Moin, hallo und herzlich willkommen in der Dietan Ring Vorlesung systematische Aspekte
der Literaturwissenschaft im Sommersemester 2021. Ich freue mich sehr, dass Sie alle da sind und
ich darf mich vorstellen, mein Name ist Maren Konrad, ich bin in der Germanistik-Komperatistik
die Juniorprofessorin für Neure Deutsche Literatur mit dem Schwerpunkt Kinder- und Jugendliteratur.
Ich habe die Ehre heute diese Reihe hier zu starten mit einem Vortrag zum Strukturalismus
und Sie werden im Laufe dieses Semesters ganz viele verschiedene Ansätze kennenlernen, ganz
viele verschiedene literaturwissenschaftliche Ansätze, wie man mit Texten arbeiten kann
und passend zu den Ansätzen werden Sie jeweils KollegInnen von mir kennenlernen, die diese
verschiedenen Methoden der Literaturwissenschaft, diese verschiedenen Herangehensweisen Ihnen
näher bringen. Viele davon werden Sie aus dem Studium auch schon kennen, die haben Sie
dann vielleicht schon mal unter einem anderen Namen oder noch gar keinen Namen als Methode
kennengelernt. Wir versuchen das hier nochmal, deswegen heißt es systematisch, systematisch
zu strukturieren. Ich mache den Anfang und habe den Schwerpunkt auf die Kinder- und Hausmärchen
gelegt. Wir werden gleich über das tragische Schicksal von Hänsel und Gretel sprechen
und wie man sich das mit strukturalistischen Methoden angucken kann. Dafür mache ich eine
kleine Einführung in den Strukturalismus, gebe Ihnen einen kleinen Eindruck und dann
machen wir das anhand des Textes und machen so eine kleine exemplarische Analyse. Das
ist das, was ich heute mit Ihnen vorhabe. Wichtig zu wissen ist vielleicht, dass der
Strukturalismus einer der zwei großen Tendenzen der Literaturwissenschaft ist. Der andere,
die gewachsene und die ursprünglichere, die wir gar nicht so klar benennen in dieser
Vorlesung, ist die Hermeneutik, die ganz viele verschiedene Aspekte von dem abdeckt, die
Sie noch kennenlernen werden in der Regenvorlesung, die wir hier haben. Der Strukturalismus ist
ein bisschen jünger, das erzähle ich gleich noch mal in Ruhe, aber zumindest schon mal
als Idee. Es ist eine Literaturwissenschaft, die in einem marxistischen System entstanden
ist und unter Bedingungen der Unterdrückung ab 1920er Jahren in Russland ist er gewachsen
als Formalismus und hat versucht, eine nicht ideologische Literaturwissenschaft zu sein.
Ich finde, das passt ganz gut in unsere heutige Zeit, nämlich die Frage, wie nicht ideologisch
kann eigentlich Wissenschaft sein. Darum ist das ein Thema, das ganz spannend auch hier
mitbearbeitet wird. Wie viel Nicht-Politikum und wie viel reine Konzentration auf den Text,
ohne dass ich dabei wirklich politisch und werdend und ideologisch bin, kann ich mir
eigentlich leisten. Und das ist sicher auch ein spannender Aspekt für die kommenden Vorträge
meiner Kolleginnen. Wenn Sie da gucken, die Rezeptionsforschung und die Wertung von Literatur
ist immer was extrem Subjektives, das hat mit Sympathie und mit Leserlenkung zu tun.
Die Themen Medialität und Sozialgeschichte, Thematologie, Ideengeschichte, auch Literaturgeschichtsschreibung
ist was, was bei Leibe nicht objektiv ist, sondern Geschichtsschreibung ist einfach
was extrem Subjektives, was wissenschaftlich betrieben werden kann, aber was eigentlich
immer auch mit Fiktion zu tun hat. Und das ist das Spannende, ganz viele wissenschaftliche
Disziplinen arbeiten mit fiktionalen Texten, auch die Geschichtswissenschaft. Und wir Literaturwissenschaftler
haben eben das Privileg von Anfang an zu wissen, dass unsere Texte fiktional sind und unser
Gegenstand fiktional ist. Das ist das Spannende an dem Fach. Ich versuche Ihnen jetzt im Folgenden
ein bisschen Einblick zu geben. Mein Vortrag ist kein genuin im Vorlesungsstil einer germanistischen
Veranstaltung gehaltener Vortrag, sondern ich hab den ein bisschen kürzer gehalten,
hab den ein bisschen knackiger gehalten, der verkürzt auch an vielen Stellen. Aber das
war mir wichtig, dass der erste Vortrag hier erstmal ein bisschen knapper ist und dann
werden die Kolleginnen das ordentlich vertiefen und ihnen auch nochmal so diesen Gestus der
Germanistik schön vorführen. Ich mache hier jetzt mal ein bisschen mehr Wissenschaftskommunikation
heute. Ich bin sicher, damit kommen Sie auch klar. Ich wünsche Ihnen jetzt viel Spaß und
wenn Sie Fragen haben, gerne am Ende der Sitzung über das Forum.
Sie wissen, die Ringvorlesung hat sich zum Ziel gesetzt, verschiedene systematische
Perspektive der Literaturwissenschaft Ihnen vorzustellen. Das ist eine total schöne Herangehensweise,
Zugänglich über
Offener Zugang
Dauer
00:37:38 Min
Aufnahmedatum
2021-07-29
Hochgeladen am
2021-07-29 11:46:05
Sprache
de-DE