1 - Paläographie [ID:730]
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Was wir im Grunde genommen im Semester machen werden bei der Parallelgrafie ist drei Arten

von Texten aufarbeiten und zwar Deutsch, Latein und Englisch. Das Problematische ist, hier

in diesem Saal dürfen wir nur die englischen und lateinischen Texte durchnehmen, weil die

Archive, obwohl ich angefangen habe Anfang Januar zu schreiben, noch nicht eine Freigabe

verfügt haben. Deutsche Verwaltung malt sehr langsam. Deswegen würde ich persönlich vorschlagen,

besonders für diejenigen, die den Schein machen wollen, wir finden irgendwo einen Termin

am Freitag. Ich bin Freitag den gesamten Tag im Büro und ich lasse eine kleine Liste hier

durchgehen und ich würde euch bitten, einfach mal einzutragen, wann ihr könnt, maximal

drei zu irgendeiner Einzelstunde, maximal. Also wenn es euch passt, wenn diese vier Termine

nicht passen, dann schreibt mal was ähnliches hin. Wir finden einen Weg und dann üben wir

die deutschen Texte, obwohl sie nicht auf Netz sind und dann, deutsche Parallelgrafie ist

sehr, sehr einfach. Es ist noch einfacher als Englisch und Englisch ist viel einfacher

als Latein. Vor dem Latein braucht man keine Angst zu haben, wir lesen juristische Quellen

und sie sind erst einmal sehr wiederholsam und zweitens ausgesprochen formelhaft mit

der Folge, dass wenn man ein Konstrukt verstanden hat, dann kommt es immer wieder. Also wir

werden das Latein ganz langsam und geduldig durchnehmen, ihr werdet lange Listen von Präpositionen

mit dem entsprechenden Kasus, wir werden die Deklinationen durchnehmen, man hilft sich

ein bisschen, wenn man die alte Schulgrammatik ausgräbt und sich kurz mal Porta, Portae,

Portet, Portam, Porta einprägt, aber auswendig lernen muss man gar nichts. Die Prüfung am

Ende wird daraus bestehen, dass man sozusagen in die Archivsituation versetzt wird, das

heißt ihr kriegt jeweils ein Stück auf Deutsch, Englisch und Latein, das ihr nie gesehen

habt. Und die Frage ist nicht, ob man es flüssig lesen kann, sondern ob man die Regeln und

die Hilfsmittel ausreichend anwenden kann, sodass ich die Zuversicht gewinne, wenn ihr

mal tatsächlich im Archiv sitzt, dann werdet ihr nicht nach einer Viertelstunde panikerfüllt

rausrennen und sagen, ich mach Zeitgeschichte, das Zeug kann kein Mensch lesen. Aber das

ist wirklich die Archivsituation, kein Mensch geht ins Archiv und sagt, ich bestelle mir

eine Urkunde, die längst editiert sind und schau mal sozusagen mit der Auflösung daneben,

das ist ein bisschen wie die Auflösung von Kreuzworträtseln in einer Zahnarztpraxis,

das hat schon irgendjemand gemacht und es macht keinen Spaß. Also das ist es, das Ziel

der ganzen Übung ist euch so weit zu bringen, dass ihr euch unabhängig im Archiv helfen

könnt, wenn ein unbekanntes Stück aus welcher Zeit auch immer euch vorgelegt wird. Mehr

ist dazu nicht notwendig. Für die Prüfung machen wir irgendwann mal im Juli einen Termin

aus, mir ist es auch egal, ob es im August ist, irgendwann mal fällt das Beil, weil wir

schlicht und ergreifend in Erlangen jetzt eine elektronische Notenerfassung haben und

die zwingen uns Dozenten dazu, irgendwann mal nach vier oder sechs Wochen eine Note

einzutragen. Wenn es bis dahin nicht eingetragen ist, geht es nicht und ihr seid alle durchgefallen.

Also wie auch immer der Termin, ich würde vorschlagen ungefähr Semesterende plus minus

zwei Wochen, wer es nicht das erste Mal schafft, der kriegt so ein paar Hinweise, wie man sich

ordentlich vorbereiten könnte und man meldet sich per E-Mail zwei Tage oder zwei Wochen

später an, bislang ist keiner durchgefallen. Okay, so weit so gut, der Schein gilt für

die Hilfswissenschaften. Ihr dürft in die Prüfung alle erdenklichen Unterlagen reinbringen,

wie ihr wollt. Alle Aufzeichnungen, alle Notizen, alles was ihr wollt, genau wie im Archiv.

Das einzige, was das Archiv verbietet, ist, dass man etwas vom Archiv rausnimmt, aber

was man reinnimmt, ist egal. Hauptsache, es bestätigt die Dokumente nicht. Gut, so weit

so gut, die Frage ist erstmal, was ist denn überhaupt Palliografie? Und wenn man das

Ganze auf die Grundsätze reduziert, tun wir nichts anderes als eine Dekodierung. Es sind

irgendwelche Zeichen auf irgendeinem Beschreibstoff und es ist völlig egal, ob das Stein ist

oder Pergament oder Papier oder was weiß ich, Birkenrinden und aus diesen Zeichen erkennen

wir erstmal Buchstaben, die Buchstaben formen wir zu Worten zusammen und irgendwann mal

lesen wir einen Fließtext. Einfach hinlegen, das packe ich schon. Der Vorteil der mittelalterlichen

Teil einer Videoserie :

Zugänglich über

Offener Zugang

Dauer

01:29:39 Min

Aufnahmedatum

2010-04-26

Hochgeladen am

2011-04-11 13:53:28

Sprache

de-DE

Tags

Paläographie Lehre Schriften Analyse Buchstabenformen Abkürzungen Datierungsmöglichkeit Schreibmaterial
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