Dieser Audiobeitrag wird von der Universität Erlangen-Nürnberg präsentiert.
Ich danke zunächst für die Möglichkeit, hier die aktuellen Entwicklungen des russischen
Hochschulsystems vorstellen zu können. Vielleicht darf ich mit dem letzten,
mit dem Sie ja bruske aufgehört haben, fortsetzen. Ich habe die gleiche Beobachtung gemacht,
zwar nicht mit Putin, auch kein Auge, aber es beschleicht ein ein unheimliches Gefühl,
dass man das, was man mit Rektorum bespricht, mit einmal in einer etwas transformierten Form
nach einem anderthalb Jahren wieder hochkommt. Und vieles von dem, was ich heute vorstellen werde,
ist aus meiner Sicht aus deutschen Gesprächen hervorgegangen. Ich erinnere mich noch an unsere
Gespräche in St. Petersburg und ich glaube, vieles von dem, was wir heute berichten werden,
geht einiges, geht auf das zurück, was wir besprochen haben. Es ist schlichtweg unheimlich.
Und das werden Sie dann bald merken. Ganz schnell einige Bilder, damit Sie eine ungefähr größere
Vorstellung haben, was Russland ist. Das sind 123 Quadratkilometer. Oben am Eisrand wird
Russland kleiner. Klimaveränderung, das Eis schmilzt, das Festland wird zu Matsch und
verschwindet im Eismeer. 16 Quadratkilometer geschätzt pro Jahr verliert Russland zur Zeit in
Folge des Klimawandels im Norden. Die anderen Republiken noch im Nachhinein zu sehen, virulent
geworden. Die Ukraine, die Sowjetunion war ungefähr noch um ein knappes Drittel größer als heute.
Eine alte Karte, um ganz schnell zu zeigen, wie sind die Bevölkerungsverhältnisse. Das ist von
1929 nicht besonders aktuell, aber es wird sichtlich, was das Problem Russland ist. Sie
haben im Westen die Konzentration der Menschen, der Verwaltung im Gebiet westlich des Urals.
Während sie östlich des Urals heute eine Bevölkerung von alles in allem maximal noch
von 35 Millionen Menschen haben, mit nachlassender Tendenz. Dort aber liegen die Rohstoffvorräte,
die fossilen und mineralischen Rohstoffe der Sowjetunion, der Russischen Föderation, auf
die man nicht verzichten kann. Und aus diesem Ungleichgewicht ergibt sich auch für die
Hochschulen eine nicht unwesentliche Problematik. Noch ein Blick, wir haben eine Reihe autonomer
Republiken. Was man nicht sieht, ist die Einteilung der Großbezirke, der sogenannten Okrugs, von denen
es zehn gibt. Inzwischen mit der Krim elf alte Militärbezirke, Generalgouvernements und die
spielen für die Hochschulgestaltung eine zunehmende Rolle, weil jede dieser großen Okrugs,
mit Ausnahme des Zentralen, in Moskau eine eigene föderale Universität bekommen hat.
Rasch noch einige Zahlen. Wir haben eine Bevölkerung von, ja und jetzt wird es schwierig,
wir haben sagen wir mal 143 Millionen vor der Vereinigung mit der Krim gehabt, das sind zwei
Millionen Menschen dazugekommen. Es sind aber im letzten Jahr eine knappe Million Menschen emigriert.
Also der größte Bevölkerungsabschwung im letzten Jahr nach Kriegsenden, das sind fast eine Million
Menschen ausgewandert. Die Bevölkerung über 80 Prozent Russen, 20 Prozent Minderheiten, das sind
die korkasischen Minderheiten, ohne sie jetzt im Einzelnen aufzuführen, machen etwa 12 Millionen
Menschen aus. Die nächste Gruppe sind die Tataren mit knapp fünf Millionen zur Hälfte in der
Republik Tatarstan, zur anderen Hälfte überall wohnt, baskieren jakuten Buryaten, um nur die ganz
Großen zu nennen. Und bei denen steigt die Bevölkerungszahl, die Verluste, die Kriegsverluste,
die die Tschechenien erlitten hatte, sind inzwischen durch die Geburtenraten im Kaukasus wieder
aufgehoben worden. Zum Leidwesen der Tschechen lauter Mädchen, angeblich nicht genug jung, aber
die Zahl ist jedenfalls mächtig gestiegen. Wir hatten 1990 noch einen normalen Geburtenzuwachs
von 2,2 Prozent und dann sehen Sie, dass es bis 2000 einen Jähnenabsturz gegeben hat,
eine der größten Auswirkungen auf das Hochschulsystem und eine der stärksten Motoren, nicht der einzige,
aber eine der stärksten Motoren und Veranlassungen das Hochschulsystem zu reformieren. Wir sind jetzt
bei etwa einer schwarzen Null angekommen. Die Bevölkerungszahl steigt wieder, es sind mächtige
Programme aufgelegt worden. Es gab extra Finanzierung, Kindergeld, würden wir sagen,
Russland heißt das Müttergeld, einer langfristigen Wirkung. Wenn die Kinder groß sind, können sie umsonst
studieren. Man bekommt eine Wohnung und einige andere Vergünstigungen. Es wird also sehr viel getan.
Und auch die, um das gleich vorweg zu nehmen, die hochaktuellen Anforderungen an die Akademie der
Wissenschaften, was ihre neuen Aufgaben sollen, korrespondieren mit diesen Zahlen. Denn sie müssen
das tun, was für den Staat wichtig ist. Wir haben 74 Prozent der Bevölkerung in den Städten lebend.
Presenters
Dr. Gregor Berghorn
Zugänglich über
Offener Zugang
Dauer
01:25:56 Min
Aufnahmedatum
2015-01-12
Hochgeladen am
2015-01-16 14:18:38
Sprache
de-DE
Russlands Hochschulsystem steht vor einem Umbruch: Die Zahl der Hochschulen soll gesenkt, Qualität in Forschung und Lehre erhöht und die Internationalisierung vorangetrieben werden. Ein guter Zeitpunkt, sich mit russischen Universitäten zu vernetzen. Was Forscher wissen müssen, um eine wissenschaftliche Zusammenarbeit mit russischen Partnern erfolgreich zu initiieren, erklärt Dr. Gregor Berghorn, Leiter der DAAD-Außenstelle in Moskau. Die Reformen der russischen Regierung sind weitgreifend: Nicht nur wird die Anzahl der Hochschulen minimiert, einige Universitäten werden zu sogenannten Führenden Universitäten ernannt. Dadurch genießen sie bestimmte Privilegien: die Berechtigung, ausländische Dozenten und Wissenschaftler einzustellen, mehr Freiheit in der Gestaltung der Lehrinhalte sowie mehr finanzielle Mittel. Im Gegenzug sollen sich diese Universitäten dafür verstärkt international ausrichten. Heißt: Mehr Kooperationen mit ausländischen Universitäten sowie mehr ausländische Studierende und Dozenten. Die FAU arbeitet bereits auf mehreren Ebenen mit russischen Hochschulen zusammen: Insgesamt bestehen mit rund 20 russischen Universitäten Kooperationen – im Studierendenaustausch und auf wissenschaftlicher Ebene. Eine besondere Kooperation baut zurzeit der Lehrstuhl für Photonische Technologien der FAU zusammen mit der staatlichen Universität Kazan auf: ein Labor zur Additiven Fertigung. Ermöglicht hat das Projekt ein sogenannter „Mega Grant“ über rund 2 Millionen Euro vom russischen Wissenschaftsministerium. Ziel des neuen Labors wird es sein, unterschiedliche Werkstoffe für die additive Fertigung nutzbar zu machen und gleichzeitig die gewünschten Eigenschaften der Bauteile zu erzielen. Die Reformen bieten die Gelegenheit, die Kooperationen mit russischen Hochschulen auszuweiten. In seinem Vortrag „Aktuelle Entwicklung in Hochschulen und Wissenschaft in der Russischen Föderation“ gibt Berghorn einen Einblick in die verschiedenen Hochschultypen in Russland und die Reformen, die das Hochschulsystem derzeit durchläuft, geben. Darüber hinaus wird auf die Internationalisierungsbestrebungen der russischen Hochschulen eingegangen. Die Veranstaltung wurde von BAYHOST (kurz für: Bayerisches Hochschulzentrum für Mittel-, Ost- und Südosteuropa) unterstützt und finanziert.