Ja, schönen guten Abend. Ich finde es sehr schön, dass ihr alle das Risiko auf euch genommen habt,
hier heute herzukommen, besonders unsere männlichen Zuschauer. Denn ich weiß nicht,
habt ihr es mitbekommen, Ende letzten Jahres kam eine brisante Studie raus,
The Darwin Awards, wo eben festgestellt wurde, dass vor allem Männer diese Darwin Awards gewinnen
und also sehr viel wahrscheinlicher an idiotischem Verhalten sterben als Frauen,
weil sie einfach unnötige Risiken in Kauf nehmen.
Darum soll es heute auch gehen, das Thema Risiko. Und ich will mich da auf eine Theorie beziehen
von einem deutschen Soziologen, Ulrich Beck ist sein Name, die Weltrisikogesellschaft.
Was hat es mit unserer Weltrisikogesellschaft auf sich? Schauen wir uns das mal an.
Aha, von unterschiedlichen Risikowahrnehmungen dominiertes modernes Denken resultieren aus
den nicht inszenierten Lienfolgen moderner Errungenschaften, lehren sich zu Situationen
der möglichen Zukunftsinfektastrophe als Handlungsmutter des Präsens.
Ich denke, Sie denken, es ist gerade, wenn ich das so sehe. Och nee, sieht ja kompliziert aus.
Halt Stopp, das machen wir ein bisschen anders, halb so wild.
Ich werde es in einem konkreten Beispiel mal verdeutlichen. Ich erzähle mal eine kleine Geschichte.
So, es war einmal vor gar nicht allzu langer Zeit, da lebte der Edleritter Edward in einem
großen, mächtigen Königreich. Er arbeitete dort vor einem geheimen Ritterorden, dessen Aufgabe es
war, die Freiheit der Menschen im Königreich von aller Art Bösewichte und Finsterlinge zu
beschützen. Der geheime Orden der NSA. Doch Edward musste bald feststellen, dass sein Orden für diesen
edlen Zweck zusammen mit Geheimorden vieler anderer Königreiche weltweit die Menschen
massenweise in ihrer Privatsphäre überwachte. Da er dem gemeinen Pöbel immer schon sehr
wohlgesonnen gegenüber stand, war er der Überzeugung, dass dieser selbst über sein
Schicksal entscheiden sollte. Denn war es wirklich Freiheit, wenn einem ein großer Bruder permanent
über die Schultern schaut. Edward veröffentlichte deshalb seine geheimen Erkenntnisse und begab sich
auf eine spektakuläre Flucht. Diese führte ihn schließlich in das weit entfernte Märchenland
des zentaurinartigen Königs, Vladimir dem Maskulinen. Edwards Boss, König Barak der Große,
schannte verwudt, denn seine Schergen konnten Edward im Königreich des Zentaurin Königs
nichts anhaben. Aber er war auch von großer Sorge geplagt, denn seine treue Verbündete, pardon
Vasallen, Königin Angela die Energische, hatte wegen ihn nur mächtige Schwierigkeiten. Sie musste
von ihren Bürgern nun nämlich so tun, als ob Baraks Abführ- und Spielpraktiken gegen das Königreich
ihr ernsthaft missfallen würden. Dabei profitierten doch ihre eigenen Geheimorden von den Daten,
zu denen ihn wegen lästigen Bürgerschutzgesetzen selbst der Zugang fehlte. So begann auch im
Königreich Angela's der Energischen eine wilde Debatte darüber, ob es nötig und angemessen sei,
die Menschen für die eigene Sicherheit massenweise zu überwachen. Aber obwohl viele Bürger damit
unzufrieden waren, so änderte sich eigentlich nichts. Außer dass zum Schutze von Bösewichten
und Finsternlingen Angela die Energische mit der Vorratsdatenspeicherung nun noch mehr über
die Bürger wissen möchte, natürlich nur zu ihrem Besten. Und wenn sie nicht gestorben sind,
dann spitzeln sie noch heute. Ich habe mich einmal verklickt, aber das macht nichts. Was hat es jetzt
mit unserer Weltrisiko-Gesellschaft zu tun? Ziemlich viel, denn unsere Weltrisiko-Gesellschaft,
das warte ich doch glatt noch ab. Perfekt. Unsere Weltrisiko-Gesellschaft ist nämlich von dem neuen
Denktypus umgeben, nämlich von dem Denktypus des Risikos. Und ja, in der Vormoderne war Gott
der allmächtige Lenker der Menschen und durch die Sekularisierung und die Moderne ist ein neuer
Denktypus, ein neuer Weltlenker in die Köpfe vieler Menschen eingezogen, nämlich der des
Risikos. Und durch die Nationalstaaten versuchte man eben, oder der Mensch hatte eben die Idee der
Kontrollierbarkeit, er schreibt seine Geschichte selber, er hat alles fest in der Hand. Und das
versuchte man eben in Nationalstaaten dann umzusetzen und zu schaffen. Es gibt jetzt allerdings auch,
laut Beck, noch eine zweite reflexive Moderne, die ja Bezug auf die erste Moderne nimmt. Denn
es sind sogenannte nichtentzündierten Nebenfolgen aus der ersten Moderne, die entstehen durch deren
Erfolge und diese Nebenerfolgen werden eben zu den neuen Risiken in unserer Weltrisiko-Gesellschaft.
Und das Problem ist jetzt, die Institutionen, die in der Moderne selbst mit entstanden sind,
Presenters
Ramon Glienke
Zugänglich über
Offener Zugang
Dauer
00:11:33 Min
Aufnahmedatum
2015-07-14
Hochgeladen am
2015-09-02 16:40:04
Sprache
de-DE