenz gibt, eine Unterscheidung von verfügbarem und unverfügbarem, von
vertrautem und unvertrautem und es ist unser Weltverhältnis dadurch geprägt,
dass wir wissen, dass es diese Unterscheidung gibt. Und dafür, für die
Unterscheidung und für das Wissen von dieser Unterscheidung, dafür verwende ich
den Ausdruck Religiosität. Als eine anthropologische Kategorie und
Bedürfnisstruktur, die sich aus der hier mit flüchtigen Strichen bloß
angedeuteten Condition humaine ergibt, ist Religiosität in diesem Sinne ein
transhistorischer Sachverhalt. Keine kulturellen Ordnungen wären denkbar, in
denen sie sich nicht beobachten ließe. Im Unterschied dazu kann man, wenn man die
Begriffsarbeit so ansetzt, kann man dann unter Religion spezifisch
institutionalisierte und historisch wandelbare Formen der sozialen
Verarbeitung von Religiosität verstehen. Und dann kann man immer noch höchst
allgemein mit, jetzt hätte ich fast gesagt meinem haushaltigen, also mit Niklas
Luhmann, dann kann man sagen, in der Religion gehe es um Religiosität, um das
aus der Immanenz ausgeschlossene. Sie habe es, die Religion mit der
Unterscheidung von Vertrautem und Unvertrautem zu tun. Sie behandelte das
Unvertraute, lasse es nämlich im Vertrauten zur Erscheinung kommen und
formuliert und praktiziert derart die Weltlage von Gesellschaftssystemen.
Insofern diese Gesellschaftssysteme sich in Raum und Zeit von Unbekanntem
umgeben wissen. Und in diesem Zusammenhang lässt sich dann Heiligkeit,
das heißt Sakralität, also der eine der beiden Leitbegriffe ihrer Forschergruppe,
das also, was in Verfahren der Sakralisierung aus dem Immanenten und
Verfügbaren entrückt worden ist, in diesem Zusammenhang lässt sich dann
Heiligkeit als eine Distanzkategorie auffassen.
Sie ist das Unvertraute, das Inkommensurable, das Maßlose, das
Unverfügbare, aber in eigentümlich paradoxer Gestalt. Denn als
Distanzkategorie ist Heiligkeit zugleich eine Relationskategorie. Das
Inkommensurable und Unverfügbare des Heiligen lässt sich allein denken in
Relation zu jenem Vertrauten und Profanen und von ihm her, von welchem es
Abstand nimmt. Als Distanz wie als Relationskategorie bezeichnet Heiligkeit
Presenters
Prof. Dr. Peter Strohschneider
Zugänglich über
Offener Zugang
Dauer
00:27:36 Min
Aufnahmedatum
2012-04-25
Hochgeladen am
2013-01-09 15:14:56
Sprache
de-DE