4 - Klimageschichte und Klimawandel in Hochasien [ID:2784]
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Dieser Audiobeitrag wird von der Universität Erlangen-Nürnberg präsentiert.

Meine sehr geehrten Damen und Herren, warum lohnt es sich, sich einen Abendvortrag

mit dem Thema Klimawandel in Hochasien zu beschäftigen? Dieser Raum ist nicht nur

topografisch extrem interessant und vielfältig, er spielt auch für die Klimaentwicklung und für

die Steuerung des Klimas in einem sehr großen Raum, nämlich für ganz Asien und darüber hinaus

eine zentrale Rolle. Warum, werde ich im Laufe des Vortrags genauer verdeutlichen. Im Gegensatz zu

anderen Räumen, wenn wir es mit Nordamerika beispielsweise oder mit Europa vergleichen,

ist Hochasien in weiten Gebieten aber ein sehr dünn besiedelter, perifärer Raum, über den sehr

wenig rezente Klimainformation vorhanden ist. Es lohnt sich daher ein Blick in die Archive,

in die natürlichen Archive, die uns dieser Raum bietet zu werfen, damit wir ein besseres

Verständnis für die Intensität der Prozesse bekommen, die im Moment zu beobachten sind.

Wenn man auf dem tibetischen Plateau heute unterwegs ist, kann man vielfältige

Degradationserscheinungen in der Landschaft beobachten. Beispielsweise eine intensive

Weidedegradation der Flächen, die eigentlich die Ernährungsgrundlage für die Viehhärden

der tibetischen Hirtennomaden darstellen. Wie Sie auf der Aufnahme links unten sehen können,

sind diese Weideflächen zum Teil irreversibel zerstört bzw. die alten Grasmatten in Auflösung

begriffen. Infrastruktur und Siedlungen, auch traditionelle tibetische Siedlungen,

wie auf dem mittleren Bild gezeigt werden durch Erdrutsche oder Murgänge bedroht, die sich sehr

häufig während der Monsunperiode nach Starkregenereignissen oder auch nach Erdbeben

manifestieren. Auch in den trockeneren Teilgebieten Tibets sind vielfältige Erosionserscheinungen zu

sehen. Im rechten Bild tiefe Gullybildung, Erosionsschluchten, dann aber auch wieder

Schwemmfächerbildung, das heißt ein Bodenverlust auf den wertvollen Ackerflächen und eine Umverlagerung

wichtiger Produktionsressourcen. Die Frage, die sich stellt, sind das alles Folgen des Klimawandels

oder sind nicht auch Landnutzungsänderungen stark daran beteiligt? Beispielsweise wird das

tibetische Hochland heute von etwa 12 Millionen Jax und 30 Millionen Schafen und Ziegen beweitet

und bevölkert. Pflanzen können sehr direkt auf Klimaschwankungen reagieren, zum einen in ihrer

Phänologie, also in zeitlichen Verschiebungen des Blühverhaltens, zum anderen aber in Änderung ihrer

Stoffproduktion, wie sie sich zum Beispiel in unterschiedlich dicken Jahresringen im Holz

manifestiert. Die bunte Karte zeigt Ihnen mal für die Provinz Tibet, also nicht für das orographische

Gebiet, sondern für die politische Provinz Shizang einmal die Verteilung der wichtigsten

Vegetationsformation, also Wald in Schwarz, dann die Alpinenwiesenlandschaften in Grüntönen

gehalten und die zentralasiatischen, hochasiatischen Gebirgsteppen in Gelbtönen. Es mag erstaunen,

dass man in Tibet so viel Wälder findet, denn gerade in den Randbereichen des Plateaus, wo sich die

Monsoonwinde abregnen, steht eigentlich genügend Feuchtigkeit zur Verfügung. Daher haben wir an

unserem Institut im Laufe der Jahre ein Netzwerk von Jahrinchronologien erstellt, das im Augenblick

so in etwa 100 Standorte umfasst und mit dem wir in etwa 2000 Jahre in die Vergangenheit zurückblicken

können. Ich habe Ihnen für Tannen, Fichten, Lärchen, Kiefern und vor allen Dingen für die

asiatischen Baumwachholen mal die maximalen Lebensjahre hier angezeichnet, sodass man bereits mit

lebenden noch im Wald stehenden Bäumen in etwa die letzten, je nach Baumart, 200 bis über 1300

Jahre bereits abdecken kann. Welche Klimainformationen sind nun im Holz vorhanden? Holz ist ein sehr

heterogener Stoff und das makroskopische Bild rechts oben, das sich in Jahresringen manifestiert,

also in hellen und dunklen Zuwachszonen, ist in dieser Röntgenaufnahme noch mal etwas heraus

vergrößert. Die gesamte Breite eines Jahreszuwachses bzw. des Zuwachses während der

Vegetationsperiode, wenn man genau ist, bezeichnen wir als die Jahringbreite und dies zumindest bei

Nadelhölzern, das sogenannte Frühholz, das durch großlumige Zellen mit dünnen Wänden charakterisiert

ist und das Spätholz, in dem wir sehr kleine Zellen mit dicken Zellwänden finden, getrennt.

Dieses Spätholz mit seinen dicken Zellwänden bewirkt jetzt aber zum Beispiel eine starke

Absorption von Röntgenstrahlung bei Beleuchtung und dieses Röntgenbild, wenn man seine Grauschraffuren,

seine Grauschattierung analysiert, quantitativ, dann erhält man ein solches Spektrogramm.

Je dichter das Holz, desto stärker ist die Schwerzung des Röntgenfilms und damit die maximale

Teil einer Videoserie :

Zugänglich über

Offener Zugang

Dauer

00:28:35 Min

Aufnahmedatum

2012-07-05

Hochgeladen am

2013-03-11 12:19:42

Sprache

de-DE

Hochasien spielt eine zentrale Rolle im Wetter- und Klimageschehen der Erde, da die asiatische Monsunströmung wesentlich von den Klimaverhältnissen auf dem tibetischen Hochland gesteuert wird. Die Eis- und Schneebedeckung steuert maßgeblich den Strahlungshaushalt, der sich auf die Stärke des Monsuntiefs über Hochasien auswirkt. Derzeit befinden sich die meisten Gletscher des Himalaya und Tibets in starkem Rückzug, die kurzen verfügbaren meteorologischen Messeihen erlauben jedoch keine Einschätzung, ob die derzeitige Erwärmung in der jüngeren Klimageschichte bereits eine Ausnahmesituation darstellt. Die natürliche Klimavariabilität der letzten Jahrtausende und die Vereisungsgeschichte Tibets werden mit Hilfe verschiedener natürlicher Archive rekonstruiert, darunter Pollenanalysen aus Mooren und Baumringanalysen aus langlebigen Bäumen. Der Vortrag erläutert die Methoden, die zur Rekonstruktion der Klimageschichte mit Jahresringen verwendet werden, stellt die jüngere Klima- und Gletschergeschichte Tibets vor und geht auf mögliche Folgen von Klimaänderungen in Hochasien und deren Bedeutung für die benachbarten Tiefländer ein.

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