Meine sehr verehrten Damen und Herren, durch die PISA-Studie ist mit einem Schlag deutlich
geworden, dass der Ruck durch Deutschland mit Bildung und Schule zu tun hat.
Und das bedeutet auch mit Schulfächer.
Wir kommen an der Fächerdiskussion nicht vorbei.
Was soll gelernt werden?
Diese Diskussion wird wenig geführt, weil es am einfachsten ist, wie bisher, weiterzumachen.
Nun geht eine solche Diskussion nicht ohne einen Schuss KANNIBALISMUS.
Denn wer etwas hinzuverlangt, muss woanders etwas wegnehmen.
Diese notgedrungen kannibalistische Diskussion will ich am Beispiel der Schulfremdsprachen
führen, der Fremdsprachen in einer globalisierten Welt.
Um sie kämpferisch einzustimmen, in die eine oder die andere Richtung, sage ich Ihnen auch
gleich meine zentrale These.
Sie betrifft die lateinische Sprache und lautet, wir können uns die Schulfremdsprache Latein
nicht mehr leisten, auf keinen Fall in dem in Bayern gepflegten Ausmaß.
Suchen wir zuerst nach statistischen Auffälligkeiten.
Wie viel Prozent der deutschen Schüler lernen Englisch?
Die zweite Fremdsprache in Deutschland ist Französisch.
Wie viel Prozent der deutschen Schüler lernen Französisch?
17 %.
Das ist weniger als ein Viertel.
Nun werden Sie sagen, diese niedrige Zahl stammt wohl in erster Linie aus den frankreichfernen
Bundesländern wie Niedersachsen, Hamburg, Schleswig-Holstein und natürlich aus den
neuen Bundesländern, die von Frankreich noch weiter weg sind.
Wir in Bayern liegen natürlich über dem Bundesdurchschnitt.
Das Gegenteil ist der Fall.
Wie Sie sehen, ist das Saarland oben.
Bayern liegt abgeschlagen auf dem letzten Platz.
Nimmt man einmal das allerdings außer Konkurrenz startende Saarland aus, dann ist das weit
von Frankreich entfernte Brandenburg Sieger.
Wie ist das zu erklären?
Nun, es muss an der Konkurrenz der Sprachen liegen.
Denn das Feld der Schulfremdsprachen ist eine Kampfstätte, und der Kampf wird mit harten
Bandagen geführt.
Einzig Englisch ist aus diesem Kampf ausgenommen.
Es ist so stark, dass der Kampf nur auf den Plätzen stattfindet.
Die Konkurrenten von Französisch sind theoretisch Spanisch, Italienisch, Russisch und Latein.
Wirklich relevant dabei ist aber nur Latein.
Denn mit Latein haben wir eine zweite bayerische Auffälligkeit berührt, die in Exception
Bavaroise berührt.
Das im Französischen, nämlich auf dem letzten Platz liegende Bayern, steht im Lateinischen
auf Platz 1.
Mit 9 % liegt Bayern über dem Bundesdurchschnitt von 6 %.
Die bisherigen Zahlen betrafen das gesamte Schulwesen.
Im Zentrum des Fremdsprachenlerns steht aber natürlich das Gymnasium.
Deshalb will ich mich jetzt den Zahlenverhältnissen im Gymnasium zuwenden, also Gymnasialschüler
in Bayern.
Wie Sie sehen, English 93,5 %. Die Zahl in eckigen Klammern dahinter ist die Zahl von
Gesamtdeutschland.
Das hält sich also etwa in dem gleichen Rahmen.
Presenters
Prof. Dr. Franz Josef Hausmann
Zugänglich über
Offener Zugang
Dauer
00:29:21 Min
Aufnahmedatum
2006-01-26
Hochgeladen am
2017-07-06 14:34:59
Sprache
de-DE