Ich darf mich kurz vorstellen, mein Name ist Til Fichtner, ich arbeite in der Geschäftsstelle des Ausländer- und Integrationsbeirats und bin für die Koordination der Internationalen Wochen gegen Rassismus zuständig.
Und ich will vielleicht gleich die Frage beantworten, die sich hier etwas in den Raum stellt, warum wir so einen großen Versammlungshal genommen haben, obwohl der jetzt doch nicht übermäßig gefüllt ist.
Nachdem wir sämtliche Fanclubs des ersten FC Nürnbergs mit in der Verteilerliste wussten, waren wir uns einfach nicht sicher, wie groß der Ansturm ausfallen würde und haben uns deshalb für eine Räumlichkeit entschieden, wo auf alle Fälle genug Platz ist.
Wenn also jemand jetzt sich hinten ganz vereinsamt fühlt, wäre es ja vielleicht ganz schön noch ein bisschen weiter nach vorne zu kommen.
Ich habe zu meiner Linken zwei Damen, die mir nachhaltig bei der Vorbereitung dieser Veranstaltung heute geholfen und mich unterstützt haben.
Und ich übergebe jetzt erst mal das Wort an den Professor Rainer Trincek. Das ist der Dekan der Philosophischen Fakultät und des Fachbereichs Theologie der Friedrich-Alexander-Universität.
Die Friedrich-Alexander-Universität ist Mitveranstalter der Wochen gegen Rassismus und dieser Veranstaltung und er spricht ein Grußwort für die Hochschulleitung.
Vielen Dank, Herr Fichter. Das übliche Format bei solchen Veranstaltungen, Sie müssen Grußworte auch über sich ergehen lassen und das erste kommt eben von der Universität.
Ich sage mein Name ist Rainer Trincek, ich bin gegenwärtig Dekan der Philosophischen Fakultät und Fachbereich Theologie und darf Sie hier im Namen der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg gewissermaßen als Hausherr zur Auftaktveranstaltung der 2014er Internationalen Wochen gegen Rassismus in Erlangen herzlich begrüßen.
Ich muss den Präsidenten unserer Universität, den Kollegen Krüsske entschuldigen, der gern selbst gekommen wäre, aber leider terminlich verhindert ist. Er hat mich aber ausdrücklich gebeten, Sie hier auch in seinem Namen ebenfalls willkommen zu heißen.
Die FAU ist ja seit mehreren Jahren aktiv an der Ausgestaltung dieser Wochen gegen den Rassismus beteiligt. Jenseits dessen, dass die Mitglieder dieser Universität natürlich auch Bürgerinnen und Bürger dieser Gesellschaft sind oder solche wie, Gott sei Dank, die große Mehrheit der Mitbürgerinnen und Mitbürger gegen rassistische Tendenzen in dieser Gesellschaft eintreten, hat die Universität noch ein ureigenes Interesse an diesem Thema.
Als eine sich auch international als attraktiver Lehr- und Lernort präsentieren wolle der Universität und es studieren rund 3300 Menschen mit ausländischem Pass an der FAU und eine sehr viel größere, aber statistisch nicht erfasste Zahl an Personen mit Migrationshintergrund.
Als eine solche Universität muss die FAU ein außerordentlich großes Interesse daran haben, dass die Orte, an denen sie beheimatet ist, also vor allem Erlangen, Nürnberg und jetzt auch Fürth, tunlichst frei bleiben von Fremdenfeindlichkeit und Rassismus, weil sie natürlich nur so auch eine hohe Anziehungskraft für ausländische Lehrende und Studierende entfalten kann.
Wer mit Kollegen aus Frankfurt an der Oder, Cottbus oder Dresden spricht, wird immer wieder hören, dass ausländische Kollegen und Studierende natürlich von neonazistischen Aufmarschen und Gewalttaten in Teilen der neuen Bundesländer regelmäßig ver- und abgeschreckt wurden und werden.
Eine solche Situation muss hier vor Ort verhindert werden. Aus diesem Grund hat die Friedrich-Alexander-Universität ja auch die Charta der Vielfalt unterschrieben, in der es heißt, ich zitiere, die Umsetzung dieser Charta in unserer Organisation, also FAU, hat zum Ziel ein Arbeitsumfeld zu schaffen, das frei von Vorteilen ist.
Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sollen Wertschätzung erfahren, unabhängig von Geschlecht, Nationalität, ethnischer Herkunft, Religion oder Weltanschauung, Behinderung, Alter, sexueller Orientierung und Identität.
Wer die Charta der Vielfalt kennt, weiß, dass es hier wesentlich auch darauf ankommt, Differenzen, Unterschiede zwischen Menschen, hellhäutig, dinkelhäutig, Frau, Mann, Deutscher, Nichtdeutscher, solche Unterschiede nicht als Problem, sondern eben als Chance wahrzunehmen.
Dies hat aktuell ja auch regelrecht Mode, wenn man sich die ganze Diversity-Diskussion in Unternehmen, Verbänden und der Öffentlichkeit anschaut. Auch wir haben eine Diversity-Beauftragte, Herr Pisske, zuzier unter uns.
Man wird erfahrungsgemäß Obacht geben müssen, dass dies nicht nur eine Modewelle ist, die dann von der nächsten Welle überrollt wird, sondern es muss sichergestellt werden, dass vom Gedanken einer positiven Wertschätzung von Vielfalt, auch nach Abflauen des Diversity-Hypes, noch der inhaltliche Kern als gesellschaftlicher Wissensbestand bewahrt bleibt.
Natürlich beschäftigen sich auch Kolleginnen und Kollegen unserer Fakultät, in der die Geistes, Sozial- und Kulturwissenschaften beheimatet sind, in wissenschaftlicher Perspektive mit dem Thema Rassismus.
Da wissen wir auch, dass Rassismus ein soziales Konstrukt ist, dass so der französische Soziologe Albert Monmi aus drei Elementen besteht. Differenz, Wertung, Verallgemeinerung.
Es gibt also Differenzen, wie die soeben erwähnten, bezogen beispielsweise auf Hautfarbe, die nun aber nicht als Differenzen, als Unterschiede wahrgenommen werden, sondern gewertet werden, im Sinne von besser und schlechter, faul, fleißig, zivilisiert, wild etc.
Und diese sichern in unterschieden festmahrenden Wertungen, werden dann in rassistischen Stereotypen verallgemeinert und verfestigt. Das Gute an diesem Schlechten ist dann, dass diese Stereotype eben nichts, noch gar nichts Natürliches sind, sondern nur, in Anführungsstrichen,
sozial verfestigte Bilder von zugegebenermaßen teilweise erschreckender Wirklichkeit. Und da diese Stereotype also von Menschen geschaffen sind, lassen sie sich auch von Menschen, von uns, verändern und können relativiert und aufgelöst werden, was ja das Ziel des Kampfes gegen rassistische Tendenzen ist.
Nun will ich hier, dann komme ich schon langsam zum Ende, nun will ich hier aber nicht so tun, als ob Wissenschaft stets auf der Seite der Aufklärung gegen Rassismus stand.
Nein, Wissenschaft und gerade auch die Geistes- und Kulturwissenschaften haben in der Vergangenheit erheblich zu einseitig verzerrter Wahrnehmung fremder Kulturen beigetragen.
So zeigt etwa der US-amerikanische Kulturtheoretiker palästinensischer Herkunft Edward Said in seinem bahnbrechenden Werk über Orientalismus, wie die orientalistische Forschung entscheidend dazu beigetragen hat,
den Orient als ein mysteriöses Morgenland, als ein Gegenbild, zu dem sich als aufgeklärt gebenden Abendland, dem Occident zu entwerfen, zu konstruieren.
Das, was gesellschaftlich über den Orient, über die Araber etc. gedacht wird, ist stark von den einseitig verzerrten Ergebnissen westlicher Orientalistik des ausgehenden 19. und frühen 20. Jahrhunderts bestimmt.
Deswegen müssen auch wir uns an die eigene Nase fassen, wir in der Wissenschaft, die Wissenschaft, die eine Instruktion ist, die der Aufklärung dienen soll und auch stets überlegen soll, wo sich bei uns Stereotypebilder über den anderen, den Fremden, implizit eingeschlichen haben.
So, meine Damen und Herren, ich weiß, Sie sind nicht hier, um sich von einem Hochschullehrer mit mehr oder weniger gelehrten Worten zu schweilen zu lassen, wie das mein Sohn wohl sagen würde.
Hochschullehrer haben ganz ähnlich die Politik, ja die Neigung zu langer Rede, aber ich will das jetzt eben hier nicht machen, sondern Sie sind natürlich da, um sich die Podiumsdiskussion anzuhören und Sie haben damit natürlich Recht.
Auch ich bin gespannt auf die Diskussion und freue mich, dass es gelungen ist, so viele interessante Teilnehmer für das Podium zu gewinnen, die dann von Frau Müller-Hohenstein noch im Einzelnen vorgestellt werden.
Ich weiß, dass wir zwar auf der einen Seite immer wieder mit rassistischen Äußerungen im Fußballstadion weltweit konfrontiert sind, ich weiß aber auch, dass sportfahre Fußballvereine mit die zentralen Stellen der Integration von Personen ganz unterschiedlicher Herkunft damit Lernorte eines aufgeklärten Miteinanders eben solche Menschen darstellen.
Da bin ich wirklich gespannt auf die kommenden knapp zwei Stunden. Mir bleibt abschließend auch noch Dank zu sagen an die Organisatoren dieses Abends, an den Ausländer und Integrationsbeirater statt allein als zentralen Treiber dieser internationalen Wochen gegen Rassismus und ich wünsche uns allen eine anregende Debatte. Besten Dank.
Meine Damen und Herren, Sie haben es gehört, wir sind mehrere Veranstalter. Einer der Veranstalter sind die Schulen ohne Rassismus, Schule mit Courage in Erlangen und wir haben davon sechs in Erlangen.
Und stellvertretend für diese sechs Schulen und alle Schülerinnen und Schüler möchten Ihnen fünf Schülerinnen des Christian Ernst Gymnasiums in Erlangen sagen, was Sie denn unter einer Schule ohne Rassismus mit Courage verstehen und ich präsentiere Ihnen Katharina aus der Q12,
Hannah, Miriam, Clara und Johanna aus der achten Klasse und Sie können alle schon mal sehen, wie das so ist in der Uni zu sein. Aber zunächst haben Sie das Wort Schule ohne Rassismus. Was heißt das?
Wir sind Schulen ohne Rassismus. Wir sind Schulen mit Courage. Ausbrechen, Diskriminierung, Feindlichkeit, haben wir keine Chance. Feuschaft, Integration, Toleranz, davon handeln wir. Das sind wir.
Wir sind Schulen ohne Rassismus. Wir sind Schulen mit Courage.
Wir Schulen ohne Rassismus. Wir freuen uns zunächst mal, dass uns unsere Schulparten so kräftig unterstützen, denn es ist denke ich nicht selbstverständlich, dass man eben so weit anreist, um für eine solche Veranstaltung da zu sein.
Als Schulen ohne Rassismus und Schulen mit Courage sehen wir uns auch als Teil des Erlanger-Mottos Erlangen offen aus Tradition. Und in den vielen Veranstaltungen, die wir bisher auch mit den politischen Vertretern der Stadt Erlangen durchführen durften, habe ich immer wieder gespürt, dass dieses Motto nicht nur ein Lippenbekenntnis ist, sondern ich habe sowohl von den Bürgermeistern als auch von den Stadträten als auch von den Vertretern des Erlanger Integrationsbeitrags
erlebt, dass sie tatsächlich für dieses Motto einstehen. Und deshalb freuen wir uns auch sehr, dass uns Frau Dr. Preuß, die Bürgermeisterin der Stadt Erlangen, auch ein Grußwort sprechen wird.
Sehr geehrter Herr Innenminister, lieber Herr Herrmann, sehr geehrter Herr Oberbürgermeister, lieber Herr Dr. Balleis, sehr geehrte Frau Müller-Hohenstein, Frau Dr. Kuhn, Frau Keschkindler, sehr geehrter Herr Schäfer, Herr Bergmann und meine sehr geehrten Damen und Herren.
Ein Student aus einem arabischen Land kommt zur Besichtigung einer Wohnung und diese ist plötzlich doch schon vergeben. Auf eine Stellenausschreibung gehen zwei identische Bewerbungen ein, nur mit unterschiedlichem Namen, zum Beispiel Ali Öztürk und Stefan Meyer.
Und Ali Öztürk wandert sofort in den Papierkorb. Ein Mann aus Afrika geht zu einer Auskunft und man antwortet ihm mit lauter Stimme, langsam, in extra kurzen Sätzen, am besten noch mit fehlerhafter Einfachst-Grammatik.
Diese Menschen wurden anders behandelt, weil sie anders aussehen oder vermeintlich woanders herkommen. Und das nennt man Rassismus. Das passiert bei uns, täglich, erzählt von Kollegen, Freunden, Mitbürgern und bewiesen in vielen wissenschaftlichen Studien.
Und darum brauchen wir die Wochen gegen Rassismus. Darum brauchen wir Schulen ohne Rassismus, Schulen mit Courage. Und darum brauchen diese Schulen prominente Schulpaten, die ihren Namen, ihren Verstand und ihre Zeit zur Verfügung stellen, wenn die Schüler deutlich machen, an unserer Schule, in unserer Stadt ist kein Platz für Rassismus.
Vielen Dank also Frau Müller-Hohenstein, Herr Innenminister Herrmann, Raphael Schäfer, dass Sie und die anderen Paten unserer SOR-Schulen dem Rassismus die rote Karte zeigen.
Seit fünf Jahren werden diese Wochen gegen Rassismus in Erlangen veranstaltet. Und das Veranstalterspektrum wächst jährlich. Der Ausländer- und Integrationsbeirat ist natürlich von Anfang an dabei.
Presenters
Katrin Müller-Hohenstein
Gül Keskinler
Raphael Schäfer
Zugänglich über
Offener Zugang
Dauer
02:00:26 Min
Aufnahmedatum
2014-03-11
Hochgeladen am
2014-03-18 08:44:32
Sprache
de-DE
Zum Auftakt der Internationalen Wochen gegen Rassismus und passend zur bevorstehenden Fußball-WM, fand am11. März im Audimax der FAU eine Podiumsdiskussion mit dem Thema „Viele Kulturen, eine Leidenschaft – Fußballzwischen Integration und Ausgrenzung“ statt. Geladen sind hierzu Paten des Schulnetzwerks „Schule ohneRassismus“, das sich mit Projekten und Aktionen gegen Alltagsdiskriminierung und Ausgrenzung an Schulen einsetzt.