Dieser Audiobeitrag wird von der Universität Erlangen-Nürnberg präsentiert.
Mein Name ist Aura Heidugaih. Ich freue mich, Sie alle hier heute Abend zu begrüßen.
Das Grünwald hat in einem Interview mit Wolfgang Frühwald gestanden,
dass die naturwissenschaftliche Zeitgenossenschaft für seine politologische Position von besonderer Bedeutung ist.
Ein schönes Bekenntnis, das auch als Motto für unsere Tavung gelten könnte.
Gerade weil auch hier auf das Gegenteil gehen.
Denn ich freue mich sehr, dass heute Abend auch ganz viele Naturwissenschaftler und Naturwissenschaftlerinnen da sind
und davon zeugen, dass die literarische und literaturwissenschaftliche Zeitgenossenschaft von ebenso großer Relevanz ist.
Also freue ich mich ganz besonders darüber, dass Urs Grünbein zugesagt hat,
die Gründungstagung des Forschungszentrums ELINAS, das Erlanger Zentrum für Literatur und Naturwissenschaft,
mit uns gemeinsam zu eröffnen.
Ursprünglich haben Sie wahrscheinlich mitbekommen, sollte diese Lesung auch im Wasserseil der Orangen Lies stattfinden.
Aber aufgrund der großen Nachfrage haben wir kurzfristig entschieden, sie mit einem Seitensprung in die Aula zu verlegen.
Und das ist auch das Stichwort für mein nächstes Dankeswort.
Die Lesung wurde veranstaltet in Kooperation mit dem Kulturprojektbüro der Stadt Erlangen.
Ich bedanke mich bei Karin Lippert und Bodo Birk, den Poetenfestmachern für diese wunderbare Kooperation und Zusammenarbeit.
Urs Grünbein vorzustellen, diese Unterfangen fällt nicht leicht.
Vielleicht beginne ich mit dem aktuellsten Stichwort, mit der Rückkehr.
Nicht vom Mond, sondern aus Rom.
Urs Grünbein kehrt heute Abend zurück nach Deutschland aus seiner Wahlheimat Rom und Herz.
So weit ich das überblicke, also bei der Märzpremiere der Literarischen Kollektiv in Berlin,
aus dem aktuellen Lyrik Zyklos, Zyra No oder die Rückkehr vom Mond, in Deutschland bisher noch nicht gelesen.
Der Mond als astronomisches und literarisches Objekt der Begierde ist nur eines der Beispiele dafür,
wie sich Grünbein in der Welt der naturwissenschaftlichen Forschung befasst.
Diese Auseinandersetzung begann schon sehr früh 1991 mit dem Gedichtband Schädelbasis Lektion
oder dem darin befindenden Essay Mein maplogisches Hirn.
Faszinierende Beispiele für die Auseinandersetzung der Lyrik mit der Hirnforschung, mit der Neurobiologie
und auch mit den Menschenbildern, die aus der Auseinandersetzung dieser Forschung entstehen,
so meine Kollegin Caroline Walsh.
Darin begab sich die neue deutsche Lyrik auf neue diskursive Wege und fand auch neue Problemfelder.
Und dieser neue Weg wurde auch gewürdigt.
Durch Grünbein war 1995 der jüngste Preisgeber des Georg Büchner Preises der deutschen Akademiefelsprache und Dichtung.
Bereits sein Essay Gardele vermisst Dantes Hölle und bleibt an den Maßen heen,
sorgt von Grünbeins Faszination für das angehende siebte Jahrhundert,
die Zeit des Barock, in der Copericus, Kepler und Gardele große wissenschaftliche Umweltungen anschließen und neue Weltbilder prägte.
Und insgesamt könnte man sagen, dass die lyrischen Unternehmungen durch Grünbein fast immer komplexe, dichterische Gebäude sind,
die sich gegen eine Rezeptionstradition des Reduktionismus richten.
So auch beim Gedichtzyklus vom Schle oder Decat in Deutschland von 2003.
Die fiktive Figur Decat erscheint in diesem Zyklus als Zeuge gegen den Cartesianismus.
So die schöne Formulierung stefft mit Matus in einem Band der Zeitstufe Germanistik, der insgesamt dem Zyklus Decat gewinnet wurde.
Eine interessante Lesart, der Gedichtzyklus als poetischer Gegenentwurf gegen die hartnäckige philosophische Tradition Decat's Methoden wäre, einseitig reduktionistisch aufzunehmen.
Bernadette Malinowski und Gerd Ludwig Ingolt, heute auch auf der Tagung anwesend,
haben dem Zyklus eine wunderbare interdisziplinäre Exegese gewidmet, die in dem Band Schweigen am Schwindpunkt erschienen ist,
der den kronästischen Naturwissenschaften und Literatur im Grünbeinswerk behandelt.
Daher überlegen sie anhand dieses Zyklus und anhand der Grünbeinsfiguration des Renäe Decat,
dass ganz allgemein der Heuristikwissenschaft und der Erkenntnis eine weit wichtigere Rolle als gemeinigen Eingang den Elementen des Traums, der Fiktion, der Fantasie und der Poesie zukommt.
Das hatten wir heute in dem wunderbaren Vortrag von Jürgen Vils, dem Astronomier, auch gelernt.
Seit 2005 ist Jürgen Vils Grünbein Professor und Politiker der Kunstakademie in Düsseldorf
und seit 2008 Mitglied des Ordens Univerit für Wissenschaft und Künstler in Berlin.
Er war 2009 stigmatiert in der Villa Massimo in Rom.
Presenters
Durs Grünbein
Zugänglich über
Offener Zugang
Dauer
01:27:58 Min
Aufnahmedatum
2014-05-29
Hochgeladen am
2017-07-06 13:49:03
Sprache
de-DE
Was ist da los? Die Amerikaner verlassen den Mond, überlassen Nachzüglern den scheintoten Begleiter der Erde. Zeit zum
Rekapitulieren: An einem Sonntagnachmittag in Berlin, auf dem Feld des stillgelegten Flughafens Tempelhof, macht der Dichter
Durs Grünbein eine folgenreiche Beobachtung. Was, wenn die Menschheit immer nur zurückkehren wollte von ihren Abenteuern
der Raumerkundung? Gestern der Mond, morgen der Mars und übermorgen …? Da begegnet ihm Cyrano de Bergerac, der
spöttische Reisende durch die Planetenreiche der Imagination. Er ruft ihm über die Jahrhunderte hinweg zu: Es gibt nur eine Sensation, die
der Heimkehr, alles andere sind Phantastereien! Und plötzlich öffnen sich alle Schleusen in Raum und Zeit, die Feier des Hierseins beginnt.
Durs Grünbein, Dichter, Übersetzer und Essayist, wurde 1962 in Dresden geboren, seit 1986 lebt er in Berlin. Für sein Werk wurde er vielfach
ausgezeichnet, u. a. mit dem Georg-Büchner-Preis, dem Berliner Literaturpreis und zuletzt mit dem Tranströmer-Preis 2012.