1 - Strukturalismus und strukturelle Textanalyse am Beispiel der Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm [ID:35930]
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Moin, hallo und herzlich willkommen in der Dietan Ring Vorlesung systematische Aspekte

der Literaturwissenschaft im Sommersemester 2021. Ich freue mich sehr, dass Sie alle da sind und

ich darf mich vorstellen, mein Name ist Maren Konrad, ich bin in der Germanistik-Komperatistik

die Juniorprofessorin für Neure Deutsche Literatur mit dem Schwerpunkt Kinder- und Jugendliteratur.

Ich habe die Ehre heute diese Reihe hier zu starten mit einem Vortrag zum Strukturalismus

und Sie werden im Laufe dieses Semesters ganz viele verschiedene Ansätze kennenlernen, ganz

viele verschiedene literaturwissenschaftliche Ansätze, wie man mit Texten arbeiten kann

und passend zu den Ansätzen werden Sie jeweils KollegInnen von mir kennenlernen, die diese

verschiedenen Methoden der Literaturwissenschaft, diese verschiedenen Herangehensweisen Ihnen

näher bringen. Viele davon werden Sie aus dem Studium auch schon kennen, die haben Sie

dann vielleicht schon mal unter einem anderen Namen oder noch gar keinen Namen als Methode

kennengelernt. Wir versuchen das hier nochmal, deswegen heißt es systematisch, systematisch

zu strukturieren. Ich mache den Anfang und habe den Schwerpunkt auf die Kinder- und Hausmärchen

gelegt. Wir werden gleich über das tragische Schicksal von Hänsel und Gretel sprechen

und wie man sich das mit strukturalistischen Methoden angucken kann. Dafür mache ich eine

kleine Einführung in den Strukturalismus, gebe Ihnen einen kleinen Eindruck und dann

machen wir das anhand des Textes und machen so eine kleine exemplarische Analyse. Das

ist das, was ich heute mit Ihnen vorhabe. Wichtig zu wissen ist vielleicht, dass der

Strukturalismus einer der zwei großen Tendenzen der Literaturwissenschaft ist. Der andere,

die gewachsene und die ursprünglichere, die wir gar nicht so klar benennen in dieser

Vorlesung, ist die Hermeneutik, die ganz viele verschiedene Aspekte von dem abdeckt, die

Sie noch kennenlernen werden in der Regenvorlesung, die wir hier haben. Der Strukturalismus ist

ein bisschen jünger, das erzähle ich gleich noch mal in Ruhe, aber zumindest schon mal

als Idee. Es ist eine Literaturwissenschaft, die in einem marxistischen System entstanden

ist und unter Bedingungen der Unterdrückung ab 1920er Jahren in Russland ist er gewachsen

als Formalismus und hat versucht, eine nicht ideologische Literaturwissenschaft zu sein.

Ich finde, das passt ganz gut in unsere heutige Zeit, nämlich die Frage, wie nicht ideologisch

kann eigentlich Wissenschaft sein. Darum ist das ein Thema, das ganz spannend auch hier

mitbearbeitet wird. Wie viel Nicht-Politikum und wie viel reine Konzentration auf den Text,

ohne dass ich dabei wirklich politisch und werdend und ideologisch bin, kann ich mir

eigentlich leisten. Und das ist sicher auch ein spannender Aspekt für die kommenden Vorträge

meiner Kolleginnen. Wenn Sie da gucken, die Rezeptionsforschung und die Wertung von Literatur

ist immer was extrem Subjektives, das hat mit Sympathie und mit Leserlenkung zu tun.

Die Themen Medialität und Sozialgeschichte, Thematologie, Ideengeschichte, auch Literaturgeschichtsschreibung

ist was, was bei Leibe nicht objektiv ist, sondern Geschichtsschreibung ist einfach

was extrem Subjektives, was wissenschaftlich betrieben werden kann, aber was eigentlich

immer auch mit Fiktion zu tun hat. Und das ist das Spannende, ganz viele wissenschaftliche

Disziplinen arbeiten mit fiktionalen Texten, auch die Geschichtswissenschaft. Und wir Literaturwissenschaftler

haben eben das Privileg von Anfang an zu wissen, dass unsere Texte fiktional sind und unser

Gegenstand fiktional ist. Das ist das Spannende an dem Fach. Ich versuche Ihnen jetzt im Folgenden

ein bisschen Einblick zu geben. Mein Vortrag ist kein genuin im Vorlesungsstil einer germanistischen

Veranstaltung gehaltener Vortrag, sondern ich hab den ein bisschen kürzer gehalten,

hab den ein bisschen knackiger gehalten, der verkürzt auch an vielen Stellen. Aber das

war mir wichtig, dass der erste Vortrag hier erstmal ein bisschen knapper ist und dann

werden die Kolleginnen das ordentlich vertiefen und ihnen auch nochmal so diesen Gestus der

Germanistik schön vorführen. Ich mache hier jetzt mal ein bisschen mehr Wissenschaftskommunikation

heute. Ich bin sicher, damit kommen Sie auch klar. Ich wünsche Ihnen jetzt viel Spaß und

wenn Sie Fragen haben, gerne am Ende der Sitzung über das Forum.

Sie wissen, die Ringvorlesung hat sich zum Ziel gesetzt, verschiedene systematische

Perspektive der Literaturwissenschaft Ihnen vorzustellen. Das ist eine total schöne Herangehensweise,

Zugänglich über

Offener Zugang

Dauer

00:37:38 Min

Aufnahmedatum

2021-07-29

Hochgeladen am

2021-07-29 11:46:05

Sprache

de-DE

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