Palliativ, ein Wort aus dem lateinischen Pallium, der Mantel.
Ein Mantel, den man sich umhängen kann, darf.
Der Tod ist nicht mehr unser Feind.
Der Tod ist etwas, was wir annehmen, weil es zum Leben dazugehört.
Jeder stirbt zum ersten Mal. Es geht immer um Wertschätzung.
Wir machen Medizin, wir machen Pflege, wir machen Behandlung an den Grenzen des Lebens, an der Grenze der Medizin.
Und da braucht es einfach einen guten Zusammenhalt.
Eine weit über 90-jährige Dame mit einer schweren Tumorerkrankung, die zu uns gekommen ist mit Schmerzen, Übelkeit.
Wenn wir uns nur auf das rein Medizinische konzentrieren würden, würden wir dieser Dame nicht gerecht, die eine lange, lange Lebensgeschichte hinter sich hat.
Und wir haben erlebt, wie sie aufgeblüht ist, als sie mir ihre Bilder zeigen konnte von der Hochzeit vor 70 Jahren.
Da haben wir alle gemerkt, die lebt auf. Und der Schmerz, die Krankheit war in dem Moment absolut in den Hintergrund gerückt.
Und was entscheidend ist für eine gute therapeutische Beziehung, ist einfach Wahrheit und Wahrhaftigkeit am Krankenbett.
Das heißt, keine falschen Versprechungen machen. Gleichzeitig aber auch mit Hoffnung arbeiten.
Und dann ist es oft nicht die Hoffnung auf das Wiedergesundwerden im klassischen Sinne, sondern Hoffnung auf eine gute Zeit von Schmerzfreiheit, Zeit mit der Familie.
Das ist, glaube ich, das Allerwichtigste in unserer Arbeit.
Ich war schon mal an einer Stelle, wo ich gesagt habe, so wie es mir jetzt geht, so halte ich es nicht mehr aus.
In der verbleibenden Zeit, wo wir nicht wissen, ist es zwei Wochen, es ist zwei Monate.
An dieser Stelle, das war zum Glück hier auf der Station, hat man mir Lösungsmöglichkeiten aufgezeigt.
Was man hier sieht, ist, dass es hier ein Bett steht. Wenn das nichts gewesen wäre, dann hätte ich vielleicht jeden meiner Freunde jeden Tag eine Stunde jeden.
Aber das hätte gar nicht die Nähe gehabt wie so eine gemeinsame Übernachtung.
Und das ist irgendwie, wo gibt es das auf einer normalen Station?
Das hat mir so weitergeholfen, weil ich dadurch so viel gelacht habe und ja, wir unter unsere Geschichten von früher erzählt haben und so.
Und das hat mich in so eine gute Stimmung versetzt, dass ich ganz fest überzeugt bin, dass es auch mit der Beigetragenheit, dass ich nach Hause komme.
Und jetzt hat es sich so gut entwickelt, dass ich wahrscheinlich Montag oder Dienstag dann nach Hause darf.
Und ich bin schon ganz aufgeregt und wenn alles gut geht, darf ich nach Hause.
Ein Phänomen ist, dass wir oft Patienten haben, die sagen, ich wollte nie auf die Palliativstation.
Viele wissen gar nicht, dass wir einen guten Teil unserer Patienten deutlich stabilisiert, gebessert, schmerzfrei wieder nach Hause in ihr fast normales Leben entlassen können.
Das Bild ist immer, hier geht es nur um Sterben. Ja, hier darf gestorben werden, da sind wir auch gut drin, das gut zu begleiten, aber hier lebt das Leben.
Die böse Diagnose, die kam bei mir im Dezember. Und bis man alles registriert und bis man dann so die ganzen Therapien hinter sich hat, das dauert seine Zeit.
Und irgendwann ging es dann bei mir mit extremen Schmerzen los.
Ich bin gekommen als ein Häufchen Elend. So nach dem Motto, es macht alles überhaupt keinen Sinn mehr, das wird so und so nicht besser, weil mal Wunschmau, ich komme, ich möchte sterben.
Und plötzlich merke ich hier auf dieser Abteilung, dass das Leben ja auch noch schön ist, wenn man krank ist. Und das muss ich aber sagen, liegt eindeutig an den Leuten.
Wenn ich zur Tür her schaue, dann weiß ich, wenn die Tür aufgeht, kommt etwas Gutes rein. Und das ist ein Gefühl, das kann man überhaupt nicht beschreiben.
Da kommt ein Medizinstudent, dann macht er das Bett und fängt mal ein kleines Pläuschchen an und plötzlich ist man im Gespräch und das ist alles hochinteressant.
Und jeder hat eine Freude an dem Gespräch, dass sind Situationen, die kann man hier haben.
Klar, ich weiß, das wird jetzt irgendwann zu Ende sein. Aber wann? Das weiß ich nicht, das weiß keiner, das weiß der da drüben, wenn das weiß.
Also es weiß ja keiner. Und warum soll ich diese Zeit, die ich jetzt noch habe, ein bisschen fröhlicher verbringen?
Ich gehe wirklich abends heim und sage, ich habe wieder wunderbare Gespräche gehabt mit Menschen, ich hatte wunderbare Begegnungen, ich konnte Menschen helfen.
Unser Donnerstagsritual, wenn wir der Verstorbenen gedenken, vielleicht nochmal eine kurze Geschichte oder irgendwas über einen Patienten sagen, damit kann man dann auch abschließen.
Ja, mir ist wichtig, dass man vielleicht begreift, dass zum Leben auch immer der Tod gehört.
Dass man vielleicht auf dem Weg in den Tod versucht, auch das Beste draus zu machen, so wie man vielleicht versucht hat auch das Beste aus seinem Leben zu machen.
Zusammen bringt uns eben dieses Ziel der Sterbebegleitung und den Leuten eine gute letzte Phase in ihrem Leben zu ermöglichen.
Bei mir ist es meine Wunscharbeit, das ist ein Platz, wo ich sehr, sehr gerne arbeite.
Ich kann kein gesund oder heil machen, im klassischen Sinne, aber wenn man mal in den Wortwursprung heil ganz machen, dann können wir auch einen schwerstkranken Patienten, der wieder am Leben teilnimmt, heil machen.
Das ist, was uns antreibt und das macht letztendlich die Arbeit dann auch so, dass man das gerne und lange macht.
Das ist, was uns antreibt und das macht letztendlich die Arbeit dann auch so, dass man das gerne und lange macht.
Presenters
Zugänglich über
Offener Zugang
Dauer
00:07:39 Min
Aufnahmedatum
2021-11-30
Hochgeladen am
2021-12-01 12:20:10
Sprache
de-DE