Sehr geehrter Herr Präsident, sehr geehrte Vizepräsidentinnen und Vizepräsidenten,
liebe Kolleginnen und Kollegen, meine sehr verehrten Damen und Herren, ich freue mich sehr,
dass ich heute hier sein und Ihnen einen kurzen Einblick in mein Habilitationsthema ergeben darf,
das den Titel trägt, automatische Informationsverarbeitung im Toleranzmanagement
im Kontext von Industrie 4.0. Bevor ich jetzt allerdings in die Tiefe gehe und quasi in den
Inhalt einsteige, möchte ich zunächst einmal einen sehr zentralen Begriff in diesem Titel klären,
nämlich den der Toleranz bzw. des Toleranzmanagements. Und Toleranz im Allgemeinen,
ich denke, das ist Ihnen aus dem täglichen Leben bekannt, kann man unter anderem auch übersetzen oder
auch definieren als Duldsamkeit, also das heißt, ganz allgemein als einen gelten lassen und gewähren
lassen anderer oder fremder Überzeugungsweisen, Handlungsweisen und Sitten. Jetzt komme ich
natürlich von der technischen Fakultät und in diesem Sinne möchte ich quasi auch Toleranz
nicht im Allgemeinen verstehen, sondern natürlich in einem technischen Sinne und in einem technischen
Sinne versteht man den Begriff der Toleranz quasi als eine Möglichkeit, zulässige Bauteilabweichungen
einzuschränken. Das hat einfach damit zu tun, dass jedes Bauteil, auch wenn es noch so klein ist oder
noch so groß ist, wenn es gefertigt wird, immer gewisse Macken hat. Das ist immer ein bisschen
kleiner als es eigentlich sein soll oder ein bisschen größer, ist nicht ganz so rund, wie es
eigentlich sein soll, es hat immer gewisse Abweichungen und mit Toleranzen können wir eben
diese zulässigen Abweichungen einschränken von dem jeweiligen realen Bauteil in Vergleich zu
seiner N-Geometrie. Sie können sich das jetzt hier vorstellen, mal an einem stark vereinfachten
Zahnrad. Das soll also idealerweise ein Durchmesser von 50 Millimetern haben und alles, was quasi
zwischen 49,9 Millimetern und 50,1 Millimetern hat, das wird noch geduldet, das ist noch okay,
alles was außerhalb dieser Grenzen liegt, ist dann quasi ein Ausschussteil. Das heißt Toleranzen
legen die Grenzen fest, in denen sich eben die realen Werkstücke befinden müssen. Und in der
Realität gibt es nicht nur relativ einfache Maße, Länge, Höhen, Breiten, sondern wie angesprochen
müssen die Bauteile natürlich auch andere Eigenschaften erfüllen, die müssen zum Beispiel
rund sein und es dürfen nicht eckig sein oder dergleichen, je nachdem. Und deswegen schaut es in
der Realität relativ kompliziert aus, diese Toleranzen festzulegen und auf technischen
Zeichnungen zu hinterlegen. Und das Toleranzmanagement als Querschnittstätigkeit beschäftigt sich eben
damit, diese Toleranzen zu steuern und diese Toleranzen dann auch entsprechend weiterzugeben
und zu kommunizieren. Und das ist sehr, sehr wichtig heutzutage, vor allem auch in der Industrie,
im Maschinenbau ganz klar, weil dort ist es natürlich aktuell so, dass Toleranzen sehr,
sehr oft händisch weitergegeben werden. Das sehen Sie jetzt hier mal beispielhaft dargestellt,
wenn jetzt zum Beispiel jemand in der Produktentwicklung ein Auto konstruieren
möchte oder ein Flugzeug oder vielleicht auch eine Windenergieanlage, dann bestehen diese
technischen Systeme aus ganz vielen Einzelteilen. Und für jedes dieser Einzelteile muss dann quasi
in der Konstruktion geklärt werden, wie groß quasi diese Bauteile abweichern sein dürfen. Und es muss
auf so eine technische Zeichnung geschrieben werden, die Sie quasi gerade schon schemenhaft
gesehen haben. Und diese technische Zeichnung, die wird dann weitergegeben in die Fertigung und dort
müssen wiederum Menschen diese technische Zeichnung lesen. Und wenn Sie eine sehr komplexe
technische Zeichnung haben, dann kann es schon sein, dass es gar nicht so einfach ist zu verstehen,
was da eben genau drauf steht. Und es kann auch sehr, sehr leicht dann passieren, dass Sie gewisse
Informationen, gewisse Toleranzen, die auf der Zeichnung stehen, dass Sie die falsch übernehmen
und im Prinzip quasi Übertragungsfehler machen. Und dann führt es im schlimmsten Fall dazu,
dass eben die Bauteile, die aus diesen Fertigungsprozessen dann rauskommen,
eben deutlich zu groß, deutlich zu klein oder eben einfach zu stark abweichungsbehaftet sind.
Und deshalb wiederum dann zur Folge, dass im schlimmsten Fall sich diese Bauteile überhaupt
nicht montieren lassen oder dass es gegebenenfalls Schwierigkeiten in der Effizienz gibt,
dass vielleicht dann das Flugzeug mehr Kerosin verbraucht, als es eigentlich müsste oder dass
es vielleicht auch zu Geräuschemissionen kommt oder dergleichen. Das bedeutet also,
diese aktuelle Herangehensweise, dass man diese Toleranzinformationen über technische
Zugänglich über
Offener Zugang
Dauer
00:07:07 Min
Aufnahmedatum
2024-10-29
Hochgeladen am
2024-10-29 13:06:09
Sprache
de-DE
Science Slam von Prof. Dr.-Ing. habil. Benjamin Schleich, Habilitationspreis der Technischen Fakultät, FAU Awards 2024: „Automatische Informationsverarbeitung im Toleranzmanagement
im Kontext von Industrie 4.0“