Meine Damen und Herren, ich möchte Sie sehr herzlich zum heutigen Abend mit Angelika
Overrad begrüßen, die heute zu Gast war an unserer Universität, am Department Germanistik,
an dem jedes Semester ein Poetikkolleg stattfindet. Wir haben den ganzen Tag über schon intensiv
über Angelika Oberath Texte gesprochen mit ihr und freuen uns, dass jetzt zur Krönung des Tages
diese Lesung stattfindet, zu der ich auch erwähnen möchte dankend, dass die Buchhandlung Ex Libris
diese Abendveranstaltung finanziert, was uns sehr freut. Ich möchte vielleicht auch gleich darauf
hinweisen bei der Gelegenheit, dass da vorne eine Büchertheke sozusagen aufgebaut ist und sie im
Anschluss an die Lesung dort Bücher von Angelika Oberath erwerben können, die sie auch gerne
signiert. Ich darf Ihnen Frau Angelika Oberath kurz vorstellen, sie hat in Tübingen Germanistik,
Geschichte, Italialistik und Kulturwissenschaft studiert und dann zunächst nach dem Abschluss
des Studiums Fach neuere deutsche Literaturwissenschaft promoviert mit einer sehr,
sehr schönen Arbeit, die den Titel trägt, Das andere Blau, zur Poetik einer Farbe im modernen
Gedicht. Nach dieser wissenschaftlichen Phase hat Angelika Oberath mit ihrer Familie zunächst drei
Jahre in Griechenland gelebt und dort als Autorin gearbeitet, dann ist sie nach Deutschland zurückgekehrt
1991 und hat dann sehr viele Jahre in Tübingen gelebt, bis sie dann vor einigen Jahren in das
schweizerische Dorf Szent im Unterengadin umgezogen und dort ihren Wohnsitz aufgeschlagen hat. Frau
Oberath ist Ihnen sicherlich bekannt, sowohl als Dichterin, also als Schriftstellerin, als auch als
Verfasserin beachtenswerter Reportagen, Essays und Literaturkritiken, die sie zum Beispiel immer
wieder und regelmäßig in der neuen Züricher Zeitung und der neuen Züricher Sonntagszeitung
veröffentlicht, aber auch in der Zeit, in der Frankfurter Rundschau, in der schweizerischen
Zeitschrift Du und anderen Publikationsorganen. Wenn ich sage einerseits als Reporterin und
Literaturkritikerin, andererseits als Verfasserin von literarischen Texten, dann ist das eigentlich
keine gute Gegenüberstellung, denn Frau Oberath zeichnet sich eigentlich dadurch aus, dass ihre
literarischen Arbeiten, ihre Cosa-Texte eigentlich auch durchzogen sind vom Gestus der Reportage,
wohingegen die Reportage selbst eigentlich die literarischen Texte zu lesen sind. Also die Grenze
zwischen dem Gebrauchstext und dem literarischen Text verfliest bei Angelika Oberath auf sehr
anregende, inspirierende und klangvolle Weise, wenn ich das so sagen darf. Ich möchte Ihnen deswegen
sowohl einige Essay-Bände als auch einige literarische Texte kurz nennen. Vielleicht zunächst die
Reportagen, da gibt es auch drei Bände hier zu kaufen nachher, das ist der Band, der bereits
1998 erschienen, Händler der verlorenen Farben, wahre Geschichten, dann der Band Generationenbilder,
Erkundungen zum Familienglück und nicht zu vergessen auch der Band das Halbe Brot der Vögel,
Portraits und Passagen. Mit ihrem Mann Manfred Koch verfasst Angelika Oberath auch regelmäßig für
die neue Züricher Zeitung Rebsel, also bestimmte Portraits von Dichtern oder anderen namhaften
Persönlichkeiten, die dann erraten werden müssen. Auch diese, finde ich sehr lesenswert,
Rebsel kann man erwerben, Genies und ihre Geheimnisse heißt der Titel. Nun aber auch
zu den in engeren Sinne literarischen Arbeiten, da gibt es einerseits den Roman, der nahe Tage,
Roman in einer Nacht, der 2005 im Wallstein Verlag in Göttingen erschienen und große
Beachtung gefunden hat und im Jahr 2009 hat Angelika Oberath dann ja im Lugterhand Verlag
den Roman Flughafenfische veröffentlicht, der ebenfalls sehr intensiv besprochen wurde in den
Föhnentanz und für den sie auch berühmt geworden ist, weil sie unter anderem auf der Longlist für
den deutschen Buchpreis und dann sogar auf der Shortlist für den schweizerischen Buchpreis stand,
mit diesem Roman, was wirklich eine ganz tolle Auszeichnung ist als deutsch, deutsch, deutschen
Autor, erst seit zwei Jahren schweizerische Staatsbürgerschaft, noch gar nicht, noch nicht
mal die schweizerische Staatsbürgerschaft hat, sondern nur dort lebt und bereits auf diese Weise
anerkannt ist. Ich möchte vielleicht zum Schluss sagen, dass Angelika Oberath vielfältig
ausgezeichnet wurde. Heute im Seminar hat sie uns gestanden, dass sie sich am meisten über
einen Preis gefreut hat, den sie schließlich gar nicht erhalten hat, aber für den sie vorgeschlagen
worden war, den ich von Jutta Stössinger, die ja in der Frankfurter Rundschau für eine Seite mit
Reportagen zuständig ist und die sie für den Kurt-Wolf-Preis vorgeschlagen hat. Darüber hat
sich Angelika Oberath riesig gefordert, obwohl sie nachher am Schluss nicht den Preis erhalten hat,
Presenters
Angelika Overath
Zugänglich über
Offener Zugang
Dauer
00:49:04 Min
Aufnahmedatum
2010-04-26
Hochgeladen am
2018-05-01 12:46:00
Sprache
de-DE
In der Ortlosigkeit eines Flughafens kreuzen sich die Lebenslinien dreier Menschen. Eine müde Magazinfotografin gerät vor dem Riffaquarium der Transithalle in den Schwindel fragmentierter Reisebilder aus Afrika und Asien. Sie findet eine seltsame Nähe zu dem Mann, der hier die stillen Tiere pflegt wie seine Kinder. Während sich zwischen den beiden eine verschwiegene und vorsichtige Vertrautheit entwickelt, geht nebenan im Raucherfoyer eine Ehe zu Ende. Variiert werden im Wendekreis der Fische die Muster von Sehnsucht, Einsamkeit und Paarungen. Angelika Overath, 1957 in Karlsruhe geboren, studierte in Tübingen und arbeitet seither als Reporterin, Literaturkritikerin und Essayistin (vor allem für die NZZ) sowie als Dozentin am MAZ, der Schweizer Journalistenschule in Luzern. Sie hat mehrere Bücher mit Reportagen und Essays sowie zwei Romane veröffentlicht, Nahe Tage" (2005) und Flughafenfische" (2009). Ihr Roman Flughafenfische" war sowohl für den Deutschen wie auch für den Schweizer Buchpreis nominiert. Ihre Arbeiten wurden mit verschiedenen Stipendien und Preisen ausgezeichnet, u. a. dem Egon-Erwin-Kisch-Preis für literarische Reportage (1996) und dem Ernst-Willner-Preis beim Ingeborg-Bachmann Wettbewerb (2006). Im Herbst 2010 erscheint Alle Farben des Schnees. Senter Tagebuch". Angelika Overath ist verheiratet mit dem Literaturwissenschaftler Manfred Koch und lebt zusammen mit ihm und ihrem jüngsten Sohn in Sent, Graubünden (CH). Anlässlich des Poetikkollegs des Departments für Germanistik und Komparatistik war Angelika Overath im Sommersemester 2010 zu Gast in Erlangen.