Dieser Audiobeitrag wird von der Universität Erlangen-Nürnberg präsentiert.
Verehrte Vizepräsidenten,
Väter Herr Alt-Rektor Jasper, Väter Herr Kanzler Schöck und liebe Frau Schöck,
Spectabilis, liebe Studentinnen und Studenten, liebe Kolleginnen und Kollegen aus Erlangen,
Bamberg, Marburg und anderen Universitäten, sehr verehrte Damen und Herren, die mit Rückhalt
geistig oder genetisch verwandt sind und diejenigen, die mit Rückhalt nicht zu tun haben,
liebe Freunde, zunächst möchte ich mich bei der Dekanin, Frau Prof. Steinkieks, bei Herrn Prof.
Ulltmeier, sowie bei Herrn Prof. Bubzin, dem Vertreter des Rückhaltkreises, für ihre freundlichen
Worte bedanken. Mehr will ich nicht dazu sagen. Bernice Metzler, Claudia Ott und Gilber Jamin
gilt mein aufrichtiger Dank dafür, dass sie dem eher trocken begrifflichen Orientbild, das der
Titel der heutigen Vorlesung verheißt, einen klangvollen Rahmen gewähren. Schließlich richtet
sich mein herzlicher Dank an meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, allen voran Frau Theresa Dittmar
und Herrn Dr. Salah Fakhri für ihren unermüdlichen Einsatz, der diese fahrliche Stunde möglich
gemacht hat. Und wenn ich darauf verzichte, bei dieser Gelegenheit meiner Frau für ihre
vielfältige Unterstützung meiner Arbeit explizit und ausführlich zu danken, dann geschieht das im
apophatischen Sinne, im Sinne des apophatischen Schweigens aus Mangel an geeigneter Rede.
Der Termin dieser Veranstaltung fällt auf den Donnerstag vor Pfingsten, den Tag, an dem die
Feierlichkeiten zur Erlanger Bergkirchweih beginnen, dieses Jahr unter Beteiligung höchster politischer
Prominenz des Freistaats Bayern. Bei der Terminfestlegung kam es zu einer peinlichen
Panne, die dazu führte, dass Mitglieder der Universitätsleitung heute hier nicht anwesend
sein können. Das bedauere ich sehr. Umso mehr freue ich mich über Ihre Anwesenheit, Sie,
die Sie sich nicht für den Berg, sondern für den Propheten entschieden haben. Und seien
Sie bitte nüchtern. Ja, ein Prophet im ursprünglichen Sinne des griechischen Wortes ist eine Person,
die Menschen Erkenntnisse mitteilt, die ihnen bisher verborgen waren. Unabhängig vom unterschiedlichen
Ursprung der mitgeteilten Erkenntnis, ist es nicht die wichtigste Aufgabe eines Professors,
einer Professurin, den Studierenden neue Erkenntnisse mitzuteilen? Sie würden wohl
dem zustimmen. Darin sind sich Propheten und Professoren also ähnlich. Frau De Granen,
denken Sie daran, dass Sie in Ihrer Fakultät Propheten haben. Nun zur Sache. Morgen vor
genau 55 Jahren, also am 17. Mai vor 55 Jahren, hat Jörg Krämer seine Antrittsvorlesung
gehalten. Er bekleidete den seit der Gründung der hiesigen Universität existierenden Lehrstuhl
für orientalische Philologie von 1957 bis 1961. In seinem Vortrag behandelte er das
Problem der islamischen Kulturgeschichte. Krämer beschäftigt sich mit der Frage, in
wieweit die orientalisch-islamische Kultur näher zur europäischen, griechisch-römisch-büzzantinisch
geprägten Kultur nachgewiesen werden kann. Dabei stellt er zahlreiche in den verschiedenen
Regionen und Epochen der islamischen Zivilisation erbrachte Leistungen in Wissenschaft, Philosophie
und religiösem Denken dar, um daraus zu schließen, der Orient habe, ich zitiere, zumindest in
der Vergangenheit in Kategorien gelebt und gedacht, die sich nicht ohne Weiteres in Europa
geltenden Urteilskategorien unterwerfen lassen. Während diverse Elemente der europäischen
Kultur durch vielseitige Vermittlungsprozesse synthetisierende Wandlungen und Verwandlungen
durchmachten, bis sie zu einem geistigen Gefüge wurden, das Einheit in der Vielfalt zeigt,
stehen die verschiedenartigsten Kulturelemente im Orient scheinbar unvermittelt und beziehungslos
nebeneinander oder folgen aufeinander, ohne dass sie sich zu einer Einheit zusammenfügen.
Ihre Verbindung untereinander kommt, zitiere noch einmal, auf einem uns rein beiläufig,
zufällig oder bestensfalls assoziativ erscheinenden Wege-Zustande. Die islamische Kultur, so Krämer,
ähnelt einem wahrhaft merkwürdigen Baum, dessen Wurzeln in dem anders gearteten morgenländischen
Erdreich liegen, so viele fremde Reise auf diesen Baum auch aufgepropft worden sein mögen.
Worauf es dem Kulturhistoriker ankommt, ist nicht Gemeinsamkeiten, sondern vielmehr vorhandene
Differenzen zwischen den verschiedenen Kulturkreisen auszumachen. Krämer erhebt die mystische
Wahrnehmung der Welt zum Charakteristikum des arabisch-islamischen Kulturkreises, eine
Hypothese, die die großartigen Leistungen der arabischen Philosophen auf dem Gebiet der
Presenters
Prof. Dr. Georges Tamer
Zugänglich über
Offener Zugang
Dauer
00:51:41 Min
Aufnahmedatum
2013-05-16
Hochgeladen am
2013-06-07 12:05:07
Sprache
de-DE
Ausgehend von der Frage, ob sich die beiden Kulturkreise Orient und Okzident wesentlich unterscheiden oder doch eher sehr ähnlich sind, entwickelt der Vortrag einen neuen hermeneutischen Ansatz zum Verständnis der arabisch-islamischen Kultur im Verlauf ihrer Geschichte
Der Islamexperte forscht auf verschiedenen Gebieten der arabisch-islamischen Geistesgeschichte wie die Koranhermeneutik, der arabischen Philosophie und ihre moderne Rezeption, die arabische Literatur in Geschichte und Gegenwart sowie die interreligiösen Beziehungen.