Was wir im Grunde genommen im Semester machen werden bei der Parallelgrafie ist drei Arten
von Texten aufarbeiten und zwar Deutsch, Latein und Englisch. Das Problematische ist, hier
in diesem Saal dürfen wir nur die englischen und lateinischen Texte durchnehmen, weil die
Archive, obwohl ich angefangen habe Anfang Januar zu schreiben, noch nicht eine Freigabe
verfügt haben. Deutsche Verwaltung malt sehr langsam. Deswegen würde ich persönlich vorschlagen,
besonders für diejenigen, die den Schein machen wollen, wir finden irgendwo einen Termin
am Freitag. Ich bin Freitag den gesamten Tag im Büro und ich lasse eine kleine Liste hier
durchgehen und ich würde euch bitten, einfach mal einzutragen, wann ihr könnt, maximal
drei zu irgendeiner Einzelstunde, maximal. Also wenn es euch passt, wenn diese vier Termine
nicht passen, dann schreibt mal was ähnliches hin. Wir finden einen Weg und dann üben wir
die deutschen Texte, obwohl sie nicht auf Netz sind und dann, deutsche Parallelgrafie ist
sehr, sehr einfach. Es ist noch einfacher als Englisch und Englisch ist viel einfacher
als Latein. Vor dem Latein braucht man keine Angst zu haben, wir lesen juristische Quellen
und sie sind erst einmal sehr wiederholsam und zweitens ausgesprochen formelhaft mit
der Folge, dass wenn man ein Konstrukt verstanden hat, dann kommt es immer wieder. Also wir
werden das Latein ganz langsam und geduldig durchnehmen, ihr werdet lange Listen von Präpositionen
mit dem entsprechenden Kasus, wir werden die Deklinationen durchnehmen, man hilft sich
ein bisschen, wenn man die alte Schulgrammatik ausgräbt und sich kurz mal Porta, Portae,
Portet, Portam, Porta einprägt, aber auswendig lernen muss man gar nichts. Die Prüfung am
Ende wird daraus bestehen, dass man sozusagen in die Archivsituation versetzt wird, das
heißt ihr kriegt jeweils ein Stück auf Deutsch, Englisch und Latein, das ihr nie gesehen
habt. Und die Frage ist nicht, ob man es flüssig lesen kann, sondern ob man die Regeln und
die Hilfsmittel ausreichend anwenden kann, sodass ich die Zuversicht gewinne, wenn ihr
mal tatsächlich im Archiv sitzt, dann werdet ihr nicht nach einer Viertelstunde panikerfüllt
rausrennen und sagen, ich mach Zeitgeschichte, das Zeug kann kein Mensch lesen. Aber das
ist wirklich die Archivsituation, kein Mensch geht ins Archiv und sagt, ich bestelle mir
eine Urkunde, die längst editiert sind und schau mal sozusagen mit der Auflösung daneben,
das ist ein bisschen wie die Auflösung von Kreuzworträtseln in einer Zahnarztpraxis,
das hat schon irgendjemand gemacht und es macht keinen Spaß. Also das ist es, das Ziel
der ganzen Übung ist euch so weit zu bringen, dass ihr euch unabhängig im Archiv helfen
könnt, wenn ein unbekanntes Stück aus welcher Zeit auch immer euch vorgelegt wird. Mehr
ist dazu nicht notwendig. Für die Prüfung machen wir irgendwann mal im Juli einen Termin
aus, mir ist es auch egal, ob es im August ist, irgendwann mal fällt das Beil, weil wir
schlicht und ergreifend in Erlangen jetzt eine elektronische Notenerfassung haben und
die zwingen uns Dozenten dazu, irgendwann mal nach vier oder sechs Wochen eine Note
einzutragen. Wenn es bis dahin nicht eingetragen ist, geht es nicht und ihr seid alle durchgefallen.
Also wie auch immer der Termin, ich würde vorschlagen ungefähr Semesterende plus minus
zwei Wochen, wer es nicht das erste Mal schafft, der kriegt so ein paar Hinweise, wie man sich
ordentlich vorbereiten könnte und man meldet sich per E-Mail zwei Tage oder zwei Wochen
später an, bislang ist keiner durchgefallen. Okay, so weit so gut, der Schein gilt für
die Hilfswissenschaften. Ihr dürft in die Prüfung alle erdenklichen Unterlagen reinbringen,
wie ihr wollt. Alle Aufzeichnungen, alle Notizen, alles was ihr wollt, genau wie im Archiv.
Das einzige, was das Archiv verbietet, ist, dass man etwas vom Archiv rausnimmt, aber
was man reinnimmt, ist egal. Hauptsache, es bestätigt die Dokumente nicht. Gut, so weit
so gut, die Frage ist erstmal, was ist denn überhaupt Palliografie? Und wenn man das
Ganze auf die Grundsätze reduziert, tun wir nichts anderes als eine Dekodierung. Es sind
irgendwelche Zeichen auf irgendeinem Beschreibstoff und es ist völlig egal, ob das Stein ist
oder Pergament oder Papier oder was weiß ich, Birkenrinden und aus diesen Zeichen erkennen
wir erstmal Buchstaben, die Buchstaben formen wir zu Worten zusammen und irgendwann mal
lesen wir einen Fließtext. Einfach hinlegen, das packe ich schon. Der Vorteil der mittelalterlichen
Presenters
Zugänglich über
Offener Zugang
Dauer
01:29:39 Min
Aufnahmedatum
2010-04-26
Hochgeladen am
2011-04-11 13:53:28
Sprache
de-DE