Heute begrüße ich als Gesprächspartner Herrn Rechtsanwalt Zeuts. Ich freue mich sehr, dass
Sie heute da sind. Sie sind selbstständiger Rechtsanwalt, waren früher angestellter Rechtsanwalt
in der zentralen Rechtsabteilung bei Siemens. Wir haben uns kennengelernt über Hans Kuttlich,
hier Lehrstuhlinhaber, auch für Rechtsphilosophie. Und Sie haben heute über Legal Design ein
besserer Zugang zum Recht referiert. Hochinteressant. Sagen Sie uns, was ist Legal Design?
Leider ist es nicht ganz einfach greifbar. Es hat mich auf jeden Fall sehr gefreut, dass wir
das als Veranstaltung hier aufgenommen haben und jetzt hier auch sitzen. Legal Design ist ein Strauß
eigentlich von unterschiedlichen Methoden, die man vielleicht böse sagen könnte, sich zusammengeklaut
hat. Wir inspirieren uns neuerdings als Juristen in anderen Bereichen, unter anderem im Design, wo es
schon relativ früh Methodiken gab, um einerseits natürlich visuell zu gestalten. Das wäre so der
Klassiker, an den man denkt, aber auch einen Designprozess zu benutzen, um in einem strukturierten
Verfahren beispielsweise einen Service Design, also eine Dienstleistung, besser zu gestalten, so dass
der Kunde mehr damit anfangen kann. Sie haben ja einen unglaublich guten Überblick über die
Legal Tech-Szene, also sie sind der mit dem besten Überblick, den ich kenne, deswegen freue ich mich
immer, wenn wir hier gemeinsam was machen. Der Punkt ist, wir haben das auch kurz besprochen,
wir beide haben offensichtlich am Anfang das Design unterschätzt. Der Jurist neigt ja dazu,
sozusagen Design gering zu schätzen und den Inhalt zu bewerten, aber wir sind eines Besseren
belehrt worden. Was ist der Witz? Warum ist das doch so bedeutsam? Es ist natürlich schon mal ganz
menschlich. Wir hatten es vorhin in der Veranstaltung ja, wenn der Korrektor die
30. Klausur liest und immer einen langen Schachtelsatz liest, hat er keine Lust mehr. Das geht uns nicht nur
in der Klausur so, sondern das geht uns überall so. Ein Kollege aus dem Geschäft, noch vor Siemens,
nämlich bei Osram meinte mal, der Text, das Dokument, das er hier präsentiert, ist ja so
lang, so viele Seiten, nur Text, keine Bilder, noch nicht einmal Zahlen. Wir schaffen es damit,
schon mal eine Hürde gespürt zu haben, aber wir können auch unterschiedliche kognitive
Systeme natürlich ansprechen, wenn wir nicht nur Text haben, sondern das unterstützen. Wenn
wir es optisch strukturieren, machen wir auch den Lesefluss zum Beispiel schneller. Ja, ich kann aus
meiner eigenen Erfahrung sagen und da haben Sie mich sozusagen draufgebracht mit dem Thema
Legal Design. Es gibt verschiedene Notarier hier natürlich, die Erbrecht beraten. Jeder Notar kann
hier zum Erbrecht was sagen. Manche Notarier sind so glücklich mit dem Erbrecht, dass wenn der
Mandant kommt und errechtliche Fragen hat, ein Feuerwerk entzündet wird und dann geht der Mandant
mit einer extrem komplizierten erbrechtlichen Urkunde, einem Erbvertrag nach Hause und zwei
Jahre später ruft er dann zum Beispiel, wenn wir Glück haben, bei uns an und sagt, also ich weiß
gar nicht mehr, was da drin steht. So gesehen habe ich gelernt, wir müssen unsere Urkunden
juristisch natürlich richtig, aber eben auch so formulieren, dass der Bürger dann auch weiß
und nachlesen kann, wie ist die Lösung jetzt, die er bekommen hat. Also das ist für mich so,
das Legal Design, das Produktdesign, das Produkt, ein Vertrag muss verstehbar sein, auch für den
Nichtjuristen. Das hört sich so ähnlich an wie das, was Sie jetzt sagen. Genau, das ist so und das Legal Design und der
Designer stellt an sich auch den Menschen in den Vordergrund und deswegen ist das denke ich auch so.
Also wir wollen es so machen, dass der Kunde möglichst viel damit machen kann und das kann
sowohl im Service sein, aber eben auch bei einem Produkt. Und ein Beispiel für Service Design,
also sozusagen Legal Service Design, was ja dann Legal Design wird. Das wäre beispielsweise die
Interaktion, die unser Mandant, also Ihrer oder meiner in der Kanzlei erfährt, also beispielsweise
fängt es ganz salopp damit an, man kommt rein, wo steht der Empfang, laufe ich gegen die Wand,
sitzt da jemand, der mich freundlich begrüßt oder sitzt da jemand, der so vor dem Computer sitzt,
dann muss er mich der Mandant ansprechen, guten Tag, ach, guten Tag, Sie sind auch da, das wäre
zum Beispiel schlechtes Service Design. So gesehen ist es ein sehr breites Feld und wir haben natürlich
als die Leute, die Legal Design dann praktizieren, die Aufgabe herauszufinden, wo ist der höchste
Handlungsbedarf. Aber beraten Sie dann tatsächlich zu solchen Legal Service Design Fragen? Gehen Sie
zu Mandanten und? Ich würde da nicht Mandant, sondern Kunde werden sagen, das wäre auch das
wahrscheinlich keine rechtliche Beratung, wenngleich auch aus der persönlichen geistigen Fähigkeit,
Presenters
Zugänglich über
Offener Zugang
Dauer
00:11:59 Min
Aufnahmedatum
2021-01-26
Hochgeladen am
2021-01-27 00:28:49
Sprache
de-DE
Was verbirgt sich hinter Legal-Design? Gutes Produkt- und Service-Design soll den Menschen in den Vordergrund stellen und den rechtlichen Inhalt durch eine gute Form verständlicher gestalten. Dies wird an Hand von Beispielen wie den Formulierungen in Steuerbescheiden, Vertragsklauseln aber auch comic contracts veranschaulicht. Videointerview von Rechtswanwalt Baltasar Cevc durch Notar und Lehrbeauftragtenr Prof. Dr. Axel Adrian.