28 - Präsidenten-Talks: Prof. Hornegger im Gespräch mit Prof. Dr. Klaus Überla [ID:34110]
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Liebe Studierende, liebe Angehörige der FAU, meine sehr verehrten Damen und Herren, ich freue mich

ganz besonders auf meinen heutigen Gast. Er war bereits vor gut einem Jahr in meiner Reihe hier

als Gesprächspartner zugegen. Wir haben damals über das neue Coronavirus gesprochen, Covid-19.

Jetzt bin ich sehr gespannt, was nach einem Jahr Neues aus der Forschung zu berichten ist.

Ich heiße Sie herzlich willkommen, Herr Prof. Dr. Klaus Überla von unserem Institut für klinische Virologie.

Wie geht es Ihnen?

Schönen Nachmittag erstmal. Mir geht es eigentlich ganz gut und ich glaube besser als vor einem Jahr.

Das freut mich und ich habe in der Einleitung schon gesagt, wir haben uns damals in dieser Reihe über das neue Covid-19-Virus unterhalten.

Was gibt es denn nach einem Jahr Forschung Neues zu berichten und vor allem interessiert mich,

was haben Sie in dieser Zeit über das Coronavirus gelernt?

Das ist eine sehr breite Frage natürlich und ich versuche das mal so ein bisschen zu strukturieren.

Zunächst vielleicht mal, was hat die Wissenschaft in dem letzten Jahr gelernt?

Und da ist es einfach in einem atemberaubenden Tempo, sind neue Erkenntnisse eingegangen darüber,

was das Virus ist, wie das Virus sich in Zellkultur vermehrt, wie es sich in Patienten ausbreitet,

zu welchen Symptomen die Virusinfektion führt, aber auch wie das Virus sich in der Bevölkerung ausbreitet,

wie es sich verändert im Laufe der Zeit.

Wir haben über Eindämmungsstrategien gelernt.

Besonders spannend fand ich, dass praktisch jedes Fachgebiet sich gefragt hat,

was können wir mit unserem Erfahrungsschatz, mit unserem Wissen zur Bekämpfung der Pandemie beitragen.

Und das hat glaube ich sehr wichtige Impulse gegeben.

Die Ergebnisse sind inzwischen, ich glaube in weit über 100.000 Publikationen dokumentiert.

Und da muss sich jetzt jeder selber heraus suchen, was für ihn letztlich das Spannendste ist.

Bei all dem Leid, das die Pandemie verursacht hat, war es natürlich für einen Virologen fachlich ein extrem spannendes Jahr.

Wir konnten in Echtzeit die weltweite Virusausbreitung verfolgen.

Wir konnten verfolgen, wie sich das Virus verändert, also Virus-Evolution beobachten.

Bei der molekularen Charakterisierung der Auswirkung einzelner Mutationen hinken wir natürlich hinterher.

Aber auf der Ebene der Population, der Viruspopulation, ist die Geschwindigkeit der Selektionsprozesse schon extrem beeindruckend.

Und das beste Beispiel dafür ist einfach zum Beispiel, wie sich die kritische Variante

innerhalb weniger Wochen in Populationen mit über 100 Millionen Individuen letztlich durchsetzen konnte.

Das mal so ein bisschen von der Seite der Epidemiologie.

Als jemand, der seit 25 Jahren an genbasierten Immunisierungsstrategien und viralen Vektorimpfstoffen

im HIV-Feld und teilweise auch im RSV-Feld arbeitet, ist es natürlich eine tolle Bestätigung,

jetzt zu sehen, dass diese Technologien eben erfolgreich bei der Bekämpfung der Pandemie sind.

Das kann man auch so betrachten, dass eben Technologien, die wir für eine ganz andere Anwendung initial entwickelt haben,

sich jetzt auf einmal für die Gesellschaft in einem anderen Feld auszahlen.

Und das ist, glaube ich, auch ein Plädoyer für die breite Grundlagenforschung,

die dann eben hier den Nutzen letztlich für eine Gesellschaft ausmacht.

Und häufig kann man dann gar nicht so vorhersagen, in welchem Bereich es sich wirklich dann bemerkbar macht.

Wir müssen bei den ganzen Erfolgen, denen diese Impfstoffe gezeigt haben, aber auch bedenken, dass dabei viel Glück dabei war.

Dass die mRNA-Impfstoffe so wirksam sind, ist ein absoluter Glücksfall.

Vor drei Jahren hätten wir diese Technologie vermutlich noch gar nicht in diesem Tempo entwickeln können.

Es hätte genauso gut sein können, dass die Nebenwirkungen der mRNA-Impfstoffe sehr viel größer sind,

dass die Anwendung dieser mRNA-Impfstoffe aufgrund der Nebenwirkungen möglicherweise gar nicht machbar gemacht wäre.

Sie haben zwei wichtige Punkte angesprochen.

Der eine ist der Weg in Richtung Normalität ist jetzt gezeichnet.

Wir sehen durchaus jetzt Land.

Und der zweite Aspekt, auf den ich auch kurz noch mal eingehen möchte, ist das Thema Grundlagenforschung.

Ich meine, die Normalität, die wir heute oder die wir jetzt im Blick haben,

die gäbe es nicht, wenn es nicht die Impfstoffe gäbe, die heute zur Verfügung stehen,

die ja in Rekordzeit letztlich auch zugelassen wurden.

Teil einer Videoserie :

Zugänglich über

Offener Zugang

Dauer

00:18:19 Min

Aufnahmedatum

2021-06-04

Hochgeladen am

2021-06-10 12:00:24

Sprache

de-DE

Tags

Corona
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