Liebe Studierende, ja, ja, damit meine ich Sie jetzt alle. Denn wer außer Studierenden kommt
freiwillig zu einer Vorlesung und obendrein noch zu einer Physikvorlesung. Gut, über das
freiwillig denken wir noch mal nach. Halt, halt, stopp, Entschuldigung, das war mein künstliches
Ich. Sie heißt Erika I. und hat jetzt erstmal Pause. Liebe Studierende und Wissbegierige,
herzlich willkommen zur Weihnachtsvorlesung der Erlanger Physik, die wie jedes Jahr Teil
der Vorlesungsreihe Collegium Alexandrinum ist. Elektrizität und Magnetismus sind zwei Grundpfeiler
der Physik. Ohne sie würde uns das wichtigste im Leben fehlen, das Handy. Ohne Magnete gäbe es
auch die Magnetresonanz-Tomographie nicht und man könnte keinen faszinierenden Blick in unser
Inneres werfen. Die Stärke des magnetischen Flusses, landläufig auch als Magnetfeldstärke
bezeichnet, trägt die Einheit Tesla. Nikola Tesla wurde 1856 im damaligen Kaiserreich Österreich
geboren und gilt als einer der Erfinder des Elektromotors. Deshalb sind auch die Autos von
Elon Musk mit dem Namen Tesla benannt. Tesla widersprach übrigens der Theorie, dass Atome
aus kleineren subatomaren Teilchen bestehen und er meinte auch, dass es keine Elektronen gäbe,
die eine elektrische Ladung erzeugen würden. Die Benennung der physikalischen Einheit nach ihm
erfolgte 1960, 17 Jahre nach Teslas Tod. Magnetismus gibt es nicht ohne Elektrizität und der
Elektromotor sollte deshalb besser Elektromagnetmotor heißen. Wir bleiben aber zunächst mal beim
statischen Magnetfeld und wie es erzeugt wird. Hierzu nutzen wir die Erkenntnisse von James
Clarke Maxwell, der von 1831 bis 1879 lebte und diese in seinen vier Gleichungen zusammengefasst
hat. Die sind Ihnen ja allen bekannt. Sie besagen, dass das elektrische Feld von Ladungen ausgeht,
die Feldlinien haben einen Anfang und ein Ende bei einer positiven und einer negativen Ladung,
das Magnetfeld dagegen ist quellenfrei und die magnetischen Feldlinien sind geschlossen. Es gibt
keine magnetischen Ladungen. Die anderen Gleichungen besagen, dass die beiden Felder
elektrisch und magnetisch gekoppelt sind, wenn sie sich zeitlich verändern. Dies ist die Grundlage
elektromagnetischer Wellen wie zum Beispiel Licht- oder Radiowellen, die sich auch im leeren Raum
ausbreiten können. Die hier wichtigste Gleichung besagt, dass ein elektrischer Strom ein Magnetfeld
um sich herum erzeugt und ist die Grundlage der Erzeugung von Magnetfeldern mit Spulen.
In einem metallischen Draht sind viele Elektronen fast frei beweglich. Schließt man an die beiden
Enden des Drahtes eine Batterie an, erzeugt man im Draht einen Strom. Nach Maxwell erzeugt dieser
Strom ein Magnetfeld um den Draht herum. Die Feldstärke ist dabei proportional zur Stromstärke
im Draht, das heißt der doppelte Strom erzeugt das doppelte Magnetfeld. Allerdings sind die
Elektronen eben nur fast frei beweglich. Sie werden durch Stöße auf ihrem Weg durch den Draht immer
wieder von der geraden Linie abgelenkt. Diese Stöße kosten Energie, die als Wärme im Draht
verbleibt. Der Draht wird heiß und brennt bei einer hohen Stromstärke wie eine Sicherung durch.
Das haben Sie gerade gesehen. Damit ist der erreichbaren Magnetfeldstärke eine Grenze
gesetzt. Diese Grenze kann man aber sehr stark nach oben verschieben, wenn man einen
supraleitenden Draht verwendet. Kühlt man zum Beispiel einen Draht aus der Legierung NIOG-13
mit verflüssigtem Heliumgas auf eine Temperatur von minus 269 Grad ab, das sind nur gut vier Grad
über dem absoluten Nullpunkt der Temperaturskala verschwindet sein Widerstand. Jeweils zwei
Elektronen in dem Draht gehen dann trotz der Abstoßung durch ihre gleichen Ladungen eine
Bindung ein und verlieren bei den Stößen keine Energie mehr. Scheint zunächst unmöglich, ist
aber so. Um es noch mal zu betonen, der supraleitende Draht hat dann wirklich keinen Widerstand mehr,
nicht einmal ein bisschen. Die Magnetfelder mehrerer Drähte addieren sich. Ordnet man die
Drähte geschickt an, kann man aus den Beiträgen der einzelnen Drähte ein beliebiges Magnetfeld
aufbauen. Es entsteht eine Spule, die in ihrem Inneren ein homogenes Feld aufbaut. Das Innere
der Spule ist übrigens das Loch im Magnetresonanztomographen. Es gilt, je stärker
und homogener das Magnetfeld, desto besser das Bild. Der Draht der Hauptspule in einem MRT ist
supraleitend. Das ist nötig, weil der Strom im Draht der Spule so groß sein muss, dass ein
ordentliches Magnetfeld entsteht. Im Sinne von Tesla, am besten viele Tesla stark. Ein Draht mit
Widerstand kann das nicht leisten. Da der supraleitende Strom ohne Widerstand fließt,
kann man, nachdem man einmal den Kreisstrom in einer Spule gestartet hat, die Spule kurz schließen
Zugänglich über
Offener Zugang
Dauer
01:37:40 Min
Aufnahmedatum
2023-12-14
Hochgeladen am
2023-12-19 22:07:32
Sprache
de-DE