3 - Open Access [ID:394]
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Ich bin nun in der glücklichen Situation aufbauen zu können auf das, was alle geschätzten Vorräder

Ihnen zum Teil schon angedeutet haben und an einigen Stellen etwas weiter auszuholen und vor allem

Sie anzusprechen, nicht so sehr als Lehrende, sondern ich gehe davon aus, dass hier hauptsächlich

auch Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sitzen oder ist auch jemand aus der Universitätsbibliothek da

rein zufällig? Niemand? Gut, also doch, UB ist auch vertreten, danke, dann fühle ich mich noch

bisschen wohler hier, denn ich komme aus der Bibliotheksecke. Urheberrecht, haben Sie ja gehört,

Urheberrecht hat auch ein wenig zu tun mit Geld, es hat vielleicht sogar auch viel mit Geld zu tun.

Wissenschaft hat aber nicht so viel mit Geld zu tun und deswegen muss man leider bei einer Gesamtsicht

des Urheberrechts feststellen, Wissenschaft fällt im Urheberrechtsgesetz etwas hinten runter.

Und zwar deswegen, weil die Lobby der Wissenschaft, Bildung und Wissenschaft im Gesetzgebungsverfahren

auf deutscher Ebene, aber auch auf europäischer Ebene und auch in unseren Nachbarländern viel zu

gering ist im Vergleich zu den Interessen der Medienindustrie und das konnte man beispielsweise

letzte Woche bei einer Tagung beim Bundesjustizministerium in Berlin sehen, da waren

Heerscharen von Medienvertretern, aber aus dem Bereich Bildung, Wissenschaft war es ein kleines

Häufchen von drei Leuten und die werden natürlich nicht so gut gehört, weil die Stimme zu schwach ist.

Deswegen haben wir im Urheberrecht eher eine Bevorzugung von kommerziellen Interessen und

eine Benachteiligung von Interessen von Bildung und Wissenschaft. Jetzt ist es aber so, auch

Wissenschaftler haben manchmal kommerzielle Interessen. Stellen Sie sich einen Professor vor,

der eine Kleistausgabe mühevoll in jahrelanger Arbeit erstellt hat, die erscheint gedruckt und

die möchte er natürlich verkaufen. Dieser Professor, ein Heidelberger Professor mit dem schönen Namen

Reuss, ein Germanist, stellt nun fest, dass Google seine Kleistausgabe digitalisiert und im

Google-Projekt weltweit zugänglich macht. Nicht als Ganzes, sondern schön, wie Google das macht,

immer so zwei Drittel, immer ein paar Seiten und dann fehlt wieder was. Und dieser Professor

wettert nun dagegen und vielleicht haben Sie auch schon vom sogenannten Heidelberger Appell

gehört, Sie finden hier die URL, da können Sie das nachlesen und dieser Professor ganz am Anfang

seiner Philippica gebraucht nun auch die Worte Open Access. Er schmeißt nämlich das Google-Buch-Projekt

mit dem in der Wissenschaft langsam immer bekannter werdenden Begriff des Open Access in einen Topf.

Dass er sich dabei auf falsche Pfade begibt, dass er einen großen Irrtum unterliegt, können Sie bei

einer Kritik nachlesen. Hier auf der Seite Wissenschafts-Urheberrecht, da hat ein

Bibliothekskollege diesen Unsinn, denn der Herr Professor Reuss aus Heidelberg mit seinem Heidelberger

Appell, der große Beachtung gefunden hat, der unter anderem auch an die Bundeskanzlerin gegangen

ist, klargestellt. Aus Sicht der Bibliotheken und jetzt will ich mal versuchen etwas auf die

Bibliotheken und ihre Probleme einzugehen. Sie werden sich fragen, was hat es mit Ihnen als

produzierende Wissenschaftler zu tun, warten Sie ab, am Schluss werde ich einen Kreis ziehen und

werde genau Sie wieder direkt ansprechen. In den Bibliotheken haben wir seit vielen Jahren etwas,

ein Phänomen, das wir Zeitschriftenkrise nennen. Es ist wissenschaftlich unzweifelhaft nachgewiesen,

dass bei den Zeitschriften Preissteigerungsraten zu beobachten sind 226 Prozent im Jahr zwischen in

der Periode 1986 bis 2000. Das entspricht einer Preissteigerungsrate von 15 bis 20 Prozent im Jahr.

Auf der anderen Seite haben wir bei Wissenschaftsverlagen eine sehr hohe Rendite,

beispielsweise wenn Sie aus dem Bereich der Naturwissenschaften kommen, wird Ihnen der

Verlag Elsevier vielleicht nicht so ganz unbekannt sein. Dieser Verlag hat nach dem veröffentlichten

Geschäftsbericht im Jahr 2004 eine Rendite nach Steuern von 34 Prozent erwirtschaftet. Also wenn

Sie Geld verdienen wollen, kaufen Sie Aktien von Elsevier. Auf Seiten der Bibliotheken hat es aber

dazu geführt, dass die Bibliotheksetat nicht auch um 15 bis 20 Prozent gewachsen sind, sondern die

sind relativ gleich geblieben, aber das Geld, das für Zeitschriften ausgegeben werden musste,

ist immer mehr geworden und der Betrag, der für Monographien dann übrig geblieben ist,

ist immer weniger geworden. Und wir haben festgestellt im deutschen Bibliothekswesen,

es hat Bibliotheken gegeben, die mussten bis zu 90 Prozent ihres Bibliotheksetats für Zeitschriften

ausgeben. Was war die Folge? Logischerweise, die Bibliotheken haben angefangen, die Abos zu

kündigen. Man kann nicht mehr Geld ausgeben, als man in der Tasche hat. Das hat wieder dazu

Teil einer Videoserie :

Presenters

Dr. Harald Müller Dr. Harald Müller

Zugänglich über

Offener Zugang

Dauer

00:00:00 Min

Aufnahmedatum

2009-05-15

Hochgeladen am

2025-09-30 08:52:01

Sprache

de-DE

Tags

Urheberrecht Open Access
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