1 - Laudatio für Prof. Händler [ID:2859]
50 von 123 angezeigt

Meine sehr verehrten Damen und Herren, zunächst vielen Dank für die Einladung, hier sprechen

zu dürfen. Eigentlich wäre mein Freund und Kollege Peter Paul Spieß der richtige Partner.

Ich habe hier nämlich aufgeschrieben, dass er zu Ehren von Herrn Händlers 65. Geburtstag

eine sehr umfangreiche und schöne Laudatio hielt, auf die ich mich stützen darf, wie

ich ausdrücklich von ihm mitgeteilt bekommen habe. Ansonsten ist noch der Nachruf auf Herrn

Händler, betrifft die letzten paar Jahre von ihm. Ja, zunächst lassen Sie uns auf die

äußeren Daten eingehen. Herr Händler wurde 1920 in Potsdam geboren. Potsdam sollten Sie

im Hinterkopf behalten. Nicht allein ist der Herkunftsort, denke ich, rein zoologisch interessant,

sondern prägt wohl auch manchmal Menschen durchsieher. Er hat 1939 Abitur gemacht, studierte

dann Schiffsmaschinenbau und Schiffselektronik an der TH Danzig, wurde aber unterbrochen

durch die Einberufung auch in den Kriegsdienst zur U-Boot-Waffe. Das ist insofern vielleicht

deswegen bemerkenswert, weil sein späteres Interesse an nautischen Instrumenten, an Astrolabien

und dergleichen darauf zurückzuführen sein mag. Nach dem Krieg musste er dann naheliegenderweise

das Studium wechseln und er studierte Mathematik an der Universität Kiel, war dann Mitarbeiter

und später Laborleiter des Norddeutschen Rundfunks. 1957 bis 1959 arbeitete er bei

der Firma Telefunken. Damals gab es noch deutsche Firmen, die Rechner herstellten,

dieser IBM, in Bagnang und hat dabei unter anderem zusammen mit Herrn Leidig den damals

schnellsten europäischen Rechner TR4 entworfen und gebaut. Zwischendrin hat er bei Professor

Walther, Sie wissen einen der Pioniere, auch der parallelen Datenverarbeitung, worauf

ich jetzt nicht eingehen will, wurde er promoviert und war 1959 bis 1963 Assistent und dann

später Privatdozent an der Universität des Saarlandes in Saarbrücken bei Herrn Professor

Dörr, der sehr weitsichtig schon sehr früh als angewandter Mathematiker sich um das Fach,

das heute Informatik heißt, gekümmert hat. 1962 habilitierte er mit einer Arbeit Lernprozesse

als Leitbild der Programmierung, die insofern mit unserem heutigen Thema zu tun hat, als

er dabei vollassoziative Speicher propagierte und auch Zusammenhänge mit biologischen Systemen.

Er bekam 1963 einen Ruf an die TH Hannover auf den Lehrstuhl für elektronische Rechenanlagen

den er dort aufbaute und wie wahrscheinlich hier allgemein bekannt, ab 1966 gründete

er hier das Institut für mathematische Maschinen und Datenverarbeitung in der Technischen Fakultät

der Universität Erlangen-Nürnberg. Technische Fakultät ist hierbei zu betonen, weil ihm

immer neben der theoretischen Ausrichtung auch die Ingenieurwissenschaftliche von Bedeutung

war. Er starb 1998 in Erlangen. Soweit die kurzen Daten zu seinem Lebenslauf. In der

Zeit hat er eine Reihe von wissenschaftlichen Arbeiten und auch Entwicklungsarbeiten vollendet,

worauf ich hier nur ganz kurz eingehen will, weil auf die meisten seiner Erfolge später

noch ausführlich zu sprechen kommen wird. Ich habe hier nur ein Beispiel für die TR4

Inhalte angezeichnet in Form eines sogenannten Mikroprogrammsteuerwerks, den TR4 Rechner zu

zeigen, der vom Äußeren ausgesprochen eindrucksvoll war. TR4 galt in manchen Kreisen als die Abkürzung

für Teakholz-Rechner. Die Firma Telefunken hat eigens ihre Schreiner zur Ausbildung,

zur Bearbeitung von Teakholz weggeschickt gehabt, aber TR4 war mehr als ein Teakholz-Rechner.

Das Mikroprogrammsteuerwerk ist nicht von Händler erfunden worden, sondern von Wilks.

Aber Händler und Günsch haben im Zusammenhang mit der TR4 die systematische Beschreibung

und Untersuchung solcher Steuerwerke vorangetrieben und auch dabei kommt jetzt zum ersten Mal

der Begriff des Parallelismus ins Gespräch, insbesondere allerdings des Parallelismus

im Kleinen. Der nächste Punkt, 1963 und 65 hat er ein Konzept genannt Biene entwickelt

und auch ausführlicher beschrieben, das sich dadurch auszeichnete, dass eine Reihe von

Rechenwerken hier oben unterschiedlicher Breite, nämlich 24 Bit, 48 Bit, 96 Bit Breite, zusammenarbeiteten

mit Speichern unterschiedlichen Typs und EA-Werken, das Ganze verbunden über einen

Kreuzschienenverteiler. Einzelheiten werden Sie in einer dreiviertel Stunde hören. Das

Erlanger Klassifikationssystem war wesentlich, um die Taxonomie der Rechner voranzutreiben,

aber auch dazu nichts Näheres. Herr Bode wird darauf zu sprechen kommen. In dem Vortrag

von Herrn Reinhardt wird sicherlich ausführlich auf vertikale und parallele Datenverarbeitung

Teil einer Videoserie :

Presenters

Prof. Dr. Roland Vollmar Prof. Dr. Roland Vollmar

Zugänglich über

Offener Zugang

Dauer

00:20:16 Min

Aufnahmedatum

2013-04-11

Hochgeladen am

2014-04-27 00:58:09

Sprache

de-DE

Einbetten
Wordpress FAU Plugin
iFrame
Teilen