Ich werde jetzt garantiert nicht über technische Details und Ähnliches reden, sondern ich bin
gebeten worden ein bisschen was Persönliches zu sagen. Wie ging es uns denn damals 1961,
wie bin ich überhaupt zum damaligen Zeitpunkt zur Datenverarbeitung gekommen und was haben wir so
gemacht und warum finde ich immer noch, dass das einer der faszinierendsten Berufe ist, die man
überhaupt haben kann und wieso hat der mir eigentlich auch in meiner politischen Tätigkeit
ungeheuer geholfen. Also ich fange an damit, wie bin ich zur Datenverarbeitung gekommen. Ich war
schon immer ein ausgesprochen neugieriger Mensch, manchmal war ich auch zu neugierig und deshalb
habe ich ein Jahr vor dem Abitur ein Baby erwartet. Dieses war zum damaligen Zeitpunkt 1961, hat das
noch dazu geführt, dass ich aus dem Grunde, weil die Direktorin dieser Schule des Mädchenrealgymnasiums
zu mir gesagt hat, ich hätte Schande über diese Schule gebracht, obwohl ich dann den jungen Mann,
meinen Tanzstundenherren geheiratet habe, mich auf das Baby gefreut habe und ich habe mir auch
vorgenommen, es wird in diesem Land niemals mehr irgendjemand einer jungen Frau sagen, sie habe
Schande über irgendetwas gebracht, weil sie ein Baby erwartet. Dieses aber nur nebenbei. Also ich
habe es erwartet, ich habe es erwartet, ich habe mich darauf gefreut, musste die Schule verlassen,
mein Mann hatte das Abitur, ich hatte es demgemäß nicht, wir sind beide nicht aus reichen Elternhäusern
und irgendwie musste das Ganze weitergehen und mein Mann hat also gesagt, er studiert dann nicht
Architektur, sondern er versucht einen Job zu finden und dann hat er sich vorgestellt, unter anderem
bei der Firma Quelle und am Abend haben wir uns, offensichtlich wollten wir uns besonders krass
teilen, haben wir uns dann in einem vegetarischen Lokal getroffen und er hat mir mit einer ziemlich
bitteren oder ernsten oder traurigen Mine erzählt, wie das war, wie er sich vorgestellt hat, was er
da machen müsste, was das da für Leute sind und was er verdienen würde und wie das alles so ausschaut
und ich fand, das ist doch toll, was der da erzählt und dann habe ich richtig gemerkt, dass alles
ihm gegen den Strich geht. Dann dachte ich mir, das kannst du nicht machen, du kannst nicht einen Mann
heiraten, wir waren zu dem Zeitpunkt noch nicht verheiratet, das war dann ein paar Wochen später,
du kannst nicht einen Mann heiraten, der wegen dir einen Beruf ergreift, den er nicht ergreifen will
und mir hat das aber gefallen, ich war immer gut in Mathe und ich dachte, das klingt doch gut, was
der da erzählt, hatte noch nie von so etwas gehört, Elektronenhirne, sagte man zum damaligen
Zeitpunkt zu den Computern und dann habe ich gesagt, das könnte ich doch machen und dann hat er gesagt,
du, habe ich gesagt, ja, das kann ich doch machen und dann habe ich mich bei dieser Firma bei demselben
Menschen vorgestellt, bei dem sich mein Mann vorgestellt hatte, der hat auch ein bisschen
gestaunt und dann hat er gesagt, ja, aber da müssten sie einen ziemlich schwierigen Test machen. Es
gab damals noch keinerlei Ausbildung dafür, da komme ich aber später noch mal drauf und zwar
bei der Herstellerfirma, das war in diesem Fall die Firma Remington, ich habe diesen Test gemacht,
mir erschien er als ein besserer Intelligenztest der Zeitschrift Brigitte und mit einem gewissen
mathematischen Einschlag, ich sage noch einmal, ich habe Mathematik immer sehr, sehr gerne gehabt,
ich war teilweise die Klassenbeste in Mathe, allerdings an einer Mädchenschule, ich weiß nicht,
ob es mir bei gemischten Klassen auch gelungen wäre, nicht weil ich weniger gekonnt hätte,
sondern schlicht und einfach, weil also junge Frauen in gemischten Klassen, glaube ich,
in naturwissenschaftlichen Fächern mehr Schwierigkeiten haben als Jungen, wobei die
Jungen in meinen Augen bei den Sprachen benachteiligt werden. Also ich habe den Test
mit Glanz und Gloria bestanden, der Geschäftsstellenleiter, der Herr Germashausen von der Firma Remington,
damals kam also extra aus seinem Büro zu mir und hat gesagt, ich hätte das als die Beste in Bayern
bestanden und ob ich nicht bei ihnen anfangen wollte und dann habe ich gefragt, wie denn es
auch schauen würde, weil mir ging es ja jetzt nur darum, irgendjemand muss ja Geld heranschaffen und
dann hat er gesagt, ja, also ich würde einen Lehrgang besuchen und dann würde ich das
irgendwann können und dann würde ich mal in Frankfurt und mal in Hamburg und mal in München
und mal sonst irgendwann in Düsseldorf eingesetzt werden, dann habe ich gesagt, wissen Sie was,
ich erwarte ein Kind, ich werde zwar, wenn das Kind da ist, wiederkommen, aber das kann ich mir
nun dennoch nicht vorstellen. Ich hätte dort 500 Mark verdient, damals 1961, im Monat wohlgemerkt,
Brutto, bei der Quelle nur 300 Mark, ich bin dann trotzdem zur Firma Quelle gegangen, die mich
Presenters
Renate Schmidt
Zugänglich über
Offener Zugang
Dauer
00:29:17 Min
Aufnahmedatum
2007-05-04
Hochgeladen am
2017-07-06 14:12:07
Sprache
de-DE