Also mein Prübeleg ist, die erste Frage zu stellen. Sie können natürlich eingeladen,
wie es jetzt schon angefangen hat, und meine Frage ist die.
Joseph, bist du ein Rebell? Wogegen rebellierst du? Wofür rebellierst du?
Ich glaube, ich rebelliere gegen Blödsinn und besonders auch Blödsinn, der schädlich ist.
Ich glaube, unsere Welt ist voll davon. Ich weiß nicht genau, wann die Rebellion angefangen hat,
aber es wurde ja im Film erzählt. Da war ich in dieser jüdischen Knabenschule in der Kaiserstraße
in Berlin als Zwölfjähriger oder so und habe zum ersten Mal wirklich Elend und Unterdrückung und so weiter erlebt.
Das überrascht Leute, und davon hast du ja geredet, dass manchmal gebe ich Antworten, die nicht erwartet sind.
Ich lebte in Berlin in der Nazizeit, 1933 bis 1936, und da werde ich manchmal gefragt,
wie das war mit Antisemitismus und so weiter. Und Leute nehmen an, dass auf der Weg zur Schule
würde ich angegriffen, vielleicht von Hinterjungen und solche Sachen nicht und so weiter. Nein, ich habe Antisemitismus
zutiefst von meinem Vater gelernt, als ich diesen jungen, diesen ganz armen Jungen, der in Fetzen gekleidet war,
nach Hause gebracht habe, und mein Vater war entsetzt. Wie kann ich so jemand, also der spricht ja
kein Hochdeutsch, Jiddisch und so weiter. Also es war ein echter Antisemitismus, und ich würde sagen,
dass in der Zeit, in der Gesellschaft, in der mein Vater sich bewegte, da war, ich weiß nicht,
soll ich sagen, die meisten, aber jedenfalls viele von den Leuten, jedenfalls versuchten mehr Deutsch zu sein
als die Deutschen. Viele Leute, man braucht nur Glempner zu lesen, waren erstaunt zu erkennen,
zu discover, zu entdecken, dass sie Juden waren, denn Göring hat ja gesagt, er entscheidet, wer Jude ist
oder nicht und so weiter. Und da war eine echte Verachtung von einem sehr großen Teil der assimilierten,
in Anführungsstriche, deutschen Juden gegenüber den Ostjuden und besonders die, die jüdisch gesprochen haben
und wie gesagt so battlearm waren und so weiter. Ich glaube, das war der Samen, das war der Samen,
der gewachsen ist. Vielleicht eine, dann sind wir nach Amerika gekommen und da habe ich zum ersten Mal
schwarze Leute getroffen und habe sofort erkannt, was ihre Situation war. Jedenfalls, ich dachte,
ich hatte es erkannt, ich glaube nicht sofort zu der Tiefe, zu dem ich es später erkannt habe und so weiter.
Und dann kam, dann war ich dann später, dann war ich in MIT angefangen, 63, da war der Vietnamkrieg
und da habe ich zu intims gelernt, was wir da machen, die Waffensysteme, die sie sich gar nicht vorstellen können,
die in ihrer Brutalität, die in MIT entwickelt worden sind für Vietnam und die absolute Verdrängung
fast alle meine Kollegen zu der Frage, was ist der Endnutzen der Arbeit, die ich tue. Das war nicht die allgemeine
Haltung meiner Kollegen, ich meine die Rebellion, sogar die Erkennung dieses Phänomen und so weiter.
Und dann, das ist ein sehr wichtiger Teil, wir sprechen ja von Informatik und so weiter, jetzt kann ich es nur auf Englisch sagen,
ich kann kein deutsches Wort, das genau diese Stärke hat. Die insane Euphorie der künstlichen Intelligenz,
dass wir sind dabei, einen künstlichen Mensch herzustellen und das ist bis heute, das ist nichts, das wir nicht tun können.
Der Mensch ist eine Maschine und wir sind jetzt zum ersten Mal in der Lage, einen künstlichen Mensch herzustellen und so weiter.
Und wie ernst daran gearbeitet ist und wie idiotisch und naiv manche dieser Ideen sind, die Dogma sind in dieser Schicht meiner Kollegen.
Und nicht nur die Computer Scientists, aber auch viele andere der Naturwissenschaftler. Da war vor kurzem in Berlin eine große
internationale Veranstaltung, ist das Universum ein Computer? Die Frage selbst ist jedenfalls ridiculous, silly, blöd,
blöde Frage. Da habe ich zwei Vorträge gehalten, einen werde ich jetzt halten. Das war sehr kurz, ich habe gedacht,
die Frage ist, ist das Universum ein Computer? Na okay, das Universum ist ein Computer, na und? Aber das na und ist die ernste Frage.
Was sollen wir davon lernen? Was wir davon lernen sollen, das ist so eine böse, naive Idee. Ich habe nichts gegen Naivität,
aber so schädlich. Was wir lernen sollen, ist, dass jeder Aspekt der Realität berechenbar ist und ganz besonders der Mensch.
Und mit dieser Idee, die ist eine Grundidee, nicht mit dieser Grundidee, die ungeheuer weit verbreitet ist und heute, was soll ich sagen,
massenhaft, ich weiß nicht, ob das das richtige Wort ist, massenhaft unterstützt, zum Beispiel von vielen Neurologen.
Diese Idee raubt uns von unserer Menschlichkeit. Das Pentagon ist dabei, ich glaube, das Programm ist jetzt ein Jahr alt,
ist ein 5 Jahre Programm, Robotsoldaten herzustellen. Naja, muss man da mehr sagen, nicht darüber.
Das glaube ich, also ganz besonders die Idee, nein, ich hätte zwei Sachen sagen. Zwei der wichtigen Sätze, die ich kenne, einer ist von Ionesco,
der sagt, alles ist sagbar in Worten, nur nicht die lebendige Wahrheit. Everything is sayable in words except the living truth.
Ich glaube, das ist einer der tiefsten Wahrheiten, die wir überhaupt kennen oder kennen sollen. Und die andere ist von einem alten Professor,
schon viele Jahre lang, manche Professor können denken, er hat geschrieben, zu dem, der nur einen Hammer hat, sieht die ganze Welt wie ein Nagel aus.
Und ich glaube, was passiert ist, ist, dass der Computer und die Idee der Computation, Programming und so weiter, ist ein Grundmetapher geworden in unserer Welt.
Nicht nur unter Wissenschaftler, Scientist und Informatiker, sondern ich meine ganz allgemein. Man kann eine Mutter hören in einem Supermarkt,
Presenters
Prof. Joseph Weizenbaum
Zugänglich über
Offener Zugang
Dauer
01:17:25 Min
Aufnahmedatum
2007-05-04
Hochgeladen am
2017-07-06 14:10:16
Sprache
de-DE