Öffentliche Antrittsvorlesung: Den Orient begrifflich denken [ID:3002]
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Dieser Audiobeitrag wird von der Universität Erlangen-Nürnberg präsentiert.

Verehrte Vizepräsidenten,

Väter Herr Alt-Rektor Jasper, Väter Herr Kanzler Schöck und liebe Frau Schöck,

Spectabilis, liebe Studentinnen und Studenten, liebe Kolleginnen und Kollegen aus Erlangen,

Bamberg, Marburg und anderen Universitäten, sehr verehrte Damen und Herren, die mit Rückhalt

geistig oder genetisch verwandt sind und diejenigen, die mit Rückhalt nicht zu tun haben,

liebe Freunde, zunächst möchte ich mich bei der Dekanin, Frau Prof. Steinkieks, bei Herrn Prof.

Ulltmeier, sowie bei Herrn Prof. Bubzin, dem Vertreter des Rückhaltkreises, für ihre freundlichen

Worte bedanken. Mehr will ich nicht dazu sagen. Bernice Metzler, Claudia Ott und Gilber Jamin

gilt mein aufrichtiger Dank dafür, dass sie dem eher trocken begrifflichen Orientbild, das der

Titel der heutigen Vorlesung verheißt, einen klangvollen Rahmen gewähren. Schließlich richtet

sich mein herzlicher Dank an meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, allen voran Frau Theresa Dittmar

und Herrn Dr. Salah Fakhri für ihren unermüdlichen Einsatz, der diese fahrliche Stunde möglich

gemacht hat. Und wenn ich darauf verzichte, bei dieser Gelegenheit meiner Frau für ihre

vielfältige Unterstützung meiner Arbeit explizit und ausführlich zu danken, dann geschieht das im

apophatischen Sinne, im Sinne des apophatischen Schweigens aus Mangel an geeigneter Rede.

Der Termin dieser Veranstaltung fällt auf den Donnerstag vor Pfingsten, den Tag, an dem die

Feierlichkeiten zur Erlanger Bergkirchweih beginnen, dieses Jahr unter Beteiligung höchster politischer

Prominenz des Freistaats Bayern. Bei der Terminfestlegung kam es zu einer peinlichen

Panne, die dazu führte, dass Mitglieder der Universitätsleitung heute hier nicht anwesend

sein können. Das bedauere ich sehr. Umso mehr freue ich mich über Ihre Anwesenheit, Sie,

die Sie sich nicht für den Berg, sondern für den Propheten entschieden haben. Und seien

Sie bitte nüchtern. Ja, ein Prophet im ursprünglichen Sinne des griechischen Wortes ist eine Person,

die Menschen Erkenntnisse mitteilt, die ihnen bisher verborgen waren. Unabhängig vom unterschiedlichen

Ursprung der mitgeteilten Erkenntnis, ist es nicht die wichtigste Aufgabe eines Professors,

einer Professurin, den Studierenden neue Erkenntnisse mitzuteilen? Sie würden wohl

dem zustimmen. Darin sind sich Propheten und Professoren also ähnlich. Frau De Granen,

denken Sie daran, dass Sie in Ihrer Fakultät Propheten haben. Nun zur Sache. Morgen vor

genau 55 Jahren, also am 17. Mai vor 55 Jahren, hat Jörg Krämer seine Antrittsvorlesung

gehalten. Er bekleidete den seit der Gründung der hiesigen Universität existierenden Lehrstuhl

für orientalische Philologie von 1957 bis 1961. In seinem Vortrag behandelte er das

Problem der islamischen Kulturgeschichte. Krämer beschäftigt sich mit der Frage, in

wieweit die orientalisch-islamische Kultur näher zur europäischen, griechisch-römisch-büzzantinisch

geprägten Kultur nachgewiesen werden kann. Dabei stellt er zahlreiche in den verschiedenen

Regionen und Epochen der islamischen Zivilisation erbrachte Leistungen in Wissenschaft, Philosophie

und religiösem Denken dar, um daraus zu schließen, der Orient habe, ich zitiere, zumindest in

der Vergangenheit in Kategorien gelebt und gedacht, die sich nicht ohne Weiteres in Europa

geltenden Urteilskategorien unterwerfen lassen. Während diverse Elemente der europäischen

Kultur durch vielseitige Vermittlungsprozesse synthetisierende Wandlungen und Verwandlungen

durchmachten, bis sie zu einem geistigen Gefüge wurden, das Einheit in der Vielfalt zeigt,

stehen die verschiedenartigsten Kulturelemente im Orient scheinbar unvermittelt und beziehungslos

nebeneinander oder folgen aufeinander, ohne dass sie sich zu einer Einheit zusammenfügen.

Ihre Verbindung untereinander kommt, zitiere noch einmal, auf einem uns rein beiläufig,

zufällig oder bestensfalls assoziativ erscheinenden Wege-Zustande. Die islamische Kultur, so Krämer,

ähnelt einem wahrhaft merkwürdigen Baum, dessen Wurzeln in dem anders gearteten morgenländischen

Erdreich liegen, so viele fremde Reise auf diesen Baum auch aufgepropft worden sein mögen.

Worauf es dem Kulturhistoriker ankommt, ist nicht Gemeinsamkeiten, sondern vielmehr vorhandene

Differenzen zwischen den verschiedenen Kulturkreisen auszumachen. Krämer erhebt die mystische

Wahrnehmung der Welt zum Charakteristikum des arabisch-islamischen Kulturkreises, eine

Hypothese, die die großartigen Leistungen der arabischen Philosophen auf dem Gebiet der

Presenters

Prof. Dr. Georges Tamer Prof. Dr. Georges Tamer

Zugänglich über

Offener Zugang

Dauer

00:51:41 Min

Aufnahmedatum

2013-05-16

Hochgeladen am

2013-06-07 12:05:07

Sprache

de-DE

Ausgehend von der Frage, ob sich die beiden Kulturkreise Orient und Okzident wesentlich unterscheiden oder doch eher sehr ähnlich sind, entwickelt der Vortrag einen neuen hermeneutischen Ansatz zum Verständnis der arabisch-islamischen Kultur im Verlauf ihrer Geschichte

Der Islamexperte forscht auf verschiedenen Gebieten der arabisch-islamischen Geistesgeschichte wie die Koranhermeneutik, der arabischen Philosophie und ihre moderne Rezeption, die arabische Literatur in Geschichte und Gegenwart sowie die interreligiösen Beziehungen.

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