Sehr geehrter Herr Prof. Zimmernick, ich begrüße Sie recht herzlich hier in der Informatik-Sammlung
in Erlangen. Wir freuen uns heute hier einen Pionier der Datenverarbeitung hier zu haben.
Pioniere sind für mich Leute, die noch etwas an Hardware oder auch an Software, Betriebssoftware
selbst gemacht haben und sie gehören ja dazu. Sie sind von Hause aus gelernter Nachrichtentechniker
mit Tätigkeiten bei IBM und an der TU Wien, sind Konstrukteur des Meillüfter Mitte der 50er
Jahre und haben auch die Programmiersprache PL1 später definiert. Sie haben in ihrem Leben viele
Ehrungen erhalten. Allerdings, sie am Rechenzentrum hier vorzustellen, ist eigentlich wie Eulen nach
Athen zu tragen, denn sie haben schon den Einweihungsvortrag für das Rechenzentrum gehalten.
Sie haben 20 Jahre später in einem Beitrag darauf zurückgeblickt, nachdem sie in der Zwischenzeit
auch zum Ehrendoktor der Technischen Fakultät wurden. Die Frage ist, wie kommt ein Wiener nach Erlangen?
Das ging, soweit ich mich noch erinnere, über Professor Folz, der an der Planung einer Technischen
Fakultät hier interessiert war und sie begonnen hat und der hat mich dazu gerufen und da war ich
bei einer der frühen Planungssitzungen das erste Mal in Erlangen. Und sind Sie dann nachher auch
zum Beispiel mit Herrn Händler, den man ja als den Vater der Erlanger Informatik bezeichnet,
in Kontakt gekommen? Den kannte ich von Komiteesitzungen schon vorher, aber natürlich war ich oft
bei ihm da. Ich bin heute nach meinem Befund das 16. Mal in Erlangen. Wir freuen uns aber,
Sie auch heute wieder hier in Erlangen zu haben. Trotzdem ist auch die Frage, wie sind Sie zur
Informatik überhaupt gekommen bzw. zu dem, was man später Informatik nannte, denn zur Informatik
konnten Sie ja nicht gehen. Ach, das war schon die Leistung der Schutzengel und die Schutzengel sind
ja nur personifizierte Fügungen Gottes. Das hat schon damit begonnen, dass ich im Krieg einmal mich
mit der Berechnung der Spektren von kurzen Impulsen beschäftigt habe. Ich war Mathematik vielleicht
nicht einmal so gut in Mathematik, aber ich hatte ein gutes Verhältnis zu meinem Professor und ich
kannte ihn von der Nase absehen, ob die Prüfungsfragen richtig gehen, aber mit Fourier-Integralen,
Fourier-Reihen und dergleichen habe ich mich intensiv beschäftigt und ich konnte damals
jemand helfen. Und dann ergab sich die Frage meiner Diplomarbeit. Ich hatte es erreicht,
versetzt zu werden in die Deutsche Radar Forschung oder Entwicklung und ich habe dort meine erste
Mikrosekunde im Jahr 1944 hergestellt und ich glaube, das war die erste im deutschen Sprachraum,
mindestens für nachrichtentechnische Zwecke. Und dann wollte ich eine Firma gründen,
waren ein oder zwei Versuche und da habe ich schon gemerkt, da passt mein Charakter nicht dazu.
Ich ging zurück an die TU und dort fand man ein unglaubliches Arbeitsfeld, denn wir waren ja
erstens einmal von der angloamerikanischen Entwicklung völlig abgesperrt und zweitens,
es hat sich so viel ergeben in dieser Zeit, dass die Aufarbeitung eine ungeheure Aufgabe war,
die haben wir im Wesentlichen mit Diplomarbeiten gemacht. Und so lernte ich das gesamte Spektrum
dessen, was man heute Informationstechnik kennt, in solchen Teilen kennen, dass dann der Computer
das wichtigste wird drin. Das konnte man 1947 nicht voraussehen. Trotzdem haben sie aber ja
natürlich sehr früh mit der Konstruktion angefangen, bekannt geworden ist natürlich
insbesondere das Meillüfterl, übrigens ein Name, von dem ich finde, dass er genau in die
damalige Zeit passt bzw. die Situation eigentlich sehr gut schildert. Wie kam es dazu, dass er sich
dann mit der Konstruktion von so etwas beschäftigt? Also zuerst noch ein Wort zum Namen. Das ist
dokumentiert. Das war in Darmstadt bei der ersten deutschen internationalen Tagung über Rechenmaschinen.
Ich kam gerade von Philips und hatte eine Zusage, dass ich 1000 Transistoren bekommen würde, aber
haben sie gleich dazu gesagt, Herr Rohr, Transistoren, andere haben wir in dieser Menge für Sie nicht
herzugeben. Und da machte ich die Bemerkung, also wir werden einen Computer bauen, ein Wirbelwind wird
es nicht werden, aber auf ein Wiener Meillüfterl müsste es reichen. Und da haben mich dann die
deutschen heutigen Informatikprofessoren bestürmt. Bleiben Sie bei diesen Namen, der ist gut.
Ich finde ihn auch heute noch sehr gut und treffend. Was gab trotzdem den Anstoß, sozusagen überhaupt
einen Rechner zu bauen? Ich sagte ja, es war dieses breite Spektrum und natürlich Analogrechner und
und Digitalrechner haben sich davon selber gefunden, so wie der Vocoder und viele andere
Dinge. Und dann hat man natürlich gerochen, dass erstens auf einer Universität einen Röhrenrechner
zu bauen. Das habe ich mir unter den österreichischen Umständen vermieden. Mit dem Energieverbrauch und
Presenters
Prof. Dr. Heinz Zemanek
Zugänglich über
Offener Zugang
Dauer
00:23:43 Min
Aufnahmedatum
2004-04-23
Hochgeladen am
2014-10-20 23:44:27
Sprache
de-DE
Im Zuge der ISER: Interview von Dr. Franz Wolf mit Herrn Prof. Dr. Heinz Zemanek