Ich bin Nathja Rey, ich habe an der FAU in angewandter Mathematik promoviert und habilitiert.
In den nächsten paar Minuten würde ich Ihnen gerne einen kurzen Einblick in einen Teilaspekt
meiner Forschungsarbeit geben.
Als angewandte Mathematikerin kann ich einerseits strukturiert und analytisch denken, andererseits
habe ich einen Koffer von Werkzeugen voller Methoden, die in vielen Anwendungsgebieten
nicht zum Einsatz kommen, so zum Beispiel den Ingenieurswissenschaften, Geowissenschaften
oder auch Lebenswissenschaften.
Etwas, womit ich am allerliebsten arbeite, was Ihnen auf dem Bild wahrscheinlich auf
den ersten Blick gar nicht so in Erscheinung getreten ist, ist das Folgende, nämlich ein
einfaches Papiertaschentuch.
Wenn Sie Lust auf ein kleines Experiment haben, können Sie sich gerne schon mal ein einfaches
Papiertaschentuch bereitlegen.
Weil die etwas komplizierteren Werkzeuge überlasse ich natürlich lieber meinen Kollegen
aus den Anwendungen.
Sicherlich fragen Sie sich jetzt, was hat es mit diesem einfachen Papiertaschentuch
auf sich und wo ist denn hier die Mathematik?
Natürlich möchte ich jetzt nicht im wortwörtlichen Sinn über dieses Papiertaschentuch sprechen,
sondern darüber, wo das Papiertaschentuch für mich steht, nämlich die sogenannte Mehrskalenmodellierung
oder genauer gesagt in meinem Fall die Zweiskalenmodellierung.
Wenn Sie sich jetzt dieses Papiertaschentuch zur Hand nehmen und einfach mal versuchen,
es durchzureißen, von oben nach unten, dann werden Sie sehen, vielleicht funktioniert
das bei dem einen oder anderen sehr gut, bei dem anderen aber nicht so gut.
Das liegt natürlich nicht daran, dass der eine oder die eine ein besserer Mathematiker
oder eine bessere Mathematikerin ist.
Das liegt daran, wenn Sie jetzt das Papiertaschentuch einfach mal um 90 Grad drehen, also von so
auf so und das Experiment wiederholen, dann sehen Sie, dass es in dieser Richtung sehr
gut funktioniert, in der anderen Richtung ist es aber zur Seite ausgefranzt.
Woran liegt das jetzt?
Das liegt daran, dass dieses Papiertaschentuch nicht homogen ist, sondern eine Mikrostruktur
hat.
Es besteht aus lauter kleinen Fasern und diese Mikrostruktur hat einen ganz signifikanten
Einfluss auf das makroskopische Verhalten, also auf das Verhalten des Papiertaschentuchs
an sich.
Wie man eben diese beiden Skalen, also diese zwei Räumlichen Skalen miteinander in Verbindung
bringen kann, das kann man mit Hilfe der Mehrskalenmodellierung oder der Mehrskalenmethoden machen.
Im Englischen sagt man dazu auch gerne Bridging the Scales, eine Brücke schlagen von der mikroskopischen
Skala zur makroskopischen Skala.
Und die Methode der Mehrskalenmodellierung gibt einem eben ein mathematisches Werkzeug
an der Hand, wie man beschreiben kann unter der Annahme, dass ich die Mikrostruktur oder
die Gegebenheiten auf der Mikroskala kenne, wie das Verhalten auf der makroskopischen
Skala ist.
In meiner Forschungsarbeit habe ich mir natürlich dann die Frage gestellt, worauf kann ich
denn jetzt diese mächtige Methode anwenden.
Und ein wichtigstes Zukunftsthema oder mehrere wichtige Zukunftsthemen sind natürlich Energie,
Nachhaltigkeit, Klima und Umwelt.
Und das ist sicherlich auch eine Herzensangelegenheit für viele von Ihnen.
Und wenn man über diese Themen ein bisschen nachdenkt, stellt man fest, dass der Boden,
also der Untergrund eine wichtige Rolle für viele dieser Themen spielt.
Für mich ist der Boden auch besonders interessant, weil er eben nicht statisch ist, wie so ein
Papiertaschentuch, sondern ein dynamisches System.
Presenters
PD Dr. Nadja Ray
Zugänglich über
Offener Zugang
Dauer
00:05:58 Min
Aufnahmedatum
2021-10-25
Hochgeladen am
2021-12-22 15:50:50
Sprache
de-DE