Meine sehr verehrten Damen und Herren, zunächst vielen Dank für die Einladung, hier sprechen
zu dürfen. Eigentlich wäre mein Freund und Kollege Peter Paul Spieß der richtige Partner.
Ich habe hier nämlich aufgeschrieben, dass er zu Ehren von Herrn Händlers 65. Geburtstag
eine sehr umfangreiche und schöne Laudatio hielt, auf die ich mich stützen darf, wie
ich ausdrücklich von ihm mitgeteilt bekommen habe. Ansonsten ist noch der Nachruf auf Herrn
Händler, betrifft die letzten paar Jahre von ihm. Ja, zunächst lassen Sie uns auf die
äußeren Daten eingehen. Herr Händler wurde 1920 in Potsdam geboren. Potsdam sollten Sie
im Hinterkopf behalten. Nicht allein ist der Herkunftsort, denke ich, rein zoologisch interessant,
sondern prägt wohl auch manchmal Menschen durchsieher. Er hat 1939 Abitur gemacht, studierte
dann Schiffsmaschinenbau und Schiffselektronik an der TH Danzig, wurde aber unterbrochen
durch die Einberufung auch in den Kriegsdienst zur U-Boot-Waffe. Das ist insofern vielleicht
deswegen bemerkenswert, weil sein späteres Interesse an nautischen Instrumenten, an Astrolabien
und dergleichen darauf zurückzuführen sein mag. Nach dem Krieg musste er dann naheliegenderweise
das Studium wechseln und er studierte Mathematik an der Universität Kiel, war dann Mitarbeiter
und später Laborleiter des Norddeutschen Rundfunks. 1957 bis 1959 arbeitete er bei
der Firma Telefunken. Damals gab es noch deutsche Firmen, die Rechner herstellten,
dieser IBM, in Bagnang und hat dabei unter anderem zusammen mit Herrn Leidig den damals
schnellsten europäischen Rechner TR4 entworfen und gebaut. Zwischendrin hat er bei Professor
Walther, Sie wissen einen der Pioniere, auch der parallelen Datenverarbeitung, worauf
ich jetzt nicht eingehen will, wurde er promoviert und war 1959 bis 1963 Assistent und dann
später Privatdozent an der Universität des Saarlandes in Saarbrücken bei Herrn Professor
Dörr, der sehr weitsichtig schon sehr früh als angewandter Mathematiker sich um das Fach,
das heute Informatik heißt, gekümmert hat. 1962 habilitierte er mit einer Arbeit Lernprozesse
als Leitbild der Programmierung, die insofern mit unserem heutigen Thema zu tun hat, als
er dabei vollassoziative Speicher propagierte und auch Zusammenhänge mit biologischen Systemen.
Er bekam 1963 einen Ruf an die TH Hannover auf den Lehrstuhl für elektronische Rechenanlagen
den er dort aufbaute und wie wahrscheinlich hier allgemein bekannt, ab 1966 gründete
er hier das Institut für mathematische Maschinen und Datenverarbeitung in der Technischen Fakultät
der Universität Erlangen-Nürnberg. Technische Fakultät ist hierbei zu betonen, weil ihm
immer neben der theoretischen Ausrichtung auch die Ingenieurwissenschaftliche von Bedeutung
war. Er starb 1998 in Erlangen. Soweit die kurzen Daten zu seinem Lebenslauf. In der
Zeit hat er eine Reihe von wissenschaftlichen Arbeiten und auch Entwicklungsarbeiten vollendet,
worauf ich hier nur ganz kurz eingehen will, weil auf die meisten seiner Erfolge später
noch ausführlich zu sprechen kommen wird. Ich habe hier nur ein Beispiel für die TR4
Inhalte angezeichnet in Form eines sogenannten Mikroprogrammsteuerwerks, den TR4 Rechner zu
zeigen, der vom Äußeren ausgesprochen eindrucksvoll war. TR4 galt in manchen Kreisen als die Abkürzung
für Teakholz-Rechner. Die Firma Telefunken hat eigens ihre Schreiner zur Ausbildung,
zur Bearbeitung von Teakholz weggeschickt gehabt, aber TR4 war mehr als ein Teakholz-Rechner.
Das Mikroprogrammsteuerwerk ist nicht von Händler erfunden worden, sondern von Wilks.
Aber Händler und Günsch haben im Zusammenhang mit der TR4 die systematische Beschreibung
und Untersuchung solcher Steuerwerke vorangetrieben und auch dabei kommt jetzt zum ersten Mal
der Begriff des Parallelismus ins Gespräch, insbesondere allerdings des Parallelismus
im Kleinen. Der nächste Punkt, 1963 und 65 hat er ein Konzept genannt Biene entwickelt
und auch ausführlicher beschrieben, das sich dadurch auszeichnete, dass eine Reihe von
Rechenwerken hier oben unterschiedlicher Breite, nämlich 24 Bit, 48 Bit, 96 Bit Breite, zusammenarbeiteten
mit Speichern unterschiedlichen Typs und EA-Werken, das Ganze verbunden über einen
Kreuzschienenverteiler. Einzelheiten werden Sie in einer dreiviertel Stunde hören. Das
Erlanger Klassifikationssystem war wesentlich, um die Taxonomie der Rechner voranzutreiben,
aber auch dazu nichts Näheres. Herr Bode wird darauf zu sprechen kommen. In dem Vortrag
von Herrn Reinhardt wird sicherlich ausführlich auf vertikale und parallele Datenverarbeitung
Presenters
Prof. Dr. Roland Vollmar
Zugänglich über
Offener Zugang
Dauer
00:20:16 Min
Aufnahmedatum
2013-04-11
Hochgeladen am
2014-04-27 00:58:09
Sprache
de-DE