Das ist ein Wort, was Sie sicherlich alle kennen. Die meisten von Ihnen fühlen sich
wahrscheinlich gestresst, wenn Sie unter Zeitdruck leiden oder wenn die To-Do-Liste immer wieder
viel zu lang wird oder aber wenn Sie vielleicht viel zu viele Aufgaben gleichzeitig erledigen
müssen. Und damit wären wir schon bei meinem Habilitationsthema. Ich habe mich nämlich
mit Multitasking beschäftigt. Auch ich war während meiner Habilitationszeit sehr häufig sehr stark
gestresst und es lag vor allem daran, dass ich mit der Habilitation während der Corona-Pandemie
angefangen habe. Und Sie erinnern sich bestimmt alle, wir saßen im Homeoffice, wollten arbeiten,
dann hat das Festnetztelefon geklingelt. Wir waren eigentlich parallel eh schon am Handy. Bei vielen
waren vielleicht die Kinder zu Hause, wir waren in Homeschooling involviert, haben so ganz nebenbei
noch den Haushalt geschmissen, waren also sehr aktiv beim Multitasking. Und Ihnen wird es
wahrscheinlich genauso wie mir gegangen sein, dass auch Sie sich sehr gestresst gefühlt haben in
diesen Multitasking-Situationen. Dass wir uns nun aber gestresst fühlen, das bedeutet noch gar nicht,
dass auch unser Körper gestresst reagiert. Und genau mit dieser Frage habe ich mich in
meiner Habilitation beschäftigt, ob wir denn tatsächlich auch eine biologische Stressreaktion
zeigen, wenn wir Multitasking-Anforderungen ausgesetzt sind. Das meine ich mit biologischem
Stress. Wenn wir gestresst sind, werden in unserem Körper im Wesentlichen zwei Stresssysteme
aktiviert. Die erste Reaktion ist die Reaktion des sogenannten sympathischen Nervensystems,
das es evolutionär in uns verankert und hat bereits unsere Vorfahren darauf vorbereitet,
in Gefahrensituation, wenn der Säbelzahn-Tiger vor uns stand, entweder gegen ihn zu kämpfen oder
vor ihm zu fliehen. Das zweite Stresssystem ist die sogenannte Hypothalamus-Hypophysen neben ihren
Rindenachse und bei deren Aktivierung das bekannte Stresshormon Cortisol freigesetzt wird. Beides
musste ich natürlich messen. Das sympathische Nervensystem zu erfassen, das war relativ einfach.
Dazu habe ich meinen Probanden eigentlich wie beim Sport einen Brustroth angelegt, ihnen eine Sportur
gegeben und die Herzrate, also den Puls aufgezeichnet, um Stresshormone zu messen. Also das
Cortisol war das Ganze ein bisschen schwieriger. Dazu habe ich so Wattegurchen gebraucht. Ich habe
ihnen ja immer eins mitgebracht. Ist so ähnlich wie beim Zahnarzt. Die Probanden mussten das öffnen,
an den Mund führen, wie so ein Schott in den Mund nehmen, eine Minute im Mund belassen, so dass ich
sehr schön mit Speichel vollsaugen konnte, haben sie wieder zurückgespuckt und ich konnte dann im
Labor Stresshormone aus den Speichelproben bestimmen. Was mussten meine Probanden nun machen? Sie
wurden randomisiert, unterschiedlichen Bedingungen zugeordnet. Die erste Gruppe, die hatte noch
richtig Glück, die musste einfach nur eine Aufgabe am Computer bearbeiten. Die zweite Gruppe, die hatte
noch ein bisschen Glück, wurde ein zweiter Computer in den Raum gestellt und musste parallel am
zweiten Computer eine zweite Aufgabe bearbeiten. Die dritte Gruppe, die weniger Glück hatte, das
war meine Multitaskinggruppe, die hat beide Aufgaben parallel durchgeführt und dann war noch
eine Person im Raum, die noch Interviews mit ihnen geführt hat und sie mussten auch noch Fragen
richtig beantworten. Das Ganze sah dann so aus, die Probanden haben die Aufgaben durchgeführt,
vorher und hinterher wurden Speichelproben mit diesen Röhrchen genommen und ich habe die ganze
Zeit die Herzrate aufgezeichnet. Das Ergebnis war nun, dass wir sehen es hier ganz schön, in der
Multitaskinggruppe tatsächlich das sympathische Nervensystem aktiviert wurde, ebenfalls in der
Dualtaskinggruppe, aber nicht ganz so stark und ich habe keine Reaktion in der Singletaskinggruppe
gefunden. Für Cortisol, also unser so berühmtes Stresshormon, konnte ich leider nichts finden,
in allen Gruppen habe ich das gleiche Muster entdeckt, einen Abfall tatsächlich. Also so
gesehen haben sich die Probanden tatsächlich entspannt, aber insgesamt kann ich schon
Schluss folgern, Multitasking erzeugt biologischen Stress, aber ich habe ein ganz spezifisches
Reaktionsmuster gefunden. Es wurde nämlich eine Kampf- oder Fluchtreaktion initiiert, aber der
Cortisol-Spiegel ist nicht angestiegen und wie jede gute Wissenschaftlerin im deutschen
Wissenschaftssystem hatte ich natürlich einen Nebenjob während meiner Habilitationszeit und ich
habe nebenbei als Fitnesstrainerin gearbeitet und da kam mir die Idee, dass ich doch auch mal
untersuchen könnte, ob nicht Krafttraining zu ähnlichen biologischen Stressreaktionen führt,
wie ich sie auch fürs Multitasking vermutet hatte. Die Idee dahinter war, dass wir ja, wenn wir
Zugänglich über
Offener Zugang
Dauer
00:06:17 Min
Aufnahmedatum
2023-10-24
Hochgeladen am
2023-10-26 12:36:05
Sprache
de-DE
Science Slam bei den FAU Awards 2023 über die Habilitationsschrift: Biopsychologische Untersuchungen der Wechselwirkung zwischen Stress und kognitiven Funktionen im Zusammenhang von psychischer und physischer Gesundheit